Essen. Der Gründer der Fitnessstudio-Kette McFit Rainer Schaller war an Bord des vor Costa Rica verunglückten Flugzeuges.

An Bord des vor der Küste Costa Ricas verunglückten Kleinflugzeuges haben sich nach Angaben der örtlichen Behörden der deutsche Unternehmer Rainer Schaller und Angehörige befunden. Eine Quelle im Ministerium für öffentliche Sicherheit in San José bestätigte am Sonntag, dass der Gründer der Fitnessstudio-Kette McFit und weitere fünf Menschen zum Zeitpunkt des Absturzes in der Maschine waren. Bisher wurden die Leichname zweier Todesopfer gefunden, die Suche dauerte an.

Der Unternehmer Schaller, der mit Fitnessstudios zum Millionär wurde, hat nicht erst durch seine Rolle bei der Loveparade 2010 auch im Ruhrgebiet Bekanntheit erlangt. Schaller stammte aus dem beschaulichen Schlüsselfeld in Oberfranken, einem Ort von knapp 6000 Einwohnern. Seine Eltern betrieben dort einen Lebensmittelladen, auch Rainer Schaller lernte Einzelhandelskaufmann – wechselte dann aber in die Fitnessbranche.

Was 1997 mit der ersten „Fitnesshalle für alle“ in Würzburg begann, entwickelte sich zu Deutschlands größter – und einer der billigsten – Kette von Fitness-Studios. 2000 eröffnete Schaller seine ersten „McFit“-Filialen außerhalb Würzburgs – in Oberhausen und Bochum. Heute hat McFit nach Angaben des Mutterkonzerns RSG Group mehr als 250 Filialen in verschiedenen europäischen Ländern.

Einst die „Fitnesshalle für alle“, warb McFit im Sommer 2010 mit dem Slogan „Einfach gut aussehen“. Im Bild eine Filiale in Duisburg. Von Würzburg aus war Rainer Schaller ab 2000 mit seiner Fitnessstudio-Kette ins Ruhrgebiet expandiert, die ersten Filialen eröffneten in Bochum und Oberhausen.
Einst die „Fitnesshalle für alle“, warb McFit im Sommer 2010 mit dem Slogan „Einfach gut aussehen“. Im Bild eine Filiale in Duisburg. Von Würzburg aus war Rainer Schaller ab 2000 mit seiner Fitnessstudio-Kette ins Ruhrgebiet expandiert, die ersten Filialen eröffneten in Bochum und Oberhausen. © FUNKE Foto Services (Archiv) | Stephan Eickershoff

Rainer Schaller: Lopavent übernahm die Loveparade ab 2006

So professionell wie der Mann mit der markanten Glatze sein Fitness-Imperium aufzog, so gezielt packte er in den frühen 2000er-Jahren die Loveparade an. Nachdem die Parade in Berlin immer weniger Besucher anzog und in den Jahren 2004 und 2005 gleich ganz ausfiel, stieg Schaller mit seiner Lopavent GmbH als Veranstalter ein. „The Love is Back“ hieß es im Juli 2006 in Berlin, und 1,2 Millionen Menschen kamen. Die Idee, die Parade ins Ruhrgebiet zu holen, wurde als geschickter Coup gefeiert.

Schaller wies immer wieder Vorwürfe von sich, er habe die Parade nur als Werbeplattform für seine Fitnessfirma benutzen wollen. Andererseits war das natürlich einer der Hauptgründe für sein Engagement. Das gelb-blaue Logo war bei den Paraden unter seiner Regie überall präsent, die Loveparade ein fester Bestandteil der McFit-Welt.

Loveparade 2010 wurde in Duisburg zur Katastrophe

Die Loveparade trat den Siegeszug durchs Ruhrgebiet an: 2007 wurde in Essen getanzt, ein Jahr später in Dortmund. Drei weitere Ausgaben hatten die Wirtschaftsförderer der Metropole Ruhr fürs Revier vereinbart: Bochum, Duisburg und Gelsenkirchen sollten noch folgen. Doch Bochum sagte im Januar 2009 ab, wegen Sicherheitsbedenken.

17. Juni 2010, Pressekonferenz zur Loveparade in Duisburg: Hier posiert Rainer Schaller (2. v. re.) mit Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer der Ruhr.2010 ), Moderator Oliver Pocher, Musikproduzent Anthony Rother und dem damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (von links nach rechts).
17. Juni 2010, Pressekonferenz zur Loveparade in Duisburg: Hier posiert Rainer Schaller (2. v. re.) mit Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer der Ruhr.2010 ), Moderator Oliver Pocher, Musikproduzent Anthony Rother und dem damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (von links nach rechts). © FUNKE Foto Services (Archiv) | Stephan Eickershoff

2010, mitten im Kulturhauptstadtjahr, soll die Techno-Welt auf Duisburg schauen. „The Art of Love“ heißt die erste eingezäunte Loveparade am 24. Juli 2010 auf dem alten Güterbahnhofs-Gelände. Es kommt zur Massenpanik am engen Zu- und Ausgang, 21 Menschen sterben, mehrere Hundert werden verletzt.

Rainer Schaller über Loveparade 2010: „Gibt ein Leben davor und danach“

Schaller, der Erfolgsmann, war mit einem Mal eines der Gesichter der Katastrophe. In der denkwürdigen Pressekonferenz am Morgen des 25. Juli 2010 saß er neben dem damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland und verkündete, dass es nie wieder eine Loveparade geben werde. „Worte reichen nicht aus, um das Maß meiner Erschütterung zu erklären“, sagte er damals und beteuerte: „Mir ist alles daran gelegen, die Geschehnisse vollständig aufzuklären.“

Im Prozess, der erst mehr als sieben Jahre später, im Dezember 2017, startete und im Mai 2020 ohne Urteile eingestellt wurde, zählte der Lopavent-Geschäftsführer nicht zu den Angeklagten. „Es gibt ein Leben vor und ein Leben nach der Loveparade“, sagte Schaller 2017 dieser Redaktion. „Alles, was ich erlebt habe, hat mein Leben tief geprägt.“

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Schallers Millionenprojekt „The Mirai“ in Oberhausen platzte

Aus Respekt vor den Betroffenen und Angehörigen habe er sich seit 2010 ganz bewusst mit Interviews zurückgehalten, er habe die moralische Verantwortung für die Katastrophe übernommen. „Ich war das Gesicht der Loveparade“, sagte er 2018 als Zeuge im Prozess.

Rainer Schaller im August 2017: Damals stellte er seine Pläne für das Millionenprojekt „The Mirai“ in Oberhausen vor.
Rainer Schaller im August 2017: Damals stellte er seine Pläne für das Millionenprojekt „The Mirai“ in Oberhausen vor. © FUNKE Foto Services (Archiv) | Christoph Wojtyczka

Die Geschäfte indes liefen weiter, auch ohne die ganz große Bühne. Im Sommer 2017 kündigte Schaller an, einen zweistelligen Millionenbetrag in Oberhausen zu investieren. Mit „The Mirai“ sollte die Stadt in drei ehemaligen Stahlindustriehallen den größten Fitness-Tempel der Welt bekommen. Doch das Projekt verzögerte sich zunächst, wurde dann im November 2020 endgültig beerdigt. (shu/mit dpa und afp)

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