Duisburg. Der Zoo Duisburg hat vor vier Monaten erstmals Inzucht im Delfinarium erlebt. Wie sich das Tier seitdem entwickelt hat. Eine Frage bleibt offen.

„Domingo“ heißt der kleine männliche Delfin im Zoo Duisburg, der am Mittwoch der versammelten Presse offiziell vorgestellt wurde. Geboren vor vier Monaten, macht sich der Nachwuchs aber noch rar: Immer an der Seite von Mutter Debbie schwimmt das Jungtier scheu durch das Becken im Delfinarium am Kaiserberg.

Bei der Namensvergabe folgt der Tierpark einer Tradition: „Alle bei uns geborenen Delfine tragen einen Namen, der mit dem Anfangsbuchstaben ,D’ beginnt – ,D’ wie Duisburg“, sagt Revierleiter Roland Edler. Dabei verrät der Name des Jungtieres auch den Wochentag, an dem es geboren wurde, denn Domingo kommt aus dem Spanischen und bedeutet Sonntag.

Delfin-Baby im Zoo Duisburg: Bei der Geburt wog Domingo 13,8 Kilogramm

Mit der Entwicklung des Tieres sind die Verantwortlichen sehr zufrieden. Der Nachwuchs lernte die übrigen Mitglieder der Delfinfamilie kennen, schrittweise und unter Beobachtung der Tierpfleger. „Beim Kennenlernen achten wir darauf, dass zuerst die Tiere mit der engsten Verbindung zur Mutter vorgestellt werden“, erklärt Edler. Mit der Zusammenführung besteht nun auch für die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, Domingo zu beobachten und seine Aufzucht mitzuverfolgen.

Bei seiner Geburt wog Domingo gerade einmal 13,8 Kilo und war damit der kleinste Tümmler, der im Zoo Duisburg je geboren wurde, sagt Kerstin Ternes. Normalerweise haben Jungtiere bei der Geburt ein Gewicht von etwa 18 Kilogramm, so die Tierärztin.

Bei seiner Geburt war Domingo kleiner als andere in Duisburg geborene Delfine. Das Tier habe sich prächtig und arttypisch entwickelt, teilt der Zoo Duisburg mit.
Bei seiner Geburt war Domingo kleiner als andere in Duisburg geborene Delfine. Das Tier habe sich prächtig und arttypisch entwickelt, teilt der Zoo Duisburg mit. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Erstmals Inzucht bei Delfinen im Zoo Duisburg

Es gibt noch einen zweiten Grund, warum sich das neue Mitglied der Delfinfamilie von allen zuvor am Kaiserberg geborenen Großen Tümmlern unterscheidet: Die Eltern des Jungtieres sind enge Verwandte – ein solcher Fall von Inzucht war neu für das Delfinarium (wir berichteten).

Inzucht bei Delfinen im Zoo Duisburg – die HintergründeFür die siebenjährige Debbie ist es der erste Nachwuchs. Noch immer ist nicht klar, wer der Vater des Jungtieres ist. Für einen Vaterschaftstest wird noch eine Blutprobe von Debbie benötigt, doch dem zusätzlichen Stress der Entnahme soll das Tier aktuell noch nicht ausgesetzt werden, erklärt die Tierärztin. In Frage kommen Bulle Ivo, der seit 1999 in Duisburg lebt und Debbies Vater ist, und Dobbie, Halbbruder des Muttertieres.

Domingo und 32 andere Delfine wurden in Duisburg geboren

Die Konstellation stelle für das Delfinarium und die Aufzucht des Tieres keine zusätzliche Herausforderung dar, so der Zoo. Grundsätzlich werde jede Aufzucht intensiv beobachtet. Dazu zählt in den ersten drei Wochen eine 24-Stunden-Überwachung durch Tierpfleger. „Junge Delfine kommen ohne ausreichend schützendes Immunsystem auf die Welt, die ersten Lebenswochen sind daher entscheidend“, sagt Kerstin Ternes. Diese Phase habe das Jungtier souverän gemeistert.

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Der Zoo geht nicht davon aus, dass durch die enge Verwandtschaft der Elterntiere ein biologisches Risiko für Domingo besteht. Der Deutsche Tierschutzbund hatte dieser Haltung in der Vergangenheit widersprochen. So habe eine Untersuchung nachweisen können, dass Inzucht bei Großen Tümmlern zu verringerter körperlicher Fitness führen könne und damit den Fortpflanzungserfolg beeinträchtige.

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Im Jahr 1978 gelang am Kaiserberg erstmals die Nachzucht eines Großen Tümmlers, der zudem der erste Zuchterfolg in Deutschland war. Domingo ist die 33. Geburt am Kaiserberg. Seit 2011 sind im Zoo Duisburg zehn Große Tümmler geboren worden, die Aufzuchtrate liegt bei 70 Prozent.

Domingo heißt das Jungtier, das vor vier Monaten im Zoo Duisburg geboren wurde. Es ist die 33. Geburt eines Großen Tümmlers am Kaiserberg. Für rund drei Jahre weicht der Nachwuchs nicht von der Seite seiner Mutter.
Domingo heißt das Jungtier, das vor vier Monaten im Zoo Duisburg geboren wurde. Es ist die 33. Geburt eines Großen Tümmlers am Kaiserberg. Für rund drei Jahre weicht der Nachwuchs nicht von der Seite seiner Mutter. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

>> DELFINARIUM: KRITIK & WISSENSCHAFT

  • Ebenso lang wie die Aufzucht der Delfine begleitet den Zoo ein hochemotionaler Streit mit Tierschützern, die die Haltung der äußerst sozialen Meeressäuger für nicht artgerecht halten.
  • Die Kritik konzentriert sich dabei auf die verbliebenen Delfinarien in Duisburg und Nürnberg.
  • Die Haltung der Delfine in Gefangenschaft ermöglicht aber auch das Sammeln wissenschaftlicher Daten, die wiederum Artenschützern weltweit als Grundlage dienen.
  • So wurde in Duisburg beispielsweise die Haftbarkeit von GPS-Trackern mittels Saugnapf an Delfinhaut erprobt.
  • Mit den Geräten können Wanderrouten verfolgt werden. Eine Studie, die im ursprünglichen Lebensraum unmöglich gewesen wäre.