Duisburg. In Duisburg bezahlt die Stadt Duisburg Menschen in Not Verhütungsmittel. Wie das funktioniert und was zuletzt schief ging.

Um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, gibt es in Duisburg einen Sonderfonds, mit dem empfängnisverhütende Mittel finanziert werden. Damit sollen Frauen und Männer in finanziellen und psychosozialen Notlagen geholfen werden.

Jährlich 50.000 Euro gehen zu gleichen Teilen an die freien Schwangerschaftsberatungsstellen von Caritas, Evangelischer Kirche, Haus im Hof und pro familia sowie an die städtische Schwangerenberatung.

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Verhütungsmittelfonds in Duisburg finanziert vor allem Hormon- und Kupferspiralen

Die Bilanz der Stadtverwaltung für das Jahr 2021 zeigt, dass der Fonds nicht ausgeschöpft wurde. Mit knapp 36.000 Euro wurde 122 Menschen eine Verhütungsmethode finanziert. Vermittelt wurden verschiedene empfängnisverhütende Produkte, vor allem Hormon- und Kupferspiralen, drei Männer und zehn Frauen haben sich sterilisieren lassen.

Nach Angaben der Stadt seien mit 58 die meisten Hilfesuchenden deutscher Herkunft gewesen, 29 sind aus EU-Ländern zugewandert, 17 hatten Fluchterfahrung. Die überwiegende Zahl war auf Sozialhilfe angewiesen, einige wenige bekamen Arbeitslosengeld.

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Hilfe für eine selbstbestimmte Familienplanung

In der Bilanz wird betont, dass es sich bei dem Verhütungsmittelfonds um die „früheste Form der Frühen Hilfen“ handele, weil er eine selbstbestimmte Familienplanung fördere. Dass lediglich 122 Menschen von diesem Angebot in Duisburg profitiert haben, erscheint Martina Hinssen von Bündnis 90/Die Grünen als gering. Die Ratsfrau bekannte im Jugendhilfeausschuss, noch nie von dem Projekt gehört zu haben.

Philipp Thelen erklärte als Stellvertreter von Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke, dass es weniger eine Frage des Bekanntheitsgrades sei, als eine der Steuerung. Einzelne Beratungsstellen seien stärker überlaufen als andere. Eine Vermittlung von der einen zur anderen Beratung sei nicht gelungen. „Wir haben unterschätzt, wie oft die Betroffenen dort nicht ankommen, obwohl in deren Beisein Termine vereinbart wurden.“ Nun werde das Geld aus dem Fonds anders verteilt. Ein Erkenntnisgewinn, „für den wir erst den Weg gehen mussten“.

Um Menschen in besonders belastenden Situationen zu helfen, hat die Stadt Duisburg einen Verhütungsmittelfonds aufgesetzt.
Um Menschen in besonders belastenden Situationen zu helfen, hat die Stadt Duisburg einen Verhütungsmittelfonds aufgesetzt. © dpa | Annette Riedl

>>BEDINGUNGEN FÜR DIE HILFELEISTUNG

  • Wer Mittel aus dem Sonderfonds bekommen möchte, muss mindestens seit sechs Monaten in Duisburg wohnen und mindestens 22 Jahre alt sein. Die Frauen und Männer müssen in einer wirtschaftlichen Notlage sein, also etwa ALGII beziehen, BaföG oder Asylbewerberleistungen.
  • Außerdem müssen soziale Notlagen bestehen, durch z.B. eine hohe Zahl von Kindern mit Unterstützungsbedarf, Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Krankheit. Hilfe wird auch gewährt, wenn aus medizinischer oder psychologischer Sicht von einer Schwangerschaft abgeraten wird.

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