Duisburg. Ein Magazin hat die 500 besten Metzgereien in Deutschland gekürt. Zur Liste gehören zwei Duisburger Traditionsbetriebe. Was die Kritiker loben.
Das Magazin „Der Feinschmecker“ hat die besten Metzgereien in Deutschland ausgezeichnet. Zu den ausgewählten und zuvor anonym getesteten 500 Top-Adressen des Landes zählen auch zwei Duisburger Traditionsbetriebe: Die Metzgerei Simon-Berns sowie die Fleischerei Sieveneck.
„Wir freuen uns sehr“, sagt Christoph Sieveneck, der gemeinsam mit seinem Vater Ulrich den Familienbetrieb führt, den 1951 seine Großeltern Wilhelm und Therese übernommen haben. Auch Ulrichs Geschwister Paul und Georg sind Teil des Betriebs an der Fiskusstraße in Neumühl. Die Ehrung sei Anerkennung für die gute Arbeit der 33 Beschäftigten, für die es wortwörtlich mit Leidenschaft um die Wurst geht.
„Der Feinschmecker“ hat zwei Metzger in Duisburg ausgezeichnet
„Über 90 Prozent unserer Fleisch- und Wurstwaren produzieren wir selbst“, sagt Christoph Sieveneck. Ausgenommen sind etwa Parma- oder luftgetrockneter Serrano-Schinken, die zu den Lebensmitteln mit einer geschützten Herkunftsangabe zählen. Täglich werden aber bis zu 15 verschiedene Sorten Wurst hergestellt, viele nach traditionellen Rezepturen, wie auch das Gourmet-Magazin lobt.
Bei Kundinnen und Kunden sind Fleischwurst und Fleischkäse beliebt, die täglich hergestellt werden, sagt der 39-jährige Betreiber. Auch das umfangreiche Grillgut, das zu Weihnachten und Silvester wieder zahlreich gefragt war, gehöre etwa mit Steaks, Bauchfleisch und Schaschlikspießen zu den Bestsellern an der Fleischtheke. Vom „Feinschmecker“ gelobt wird auch eine Grillwurst, die mit 13 Kräutern und Gewürzen aromatisiert ist.
Anonyme Tester und Bewertungskriterien
Warum die Sievenecks in der Gourmet-Zeitschrift gelandet sind, ist schnell erklärt: Zunächst müssen Leser der Illustrierten gute Metzger empfehlen. Dann werden diese bundesweit durch anonyme Testkäufer geprüft. Dafür reisen Mitarbeiter der Zeitschrift durch das Land und erstellen letztlich die Liste mit den 500 besten Fleischereien.
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Um die Wurst geht es in verschiedenen Kategorien: Bewertet werden die handwerkliche Qualität und der Geschmack der Waren, aber auch Freundlichkeit und Kompetenz des Personals spielen eine Rolle. Ebenso die wichtigen Fragen, woher die Schlachttiere bezogen werden und wie auf das Tierwohl geachtet wird.
Metzgerei Simon-Berns wurde ebenfalls ausgezeichnet
Die bei den Sievenecks zerlegten Rinder wachsen auf Weiden am Niederrhein auf und kommen nur bei Schneefall oder extrem niedrigen Temperaturen in Stallungen unter, informiert der Betrieb. Auch bei der Metzgerei Simon-Berns, dem zweiten ausgezeichneten Duisburger Betrieb, kommt das Rindfleisch ausschließlich von ausgewählten Bauernhöfen am Niederrhein.
Wertschätzung erhält die Fleischauslage bei Simon-Berns am Friedrich-Wilhelm-Platz: „Vom Kalb liegen in der ansprechend dekorierten Verkaufstheke Klassiker wie Rückensteak und Schnitzel von der zarten Oberschale oder der herzhafteren Unterschale, ebenso Ossobuco und als spezielle Delikatessen Bries, Nieren, Leber und Zunge“, heißt es im Feinschmecker. Erwähnung findet auch der gegrillte Schweinebraten, die Kalbfleischsülze und der Naturschinken.
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Die Metzgerei Simon-Berns, seit 1870 in Familienbesitz, biete allein 13 verschiedene Sorten Leberwurst an. Das überzeugt über die Stadtgrenzen hinaus: Kunden und Kundinnen reisen von weither an, um ihr Fleisch in der Innenstadt zu kaufen, sogar aus den Niederlanden oder Köln, erzählten die Betreiber dieser Zeitung. Rund 20 Mitarbeiter sind beschäftigt, die meisten schon seit vielen Jahren. Betrieben werden nicht nur die zwei Standorte in der Stadtmitte und in Homberg, auch auf den Wochenmärkten in Neudorf, Rheinhausen und Bissingheim ist die Metzgerei vertreten.
Immer weniger Metzger in Duisburg – eingeschworene „Gemeinde“
Wenngleich 2023 nur zwei Betriebe aus Duisburg ausgezeichnet wurden – die Rhein-Ruhr-Stadt könne mit einigen hervorragenden Metzgereien punkten. „In Duisburg haben wir sehr gute Betriebe, die traditionell produzieren“, lobt Christoph Sieveneck andere Handwerksbetriebe. Doch es ist ein aussterbendes Handwerk.
Einst zählte die Innung 420 Betriebe in Duisburg, heute sind es weniger als 15 Metzgereien im Stadtgebiet. Jedes Jahr schließen bundesweit mehr Fleischereien, als neue eröffnen. Seit Ende der 60er Jahre haben in NRW vier von fünf Fleischereien dichtgemacht. Und seit mehr als 35 Jahren hat in der Stadt kein neuer Metzger mehr eröffnet, der letzte war Ganzenmüller 1985.
Vor Jahrzehnten habe noch ein Konkurrenzgedanke zwischen den Betrieben bestanden, weiß Christoph Sieveneck aus Erzählungen seines Vaters, der mit 70 Jahren noch im Betrieb tätig ist und von dem sich der Filius viel habe abschauen können. Heute hat sich das Miteinander in der Branche grundlegend verändert: „Wenn bei einem Betrieb die Maschine ausfällt, hilft man sich aus“, sagt der Fleischermeister über die eingeschworene „Metzgergemeinde“. Der 39-Jährige kennt keine Missgunst. „Ich freue mich über jeden Kunden, der dem Handwerk treu bleibt.“