Oberhausen. Das Hamburger Gourmet-Magazin „Feinschmecker“ hat Metzger in Deutschland anonym getestet – und würdigt auch Fleischermeister im Ruhrgebiet.
Hundert Jahre alt ist die bekannte Sterkrader Metzgerei Kürten in diesem Jahr geworden, doch Zeit zu feiern hatten die Kürtens nicht: zu viel Arbeit, zu viel Stress. Dafür beglückt das Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ den Familienbetrieb im Dezember mit einem unerwarteten Geburtstagsgeschenk: Die „Fleisch- und Wurstmanufaktur Ute & Udo Kürten“ ist zu den 500 besten Metzgern Deutschlands gekürt worden.
„Das macht mich unglaublich stolz“, reagiert Udo Kürten auf die Nachricht begeistert. Denn die Feinschmecker-Illustrierte findet die Metzger nach eigenen Angaben durch ein zweistufiges Verfahren: Zunächst müssen Leser des Magazins gute Metzger empfehlen – und dann werden diese bundesweit durch anonyme Testkäufer geprüft. Vier Monate lang touren die Akteure der seit Mitte der 70er Jahre existierenden Hamburger Zeitschrift aus dem Jahreszeiten-Verlag durchs Land, um aus 600 Einsendungen die 500 besten zu wählen. Dabei spielen nicht nur handwerkliche Qualität und der Geschmack der Wurst- und Fleischwaren eine Rolle, sondern auch, wie sehr die Metzger darauf achten, wie die Tiere großgezogen wurden und ob ihr Fleisch ohne allzu stressige Transporte für die Tiere aus der Nähe kommt.
Zum zweiten Mal unter den besten 500 Metzgern Deutschlands
Kürten gehörte erstmals 2014 zu den besten „Feinschmecker“-Metzgern, jetzt konnte er diesen Erfolg mit seinem Team im einzigen festen Geschäft an der Bahnhofstraße (Zilianplatz) in der Sterkrader Innenstadt wiederholen. Die exakten Kriterien für diese Anerkennung kennt der 64-Jährige nicht, aber bei der Bekanntgabe erzählte der zuvor anonyme Tester aus Bochum, dass er die Fleischfrikadelle von Kürten besonders klasse fand. „Ich habe eine Frikadelle im Auto gegessen – und die war so gut wie die von meiner Mutter. Danach habe ich gleich zehn Stück gekauft.“
Im Ruhrgebiet haben den Sprung in die 200-seitige Feinschmecker-Broschüre, die auf dem Titel „Wild“ der Ausgabe 12/22 geklebt ist, nicht viele Metzger geschafft: In Bochum die Fleischerei Dönninghaus und der Metzger Müller, in Bottrop die Biometzgerei Scharun, in Dortmund die Feinkostfleischerei Klusmeier und die Metzgerei Zander & Klube, in Duisburg die Fleischerei Sieveneck und die Metzgerei Simon-Berns, in Essen die Bickert-Fleischerei, die Bio-Fleischerei Burchhardt, die Fleischereien Bremen und Reinolsmann sowie der Metzger Gronau, in Mülheim die Fleischerei Jakob, die Gebrüder Nieß und die Metzgerei Oesterwind, in Sprockhövel Kuhlendahl, in Velbert die Fleischerei Hansen und in Witten die Fleischerei Lassner.
Zu jedem ausgezeichneten Metzger haben die Hamburger Journalisten einen kurzen Text mit den wichtigsten Infos gestellt. Bei der Oberhausener Metzgerei Kürten loben sie: „Rund 95 Prozent der Wurstwaren werden selbst hergestellt, zur Verfeinerung ausschließlich Naturgewürze und Kräuter verwendet. Alle Fleischwaren stammen aus besonders artgerechter und umweltschonender Tierhaltung.“
Bei den Kürtens übernimmt die vierte Generation die Fleisch- und Partygeschäfte
Vor 40 Jahren hatte Udo Kürten in der dritten Generation das Geschäft von seinem Vater übernommen – und es mit Partyservice, einer Eventagentur, einem kleinen Hotel und einem Miet-Restaurant für geschlossene Gesellschaften auf breitere Füße gestellt. Zum Ende des Jahres überträgt er einen guten Anteil der Firma an seine Kinder: Janine Kürten ist Eventmanagerin, Kevin Kürten ist nicht nur Fleischermeister, sondern auch noch Wurst- und Fleisch-Sommelier – die vierte Generation übernimmt allmählich.
Trotz der sich stetig verteuernden Waren an der Lebensmittelfront bleiben die Kunden Kürten treu, der nicht mit Billigpreisen auftrumpfen kann und will. „Immer mehr achten trotz der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage darauf, dass ihr Fleisch aus artgerechter Haltung stammt. Viele meiner Stammkunden können sich das zum Glück leisten; wer das nicht kann, kommt trotzdem zu uns und ist in der Woche weniger Fleisch als früher“, beobachtet Udo Kürten.
Es gibt übrigens durchaus einen „Feinschmecker“-Effekt, wenn man in dieser bundesweit bekannten Zeitschrift auftaucht. „In den ersten Wochen danach erhalte ich sehr viele Anrufe auch aus anderen, weiter entfernten Städten; es kommen dann Kunden aus Düsseldorf und anderen Ruhrgebiets-Städten zu uns und kaufen ein.“
Weiter wachsen mit seinem Geschäft will Kürten dennoch nicht. Er verkauft seine Fleischwaren neben seinem Geschäft auf den Wochenmärkten in Sterkrade, Schmachtendorf und Duisburg-Walsum. „In anderen Städten Filialen aufzumachen, das wollte ich nicht, das ist zu viel Aufwand. Denn das kann man nicht nebenbei machen, da muss man mit vollem Herzen dabei sein.“