Duisburg. Die Haushaltskrise wirkt nach: Viele städtische Ämter ächzen unter erheblichem Personalmangel. So soll der Service für die Bürger besser werden.
Kitas und Bürgerservice, Planungsamt oder Ausländerbehörde – das sind nur einige Beispiele für den Personalmangel bei der Stadt. „Es ist keine Kunst, Schwachstellen einer Stadt aufzuzeigen, die 40 Jahre lang ein Sparpaket nach dem anderen geschnürt hat“, sagte der Oberbürgermeister am Mittwoch nach der Kritik an ihm und am Verwaltungsvorstand bei der Personalversammlung der Verwaltung. Die Botschaft von Sören Link: Verbesserungen brauchen noch Zeit.
Trotz 400 Neueinstellungen in 2021: Noch immer 700 Stellen unbesetzt
Duisburg- Gebag säubert „Loch“ an der Steinschen GasseRund 7370 Mitarbeitende arbeiten aktuell auf 5453 Vollzeitstellen bei der Stadt und doch sind es viel zu wenige: Der Stellenplan weist 6170 Stellen aus, also sind mehr als 700 Stellen nicht besetzt. Das hat Gründe: Die Sanierung des Duisburger Haushalts über den „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ war seit seinem Beginn vor zehn Jahren begleitet von Stellenstreichungen und Wiederbesetzungssperren. Das wirkt in Pandemie und Ukraine-Krise doppelt nach, beklagte Diana Drochner, stellvertretende Personalratsvorsitzende: „Wir befinden uns dauerhaft im Krisenmodus, die Arbeitszeitkonten sind übervoll.“
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Die Anstrengungen der Verwaltungsspitze honoriert auch der Personalrat: Mit 280 liegt die Zahl der Azubis auf Rekordniveau, durch interne Qualifizierung und externe Ausschreibung von freien Stellen wächst der Personalbestand seit 2020 wieder langsam. Doch nicht schnell genug, um neue Aufgaben zu bewältigen: Etwa in der Wohngeldstelle, die durch die Gesetzesänderung vor einem Ansturm von zusätzlichen Anträgen steht.
Bis 2028 verlassen über 1000 Beamte und Angestellte die Verwaltung
Auch interessant
Langfristig begleiten wird die Verwaltung das Problem der Fluktuation: Über 15 Prozent der Belegschaft, also über 1000 Beamte und Angestellte, gehen in den nächsten fünf Jahren in Rente oder Ruhestand. Die Generation der Babyboomer wird fehlen. Durch die eigene Ausbildung sind sie nicht zu ersetzen, weil trotz Übernahme-Garantie längst nicht alle Auszubildenden Duisburg erhalten bleiben. Längst schauen sie, wenn ihnen das Angebot nicht zusagt, über die Stadtgrenzen hinaus. Auch in der Nachbarschaft ist die Not groß. „Auch Bund und Land suchen, der Fachkräftemangel trifft auch den öffentlichen Dienst“, sagt Christoph Leineweber. Die Forderung des Personalrats: „Die Stadt muss als Arbeitgeber attraktiver werden.“
„Planmäßige Überbelegung“ sorgt für Frust in den Kitas
Auch interessant
Der Frust, etwa in den Kitas, wo durch „planmäßige Überbelegung“ 27 Kinder auf eine Erzieherin kommen, sei berechtigt, räumt auch der OB ein. Obwohl sich die Haushaltslage gebessert habe, es im vergangenen Jahr 400 Neueinstellungen gab, „lösen sich die Probleme nicht von heute auf morgen“, so Link: „Das ist ein Marathonlauf.“ Gegen die Werbung um externe Bewerber stehe besonders in technischen Berufen die Konkurrenz der Privatwirtschaft, „wo 50 Prozent mehr gezahlt wird“.
Um die größte Not zu lindern, etwa in der Ausländerbehörde oder im Straßenverkehrsamt, ist auch der Einsatz von Leiharbeit kein Tabu mehr für den Personalrat. Man werde zum Thema Arbeitnehmerüberlassung in diesen Bereichen ebenso „konstruktiv reden“ wie über ein Quereinsteiger-Konzept, hieß es am Mittwoch.
Unter die Rubrik „Arbeitgebermarke Stadt stärken“ fällt auch der geplante Rathaus-Neubau an der Steinschen Gasse. Es soll die besonders publikumsintensiven Ämter beherbergen. „Wir werden ein zukunftsfähiges Verwaltungsgebäude bauen“, gelobte Link. Bis zur Einweihung werden die 2020er Jahre allerdings wohl vorbei sein.