Duisburg-Neudorf. Pfarrer Tillmann Poll hat in den vergangenen Jahren in Köln gearbeitet. Für die Arbeit in Duisburg-Neudorf bringt er viele frische Ideen mit.
Tillmann Poll ist „der Neue“ in Neudorf-Ost: Im Oktober hat der Pfarrer die Nachfolge von Rainer Gertzen angetreten, der die Gemeinde interimsmäßig geleitet hat. Zuvor war Winfried Mück nach Jahrzehnten in Ruhestand gegangen. Poll und seine Familie sind aus Köln nach Duisburg gezogen – und mit offenen Armen empfangen worden. „Die Leute freuen sich massiv über Angebote und rennen uns die Bude ein.“ Zum Adventscafé haben sich jüngst 120 Personen angemeldet, 170 kamen zur Jubiläumskonfirmation. Tillmann Poll ist wichtig, dass sich die Besucher begegnen und austauschen können – die biblische Botschaft vermittelt sich dabei eher „subkutan“.
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Der 33-Jährige hat seine Vorurteile gegenüber Duisburg, auch wenn sie nie besonders groß waren, längst widerlegt. Der Abstecher zum Lichtermarkt im Landschaftspark hat ihm gut gefallen. Er mag es, wenn Altes mit Neuem verknüpft wird. „Die Herzlichkeit und die Offenheit haben die Duisburger und Kölner gemein, aber die Duisburger sind mehr geradeaus, die Kölner vielleicht ein bisschen mehr hintenrum.“ So habe man ihm vonseiten der Gemeinde schon im Sommer nach einem ersten Kennenlernen nahe gelegt, sich doch unbedingt zu bewerben. Und Poll hat genau eine 75-Prozent-Stelle, wie sie Neudorf zu bieten hat, gesucht, weil er dann noch Zeit hat, sich um seinen Nachwuchs zu kümmern. Seine Frau, eine Biologin, arbeitet in der Alzheimerforschung in Düsseldorf.
Tillmann Poll: „In Nippes steppt der Bär – da habe ich gesehen, wie Kirche im 21. Jahrhundert sein kann“
Die Entscheidung, Pfarrer zu werden, reifte in ihm schon als Jugendlicher – dabei stammt der gebürtige Bergheimer eigentlich aus einer eher kirchenfernen Familie. Doch die Schulpfarrerin beeindruckte ihn. „Sie hat uns in der Mittelstufe massiv intellektuell herausgefordert.“ Also studierte er nach dem Abi Theologie. Sein Vikariat und den Probedienst absolvierte er in zwei unterschiedlichen Stadtteilen in Köln. In Klettenberg gab es eine gewachsene Gemeinde. In Nippes wurde die Kulturkirche gegründet und er lernte eine ganz andere Art von Gemeindearbeit und Veranstaltungsformaten kennen. „In Nippes steppt der Bär. Da habe ich gesehen, wie Kirche im 21. Jahrhundert sein kann.“ Beides hilft ihm nun, neue Angebote für Neudorf-Ost zu entwickeln.
Duisburg- Familien-Gottesdienste im ViertelstundentaktHier leben viele Familien. Und obwohl Duisburg eine Großstadt sei, habe Neudorf fast dörflichen Charakter. „Meine Konfis kennen sich fast alle seit dem Kindergarten. Das ist ganz schön zu sehen, wie eingespielt die sind.“ Neben dem Gemeindezentrum an der Wildstraße befindet sich zudem ein evangelischer Kindergarten. Weihnachten soll es deshalb einen Krabbel- und zwei Familiengottesdienste geben. Der klassische sonntägliche Gottesdienst werde zwar noch angeboten und auch etwa von Menschen aus Neudorf-West besucht. „Der Sonntagsgottesdienst braucht ernsthafte Ergänzungen, sonst endet er als totgerittenes Pferd.“
Poll findet es hingegen spannend, zu schauen, wofür sich die Neudorfer zwischen 20 und 40 interessieren, die noch keine Kinder haben und eher zum Umfeld der Uni gehören. „Es gibt viele, die auf der Suche sind. Leider hat Kirche kein Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern es gibt mittlerweile viele spirituelle Angebote.“ Gemeinsam mit der Gemeinde will er sich auf den Weg machen. „Ich hab richtig Bock!“