Duisburg. Rainer Schaller, der verunglückte McFit-Gründer, hatte die Loveparade nach Duisburg geholt. Hier ist sein Name mit der Massenpanik verknüpft.

Es sollte eine Marketing-Kampagne XXL werden, stattdessen wurde es eine der größten Katastrophen im Duisburg der Nachkriegszeit: Die von McFit-Gründer Rainer Schaller ins Ruhrgebiet geholte Loveparade brachte großes Leid in viele Familien, in die Stadt selbst – und wirkt bis heute nach. Ablesbar ist das an den vielfältigen, auch pietätlosen Reaktionen zum Flugzeugabsturz des Fitness-Managers.

21 Tote und hunderte Verletzte, ein Mammutprozess ohne Urteil, ein per Bürgerentscheid aus dem Amt gejagter Bürgermeister – die Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 hat die Stadt und ihre Bürger in ihren Grundfesten erschüttert. Untrennbar verbunden damit ist der Name Schaller, dessen Firma Lopavent das Technoevent organisiert hatte.

Rainer Schaller wurde im Loveparade-Prozess nur als Zeuge gehört

Angeklagt wurde er zur großen Enttäuschung vieler Hinterbliebener nicht, vier seiner Mitarbeiter sollten vor Gericht die Verantwortung tragen. Im Prozess sagte der Multimillionär lediglich als Zeuge aus, glänzte mit Erinnerungslücken, blieb widersprüchlich. Dass er zwei Jahre später forderte, „die Verantwortlichen müssen gefunden werden“ und es brauche „dringend“ einen Prozess, machte viele sprachlos.

Schaller selbst sah sich bei den Techno-Partys eher in einer repräsentativen Rolle. Am Tag der Loveparade sonnte er sich zusammen mit Ehrengästen wie Wladimir Klitschko auf einer Brücke über dem Festivalgelände oder zeigte sich mit Comedian Oliver Pocher und Entertainer Ross Antony im Festzelt. Am Tag danach, bei der Pressekonferenz im Duisburger Rathaus, saß er mit erstarrtem Gesicht neben Oberbürgermeister Adolf Sauerland, antwortete nur schmallippig und einsilbig. Das Bild brannte sich ins kollektive Gedächtnis der Stadt ein.

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Hilfsfonds für die Opfer der Loveparade

Medienwirksam entschuldigte er sich wenige Monate später in einer Fernsehshow bei zwei der Verletzten. In Briefen habe er kondoliert, Gespräche angeboten, einen Hilfsfonds über eine Million Euro aufgelegt. Dass die Hilfe nach Angaben von Opfervertretern mit einem Rechtsmittelverzicht verknüpft war, erzählte er da nicht.

An den Gedenkveranstaltungen am Ort des Geschehens sah man Schaller nur einmal – im Zuge einer Dokumentation für den WDR. In den Kommentaren zum Flugzeugabsturz bezeichnen nicht wenige den Unfalltod des Sportmanagers als „Karma“. In den vergangenen Jahren gab es zudem Boykottaufrufe gegen McFit. Als das Unternehmen eine Filiale im italienischen Brescia eröffnen wollte, gab es ebenfalls Schlagzeilen: Es ist der Geburtsort von Giulia, die in der Massenpanik starb. Ihre Mutter erklärte: „Für uns war es ein Schock. Es zeigt einen Mangel an Respekt. Es macht die Lage für uns wieder schlimmer.“ Ungeachtet dessen geht McFit dort wie auch in Duisburg seinen Geschäften nach.