Duisburg. Am ersten Samstag nach dem überraschenden Tod des Tierhändlers Norbert Zajac pilgerten einige Fans in die Duisburger Zoohandlung.
Vor dem Haupteingang der „größten Zoofachhandlung der Welt“ in Neumühl stehen Kerzen. Menschen haben Blumensträuße abgelegt. Ein Foto des Verstorbenen hängt an der Wand. Der Parkplatz ist voll, aber nicht voller als sonst. Die Kunden kommen von überall her, so wie immer. Auch der Andrang ist mit 4000 bis 5000 Besuchern für einen Samstag normal. Und doch ist einiges anders.
Heute füttert Mitarbeiter Christian Wenzlaff das mittlerweile bekannte Faultier Fridolin mit Blattsalat und Milch – und nicht Norbert Zajac, der Erfinder von „Norberts Welt“. Er hatte das öffentliche Ritual geschaffen. Auf dem Tisch steht ein Foto des verstorbenen Firmenpatriarchen. Und daneben liegt das Kondolenzbuch mit zahlreichen Beileidsbekundungen. „Du warst ein besonderer Mensch.“ „Viel Kraft für die schwere Zeit.“ „Ich war stets ein großer Fan Ihrer Arbeit“, ist darin zu lesen. Bei der Fütterung schaut eine der beiden Töchter von Norbert Zajac zu – mit Tränen in den Augen.
Der Duisburger Zoohändler hatte auf jede Frage eine Antwort
Auch André Blake, Magier bei Flic Flac, verfolgt die Fütterung des niedlichen Faultiers. „Ich habe von meinen Kollegen im Zirkus erfahren, dass es den Laden hier gibt, und war neugierig. Ich hoffe, dass es mit dem Geschäft weitergeht – trotz aller Kritik der Tierschützer“, sagt der Artist aus Nürnberg. Nur wenige Meter entfernt sind die Boxen mit den Hundewelpen, die zum Verkauf angeboten werden. Als Zajac damit begann, folgte Protest, der bis heute anhält.
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Früher war dieser Raum ein Lager. Daran kann sich Nicole Rau aus Gelsenkirchen gut erinnern. Sie hat vor mehr als 20 Jahren ein Praktikum in der Zoohandlung absolviert. „Zajac gab mir auf jede Frage eine Antwort“, sagt die heute 48-Jährige, die zu Hause einige exotische und weniger exotische Tiere beherbergt. „Heute sind wir gekommen, weil wir von dem Tod erfahren haben“, sagt ihr Mann Heinz Lau. Er hält Futtertiere für seine Vogelspinnen in der Hand.
Witwe ist überrascht von den versöhnlichen Kommentaren einiger Kritiker
Ins Kondolenzbuch hat sich auch Peter Guminski eingetragen. „Zajac war ein guter Kerl. Ich war geschockt, als ich von seinem Tod erfuhr“, sagt der frühere Schweißer bei Thyssen Stahl. Der Meidericher kannte den Verstorbenen seit Jahrzehnten. „Er hat mir vor Jahren ein großes Loch in die Glaswand meines Fischbeckens gefräst, damit ich einen Filter einbauen konnte. Das hätte auch in die Hose gehen können“, erinnert sich der heute 79-Jährige. Der Zoohändler sei ein Macher gewesen.
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Das bestätigt Sven Salterberg, einer von 160 Mitarbeitern des riesigen Geschäfts. Ihn habe der Durchhaltewille seines Chefs beeindruckt. „Er wollte notfalls mit dem Kopf durch Wand, das Unmögliche möglich machen – und hat immer geschafft, seine Pläne zu verwirklichen“, sagt der 44-jährige Fischexperte. Ein Korrektiv hatte der umtriebige Geschäftsmann in seiner Frau. „Mein Mann war der innovative Kopf. Aber er hat immer gesagt, dass jede Lokomotive auch einen Bremsklotz braucht“, sagt Jutta Zajac. Sie steht am Eingang der Zoohandlung und zeigt sich im Gespräch angenehm überrascht, „dass so viele Menschen so schöne Dinge“ in den sozialen Medien geschrieben haben, selbst die Kritiker.
>>Die Social-Media-Arbeit soll abgespeckt fortgeführt werden
- „Wir werden sicherlich nicht mehr so viele Filme für Facebook oder Instagram produzieren wie früher“, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Jutta Zajac.
- Die bereits produzierten Filme werden noch mit einem Hinweis veröffentlicht, erklärt Kathi Geven, Mitglied der Geschäftsführung. „Dann müssen wir uns neu sortieren. Dafür haben wir vier Tage nach dem Tod von Norbert Zajac aber noch kein Konzept.“