Duisburg. Erneut erlebt das Theater am Marientor eine Krise. Ein Experte allerdings schwärmt von der Duisburger Spielstätte. Wie er das TaM nutzen würde.
„Lachen, wenn’s ernst wird“ – das haben sich 1500 Duisburger am Sonntag im Theater am Marientor zu Herzen genommen. Die so betitelte Show sollte dem TaM Einnahmen im wichtigen Weihnachtsgeschäft bescheren, fallen seit dem Musical-Aus von „’N bisschen Frieden“ doch viele Veranstaltungen aus. Es ist ernst geworden für das TaM – mal wieder, denn zur Ruhe kam das Haus nie, von Schließungen abgesehen. Dass in der Spielstätte trotzdem viel Potenzial steckt, glaubt einer ganz fest: Guido Jansen, der mit seiner Agentur Jagu unter anderem Wolfgang Trepper vermarktet, und das TaM als Veranstalter oft gemietet hat.
Mit dem scheidenden und zuletzt scharf kritisierten Direktor Wolfgang DeMarco pflegt Jansen ein freundschaftliches Verhältnis. Die Eigentümer Marc und Daniel Schäfer hat er dagegen erst vor kurzem kennengelernt. „Ich habe mal geschildert, wie das TaM aus meiner Sicht zum Erfolg geführt werden kann“, sagt der Event-Experte über das Treffen.
Typisch Duisburg? Wie man das TaM vermarkten könnte
Die Schäfers hätten vom Theater-Geschäft keine Ahnung, „das geben die auch selber zu“. DeMarco sei „ein ganz liebenswerter Mensch“, aber mehr Künstler als Kaufmann. Dessen Nachfolge nennt Jansen „ein schwieriges Stellenprofil: Es muss jemand kommen, der sich mit Kunst auskennt. Ein bisschen Musical muss er können. Idealerweise ist er in der Stadt vernetzt und bringt technisches Verständnis mit.“
Spricht Guido Jansen über das TaM, gerät er regelrecht ins Schwärmen: „Ich kenne viele Theater. Und ein schöneres Haus habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Die plüschigen Sitze, das viele Rot...“ Erst neulich habe er sich „Les Misérables“ in London angeguckt. „Das ist auch ein schönes Theater. Aber das TaM ist schöner!“
Eher nicht so schön ist der Standort des Hauses, das sieht auch Jansen so. Die Ecke am A 40-Zubringer verbinden die Menschen mit Prostitution und Rocker-Milieu. „Aber das ist ja auch ein bisschen typisch Duisburg. In Hamburg würde jeder sagen, das ist Kiez-Kult. Wir bräuchten eigentlich mal einen Marketing-Menschen, der es schafft, das TaM so zu vermarkten.“
Theater am Marientor war für TV-Produktionen sehr gefragt
Zum Programm sagt Jansen: „Du musst dieses Haus gemischt vermieten.“ So würde er auch weiterhin auf Musicals setzen – nicht allerdings auf Produktionen, die dann über Wochen laufen. Solche haben bereits zwei Mal („Les Misérables“, „Wallace“) zur Schließung geführt; die Folgen der dritten Musical-Pleite („‘N bisschen Frieden“) sind noch nicht absehbar. Als vielversprechendes Beispiel nennt Jansen „Die Schöne und das Biest“ – fünf Shows an vier Tagen finden im Januar im TaM statt, „das ist hierfür genau das Richtige“.
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Wichtig seien auch TV-Produktionen. Dieter Nuhrs Jahresrückblick in der ARD wurde früher am Marientor aufgezeichnet, ebenso Sendungen wie „Das Supertalent“ oder „Verstehen Sie Spaß?“. „Die Leute bekommen dann manchmal gar nicht mit, was hier los ist“, sagt Jansen, „aber du hast das Ding vermietet“.
Dazu kämen saisonale Anforderungen: „Alle Häuser dieser Größe brauchen eine dauerhafte Weihnachtsbespielung. Auch die hatten wir hier schonmal: ,Vom Geist der Weihnacht’ ist sehr erfolgreich gelaufen. In Hamburg gibt es das Musical ,Die Weihnachtsbäckerei’ mit Musik von Rolf Zuckowski. Das sind Sachen, von denen ich glaube, die muss man hierhin holen.“
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TaM: Veranstalter wurden in der Vergangenheit enttäuscht
Dafür müsse man aber auch Vertrauen zurückgewinnen. Denn natürlich seien „einzelne Veranstalter“ in der Vergangenheit enttäuscht worden. Jansen erinnert sich an eine geplante Show von Torsten Sträter: „Dann war das TaM pleite, und die mussten den ganzen Kartenverkauf rückabwickeln. Sträter, Nuhr, solche Leute sind dann in die Mercatorhalle gegangen und bleiben da bislang auch.“
Jährlich 150 Nutzungstage bräuchte das TaM, schätzt Jansen, und weist auf hohe Betriebskosten hin: „Allein dass das Haus hier steht, kostet einige tausend Euro pro Tag.“ Doch die finanzielle Basis sei da. „Die Schäfer-Brüder halte ich für kompetent und ich glaube, mit ihren Hotels gibt es eine gewisse Substanz. Sanierungsstau scheint es auch nicht zu geben. Es muss niemand Millionen mitbringen und das Haus erstmal auf Vordermann bringen.“
Seine Ideen seien übrigens keine Bewerbung für den Posten als Direktor, betont Guido Jansen. „Ich betreue mit meiner Agentur schon viele Künstler und Veranstaltungen. Dafür bleibt keine Zeit.“ Gleichwohl würde er sich freuen, DeMarcos Nachfolger beraten, vielleicht sogar einarbeiten zu dürfen. Als Mieter und Veranstalter will Jansen dem Haus ohnehin weiter verbunden bleiben.