Duisburg/Pohang. Mit „Tiger & Turtle“ gelang Heike Mutter und Ulrich Genth der Durchbruch. In einem fernen Land schufen sie dann ein ganz ähnliches Kunstwerk.
In Duisburg steht ein echtes Unikat. Die begehbare Skulptur „Tiger & Turtle“ ist ein Wahrzeichen der Stadt geworden und weithin als Ausflugsziel und Fotomotiv beliebt. Ein Unikat bleibt das Kunstwerk auch weiterhin, und hat doch ein wenig seiner Einzigartigkeit verloren. Denn die Skulptur „Spacewalk“ im südkoreanischen Pohang haben Heike Mutter und Ulrich Genth im gleichen Stil entwickelt. Das Bauwerk wird jetzt ein Jahr alt.
Pohang ist eine Industrie- und Hafenstadt an der Südostküste des Landes, drei Zugstunden von der Hauptstadt Seoul entfernt. Sie weist manche Ähnlichkeit zu Duisburg auf. So hat Pohang rund 500.000 Einwohner und ist der Unternehmenssitz der Pohang Iron and Steel Company (POSCO), einem der weltweit größten Stahlproduzenten. Spacewalk auf den bewaldeten Hügeln des Hwanho-Parks war ein Geschenk von POSCO an die Stadt.
„Spacewalk“ ist noch größer als Duisburgs „Tiger & Turtle“
Die ebenfalls begehbare Skulptur sprengt die Dimensionen von Tiger & Turtle deutlich. Die Grundfläche von 60 mal 57 Metern ist größer (Tiger & Turtle: 40 mal 41 Meter), der höchste begehbare Punkt liegt mit 20 Metern über der entsprechenden Stelle in Duisburg (13 Meter, ohne die Halde). Und auch bei der Länge des Weges hat Spacewalk mit 333 Metern die Nase vorn (Tiger & Turtle: 220 Meter).
Das nachts beleuchtete Werk ist bei freiem Eintritt für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Maximal 250 Personen dürfen die silbern glänzende Skulptur gleichzeitig betreten. Das tun sie von einer zentralen Zugangstreppe aus; anschließend können sie zwischen zwei Richtungen wählen, auf denen sie den Weg erklimmen können.
Wie Tiger & Turtle erinnert Spacewalk mit den charakteristischen Kurven und Loopings zunächst an eine Achterbahn. Auf der eigenen Webseite beschreiben Heike Mutter und Ulrich Genth ihr Werk so: „Indem sie gängige Erwartungen an maschinelle Beschleunigung ironisch unterläuft, treibt die imposante Arbeit ein subtiles Spiel mit den Kategorien Geschwindigkeit und Entschleunigung.“
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„Tiger & Turtle“ bescherte Künstlerduo internationale Aufmerksamkeit
Spacewalk soll, insbesondere nachts durch die integrierte Beleuchtung mit weißen LED-Bändern und -Modulen, an eine Zeichnung erinnern, die sich vom Himmel abhebt. „Aus der Distanz betrachtet ergeben sich immer wieder neue Perspektiven“, finden Mutter und Genth. „Verlässt man jedoch seinen Standpunkt, so löst sich die Zeichnung wie ein Vexierbild auf.“
Das Künstlerduo erhielt einst mit Tiger & Turtle erste internationale Aufmerksamkeit. Am 12. November 2011 wurde das Kunstwerk in Angerhausen feierlich eröffnet. Fast genau zehn Jahre später, am 18. November 2021, fand die Einweihung des Spacewalk statt.
Das Werk nimmt auch Bezug auf die lokale Mythologie der Pohang-Region und die in Korea stark ausgeprägte Tradition der Himmelsbeobachtung. Es soll deshalb auch als Observatorium benutzt werden, um von dort die Umgebung, der Sternenhimmel und den Auf- und Untergang Sonne zu beobachten.
Der Titel Spacewalk ist der Terminologie der Raumfahrt entnommen. Er bezeichnet den Ausstieg aus dem Raumfahrzeug in die Schwerelosigkeit des Weltraums.
>> HEIKE MUTTER UND ULRICH GENTH SCHUFEN TIGER & TURTLE
- Heike Mutter und Ulrich Genth entwickeln seit 2003 gemeinsam künstlerische Projekte für den öffentlichen Raum und für Ausstellungsräume im In- und Ausland. Ihre Arbeiten sind stets orts- und kontextbezogen angelegt und sollen die wechselhaften Bedingungen von Öffentlichkeit reflektieren.
- Das Künstlerduo lebt seit 2007 in Hamburg, wo Heike Mutter eine Professur an der Hochschule für bildende Künste inne hat.
- Spacewalk ist die erste große Arbeit der beiden auf dem asiatischen Kontinent.