Duisburg. 24 Stunden lang ging es für Extremsportler Carsten Neder im Rückwärtsgang auf und ab: Weltrekordversuch auf „Tiger & Turtle“ in Duisburg.
Für die meisten Ausflügler ist allein das Erklimmen der Wanheimer Heinrich-Hildebrand-Höhe hin zur Großskulptur „Tigern & Turtle“ schon sportliche Herausforderung genug. Für Carsten Neder begann am Wochenende auf der Duisburger Anhöhe aber erst sein großes Vorhaben.
Der Extremsportler aus dem bayrischen Weßling startete am Samstag um 15 Uhr einen ziemlich verrückten Weltrekordversuch. In 24 Stunden wollte er seinen eigenen Rekord im Stufen-Rückwärtslauf brechen. Im Dezember des letzten Jahres hatte er im Münchener Olympiaturm 87.720 Stufen und insgesamt 8600 Höhenmeter innerhalb dieser Zeit geschafft und damit eine absolute Bestmarke in dieser eher seltenen Disziplin gesetzt.
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Kein Weltrekord auf Tiger&Turtle
In Duisburg konnte er sich nicht übertrumpfen: Am Ende hatte der 46-Jährige 67.164 Stufen in 396 Runden erlaufen. Insgesamt sind das 43 Kilometer und 4120 Höhenmeter. Kein Weltrekord, aber eine beachtliche Leistung.
Carsten Neder lag am Sonntag kurz vor 14 Uhr entspannt auf der Massagebank und ließ sich die stark beanspruchten Beinmuskeln von Katja Ammann massieren. 60.900 Stufen hatte er bis dahin rückwärtslaufend geschafft. Dass er seinen Münchener Rekord nicht übertreffen konnte, war zu dem Zeitpunkt klar. Der Ultra-Sportler nannte die Gründe: „Die unterschiedliche Stufenbreite habe ich unterschätzt, das war nicht einfach.“ Zudem waren bei Temperaturen von über 20 Grad „viele Besucher auf der ,Achterbahn’, da galt es Kollisionen zu vermeiden.“
Beim Weltrekord im Olympiaturm war es einfacher. Katja Ammann: „Da hatten wir das Treppenhaus nur für uns und die Stufen waren einheitlich breit.“ Unzufrieden war das Team um Carsten Neder aber nicht: „Hier waren so viele nette Menschen, die auch gespendet haben, das hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Kurz nach 14 Uhr begab sich der Extremsportler wie geplant auf die letzten Runden: „Das zieh ich jetzt durch, vielleicht spenden die Besucher ja noch.“
Weltrekordler mag außergewöhnliche Herausforderungen
Neder hat seit seinem ersten Ultratrailmarathon über die Distanz von 100 Kilometern (das Ziel war die Zugspitze) Gefallen an außergewöhnlichen Herausforderungen gefunden. Aber nicht nur die extremen sportlichen Aufgaben reizen den Inhaber eines Grafik-Studios, seine außergewöhnlichen Laufevents verknüpft er immer wieder mit Spendenaktionen.
Der Spendenerlös aus seinem Weltrekordversuch an der Großskulptur „Tiger & Turtle“ geht an die „Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung“. Die Stiftung des 1987 selbst an Blutkrebs erkrankten weltberühmten Tenors, der die lebensbedrohliche Erkrankung dank einer intensiven Therapie überstanden hat, unterstützt seit 30 Jahren die Leukämie-Forschung. Carsten Neder hofft, dass bei seinem Duisburger „Spendenrückwärtslauf“ ein namhafter Betrag zusammenkommt.
Der topfitte Sportler möchte Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zurückgeben
Der auf diese Weise zusammengekommene Betrag kommt dem Spendentopf der großen „José - Carreras - Benefizgala“ zugute, die am 7. Dezember (20.15 Uhr) im MDR live übertragen wird. Dass die Aktion Carsten Neders an der Duisburger Landmarke dabei auch eine Rolle spielen wird, dürfte feststehen.
„Bisher haben sich Großunternehmen aus der Region noch nicht bei uns gemeldet“, so Carsten Neder, der aber optimistisch bleibt: „Das kann ja noch kommen.“ Seinen eigenen Antrieb, sich für soziale Zwecke einzusetzen, formuliert er so: „Mir geht es gut, das ist nicht bei allen Menschen so. Ich möchte einfach etwas zurückgeben.“
Gut vorbereitet hat sich der Extremläufer auf seinen Start in Duisburg: „Ich war bereits vor drei Wochen hier, habe fünf Stunden trainiert.“ Warum für den Rekordversuch gerade Tiger & Turtle ausgesucht wurde? „Wir haben nach einer interessanten Location gesucht, die auch begehbar ist.“
Unterschiedlich breite Stufen erfordern gute Konzentration
Dass die Sache nicht ganz so einfach werden würde, war Neder nach seinen ersten Trainingseindrücken schnell klar: „Die Stufen sind unterschiedlich breit, da muss man schon sehr konzentriert sein.“ Immerhin sind jeweils 174 Stufen zu überwinden, bis man zur Sperre kommt. Das gleiche gilt für die ebenfalls in der Rückwärtsbewegung zu absolvierende Strecke bis zum Startpunkt.
Die Skulptur für die Besucher blieb auch während des 24-stündigen Rekordversuchs frei zugänglich. Am Samstag sah Neder das noch nicht als Problem: „Da komme ich schon mit klar, in der Nacht sind ja wohl weniger Leute unterwegs.“ Ganz so einsam war die Nacht auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe für den bayrischen Supersportler auch nicht. Ein siebenköpfiges Begleitteam hatte nicht nur die imposante, hell erleuchtete Wanheimer Industriekulisse im Blick, sondern auch Carsten Neder.
Betreuerin Vera Hartlieb: „Wir versorgen Carsten mit Getränken und Nahrung, Erste Hilfe können wir im Notfall auch leisten.“ Und vielleicht auch über so manchen „toten Punkt“ hinweghelfen. Dem wirkt der Laufsportler aber schon selbst entgegen: „Dagegen kann man angehen, mentale Stabilität kann man trainieren.“
Dazu ein staunender Besucher, der den Start des „24-Stunden-Laufs“ beobachtete: „Das ist ja schon bekloppt. Aber es ist ja für einen guten Zweck. Das verdient Respekt...Chapeau.“
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>>SPENDENKONTO:
Auch nach dem Ende der Ultra-Laufaktion an der „Tiger & Turtle“ - Achterbahn darf weiter gespendet werden für die „Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.“:
- Per Banküberweisung auf das Spendenkonto der Commerzbank AG München, IBAN: DE96 7008 0000 0319 9666 01, Kennwort: Spendenlauf Tiger & Turtle.
- Über das Internet-Portal der Stiftung unter www.carreras-stiftung.de oder auch mittels einer SMS an die Nummer 81190 und dem Kennwort „Blutkrebs“. Mit diesem Verfahren werden 5 Euro für die Stiftung abgebucht.
- Die „José Carreras Gala“ wird am 7. Dezember 2022 ab 20.15 Uhr im MDR live übertragen.