Duisburg-Neudorf. In den vergangenen Jahren kamen bis zu 350 Erwachsene und Kinder in den Familiengottesdienst in Neudorf-Ost. Nun gibt es ein „Espresso“-Format.

Was die kleinen Gottesdienstbesucher am Heiligen Abend im Familiengottesdienst in der evangelischen Gemeinde Neudorf Ost erleben können, hat es so auch noch nicht gegeben. Die Gemeinde musste wegen Corona umdenken, wie so oft in den vergangenen zwei Jahren. „Ich habe mir sagen lassen, dass hier im Gemeindezentrum Wildstraße schon mal 350 Leute im Familiengottesdienst zusammengekommen sind“, sagt Pfarrer Rainer Gertzen, der erst seit Februar in der Gemeinde arbeitet. Aber: Ein Gottesdienst mit 350 Leuten? Unmöglich. Schon wieder ein Jahr ohne Familiengottesdienst am Heiligen Abend, wie 2020 im Lockdown? Nicht noch einmal! Pfarrer und Presbyterium grübelten gemeinsam. Und heraus kam eine ganze Serie von Minigottesdiensten. Klein, konzentriert, schnell, quasi der Espresso unter den Gottesdiensten.

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„Wenn tatsächlich 350 Leute kämen, was ja nicht sicher ist“, überlegt Gertzen laut, „dann hätten wir hintereinander sieben Kurzgottesdienste mit je fünfzig Besuchern zu feiern.“ Die einzelnen Einheiten der besonderen Weihnachtsschicht sind nicht länger als zehn Minuten. Alles ist eng getaktet: Kurzes Anspiel einer kleinen Szene noch auf dem Vorplatz, Musik aus dem offenen Fenster geblasen, dann Einlass zur Predigt. Die muss in zwei Minuten über die Kanzel sein, damit der Zeitplan nicht aus den Fugen gerät. Es braucht noch Platz für „Oh du fröhliche“, oder vielleicht „Stern über Bethlehem“ und für Gebet und Segen. Sterne zum Verteilen haben die Konfirmanden im Vorfeld gebastelt, damit hat Gertzen eine kleine Aktion vor.

Duisburger Gemeinde will viel Weihnachtsfreude in kurzer Zeit verbreiten

Das Gemeindehaus in Neudorf-Ost wird vielfältig genutzt. Im Umfeld wohnen viele Familien.
Das Gemeindehaus in Neudorf-Ost wird vielfältig genutzt. Im Umfeld wohnen viele Familien. © FUNKE Foto Services | Foto. STEFAN AREND

Der kleine Bruder des Tannenbaums muss ja auch noch geschmückt werden. Der steht so nahe an der Fensterfront des Eingangs, dass man ihn später auch noch von draußen bewundern kann. So viel Weihnachtsfreude zu verbreiten und so wenig Zeit – ganz schön anspruchsvoll. Aber Gertzen ist eigentlich zuversichtlich, dass es möglich ist, die knappe Zeitspanne gut auszunutzen, ohne Hektik aufkommen zu lassen. Und zumindest die kleinen Besucher, die traditionell kaum die Zeit bis zur Bescherung abwarten können, weiß er auf seiner Seite. „Man kann die Gelegenheit nutzen, die Leute aufmerksam zu machen, dass sich da was tut am Gemeindezentrum. Mit den Kindern hingehen, sich anstellen, am Gottesdienst teilnehmen und alles in allem in einer knappen Stunde wieder zuhause sein“, so stellt sich der praktisch sagt der praktisch veranlagte Gottesmann.

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Der erfahrene Pfarrer hat schon in der evangelischen Gemeinde von Essen Katernberg sehr große weihnachtliche Familiengottesdienste im sogenannten Bergarbeiterdom mit 1500 Plätzen geplant und gehalten, das war natürlich in der guten alten vor-pandemischen Zeit. Aber er steht Veränderungen grundsätzlich erst einmal aufgeschlossen gegenüber. Wer weiß denn schon, ob nicht gerade die kleine Portion, die Espresso-Form besonders gut ankommen wird, bei Vater und Kind? Die Viertelstunde komme der Aufmerksamkeitsspanne der Kleinen auf jeden Fall entgegen. Und das Gottesdienstteam wird am Ende dieser speziellen Weihnachtsschicht auf jeden Fall das Gefühl haben, ordentlich was geleistet zu haben, soviel ist sicher. „Es geht doch ganz einfach nur um die Weihnachtsfreude, die wir bei wirklich allen wecken wollen, die gerne dabei sein möchten“, macht der Pfarrer klar.

>> Gertzen begleitet die Gemeinde in Neudorf Ost bis nächsten Sommer

Pfarrer Rainer Gertzen ist nach der Pensionierung des langjährigen Gemeindepfarrers Winfried Mück seit Februar in Neudorf Ost tätig. Aber seine Dienstzeit ist im nächsten Sommer beendet.

Gertzen nimmt an einem Programm der Rheinischen Landeskirche an, in dem erfahrene Geistliche mit einer speziellen Beratungsausbildung als Pfarrer im pastoralen Dienst im Übergang einzelnen Gemeinden bei der Umstellung auf veränderte Bedingungen beistehen. Mück hatte die Gemeinde