Duisburg-Mündelheim. Weidehähnchen verkauft jetzt ein Bauernhof im Duisburger Süden. Das Fleisch hat seinen Preis – dafür ist es artgerecht und ohne Kükenschreddern.
Hähnchen aus artgerechter Haltung, von weiblichen und männlichen Tieren, ganz ohne Kükenschreddern: Seit kurzem setzt der Bauernhof Mosch im Duisburger Süden – Haus Grind – auf Weidehähnchen. Das neue Angebot kommt gut an.
Mit der Idee, durch die Aufzucht von Weidehähnchen die Angebotspalette des Mündelheimer Bauernhofs „Haus Grind“ zu erweitern, lagen die Moschs offensichtlich richtig. Bisher konnte man auf dem Hof in unmittelbarer Nähe des Rheindeichs Eier, Suppenhühner und die um die Weihnachtszeit stark gefragten Gänse erwerben. „Wir müssen uns halt weiterentwickeln, wollten ausprobieren, ob das mit den Hähnchen funktioniert“, erläuterte Hof-Chefin Marita Mosch das neue Projekt.
Die neuen Weidehähnchen aus dem Duisburger Süden sind begehrt
Mit diesem Angebot ist man offensichtlich in eine Marktlücke gestoßen, denn die ersten 60 Hähnchen waren im Nu vorbestellt und verkauft. Am ersten Juni-Wochenende werden die Hähnchen frisch gerupft und ausgenommen an die Kunden weitergegeben, geschlachtet wurden die Tiere zwei Tage zuvor.
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Auch wenn an solchen arbeitsintensiven Tagen die ganze Familie gefordert ist, die Verantwortung für die Aufzucht der Weidehähnchen hat Mosch-Sohn Manuel, der hauptberuflich als Maschinenbau-Ingenieur tätig ist. Unterstützt wird er dabei von seiner Ehefrau Lena. Mit ihr und dem acht Monate alten Töchterchen Frieda lebt er ebenfalls auf dem idyllisch gelegenen Hof. Auch Manuel Mosch freut sich, dass die Weidehähnchen-Idee so gut eingeschlagen hat: „Dieses Angebot gibt es sonst im näheren Umkreis nicht, damit haben wir schon ein Alleinstellungsmerkmal.“
Bauer Mosch: Mehr als 20 Jahre Erfahrung im Schlachten von Geflügel
Erweitert werden soll die Weidehähnchen-Aufzucht erstmal nicht: „Wir warten ab, ob die Nachfrage so anhält.“ Wenn es ans Schlachten geht, sind Marita und Lena Mosch außen vor: „Das sollen die Männer machen.“ Das kann sich auch Manuels junge Ehefrau Lena nicht vorstellen: „Ich hab die täglich versorgt, die Tiere abends auf Händen in ihren Stall getragen, wenn sie keine Lust hatten, sich selbst für die Nacht dorthin zu bewegen.“
Reinhard Mosch hat seit mehr als 20 Jahren – seit dem Beginn der Gänsemast – Erfahrung im Schlachten von Geflügel. Er und Sohn Manuel haben den nach dem Tierschutzgesetz erforderlichen Sachkundenachweis für die Schlachtung von Tieren erworben und sind somit im Besitz „der Lizenz zum Töten“, wie Marita Mosch schmunzelnd anmerkt.
In 80 Tagen vom Küken zum schlachtreifen Hähnchen – ohne Kükenschreddern
Sie und ihre Schwiegertochter haben mit dem Ausnehmen der geschlachteten Hähnchen genügend zu tun. Rund 80 Tage dauert die Aufzucht, als „tischtennisballgroße Küken“ werden die männlichen und weiblichen (!) Jungtiere von einem Brutbetrieb aus dem Münsterland angeliefert. Während die schlachtreife Charge sich auf der eingezäunten Wiese hinter den Hofgebäuden von frischem Gras ernährt, wird die nächste Generation schon im Stall aufgezogen. Die soll verkaufsfertig im August an die Kunden ausgeliefert werden.
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Wenn die weiblichen und männlichen „Hähne“ (siehe Kasten unten) sich im eingezäunten Weidebereich bewegen, funktioniert ihr angeborener Instinkt bestens. Taucht ein Graureiher, Bussard oder Sperber am Himmel auf, beenden die halbstarken Jungtiere sofort ihre Hahnenkämpfe, stellen ihre ersten Flugversuche ein und verschwinden flugs in ihre Behausung oder unter den extra aufgestellten Anhänger. Das tun sie auch, wenn sich am Himmel ein Flugzeug zeigt. Man weiß ja nie...
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Wer denkt, die auf diese Weise aufgezogenen Hähnchen seien zum Preis wie an der Imbiss-Bude zu haben, muss umdenken. Verkaufsfertig wiegt das Geflügel 1,5 bis 2,5 Kilogramm. Der Preis beträgt aktuell 13,40 Euro pro Kilo. Die Erklärung von Marita Mosch leuchtet ein: „Das Tierwohl hat seinen Preis, artgerechte Haltung ist natürlich teuerer als die viel kritisierte Massentierhaltung.“
BRATHÄHNCHEN: MÄNNLICHE UND WEIBLICHE HÜHNER WERDEN AUFGEZOGEN
- Als „Brathähnchen“ wurden schon immer männliche und weibliche Tiere aufgezogen. Die aus speziellen Kreuzungen hervorgegangenen Tiere (Hybride) werden in der Fachwelt als „Broiler“ bezeichnet. Diese Tiere dienen ausschließlich der Fleischproduktion.
- Das ist bei der „Hähnchenzucht“ aber nicht neu, wie Marita Mosch erklärte: „Das ist nur mit der allgemeinen Entfremdung von der Landwirtschaft in Vergessenheit geraten.“
- Kontakt: Haus Grind / Bauernhof Mosch, Kegelstraße 141, 47259 Duisburg, 0203 78 15 12.