Duisburg. Das Tierheim in Duisburg schlägt Alarm: Für welche Tiere es einen Aufnahmestopp gibt, wie stark der Kostendruck ist und was das Heim nun fordert.
Das Tierheim in Duisburg schlägt Alarm und hat einen Aufnahmestopp für Katzen, Kaninchen, Vögel und Hunde ab Schäferhundgröße verhängt. Das bedeutet: Privatleute, die diese Tiere in der Einrichtung in Neuenkamp abgeben wollen, werden weiterverwiesen. Dies macht Heimleiter Lutz Kaczmarsch auf Nachfrage der Redaktion klar.
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„Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden, arbeiten gut mit anderen Heimen zusammen“, sagt er, „aber viele, vor allem im Ruhrgebiet, haben aktuell dieselben Probleme. Wir sind einfach am Limit.“
Tierheim Duisburg: Aufnahmestopp für Katzen, Kaninchen, Vögel und teils für Hunde
60 Vögel gibt es aktuell im Heim und 50 Kaninchen – „so viele wie noch nie, hat mir eine Mitarbeiterin erzählt“, so der Heimleiter. „Ich führe das eindeutig darauf zurück, dass sich viele Leute in Corona-Zeiten Kaninchen angeschafft haben, die sie nun wieder loswerden wollen.“ Das Gleiche gelte teilweise für die insgesamt 150 Katzen.
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Die Gründe für eine Abgabe liegen laut Kaczmarsch auch an den hohen Kosten – für Futter einerseits. „Die Preise für Katzenstreu zum Beispiel, das mit Gas getrocknet wird, haben sich verdoppelt.“
Hoher Energiebedarf: Warnung vor Exoten
Zudem haben der Deutsche Tierschutzbund und „Wild Life“ Privatleute kürzlich erst noch eindringlich davor gewarnt, sich Exoten anzuschaffen. Wegen des hohen Energiebedarfs. „Es heißt, dass im Ruhrgebiet jeder dritte Haushalt Reptilien hat“, so Kaczmarsch. „Bartagame sind da für Einsteiger besonders beliebt. Aber die brauchen ein besonderes UV-A- und UV-B-Licht. Wir haben gar nicht die Voraussetzungen, um Exoten aufzunehmen. Aber da wird mir in diesen Zeiten echt anders.“
Das Tier werde zum Luxusgut, „zumal sich viele auch den Tierarzt nicht mehr leisten können“, so der Leiter des Heims, das nun diese Probleme ausbaden müsse. „Jede zweite unserer Katzen ist krank – und zwar so richtig“, so Kaczmarsch. „Das fängt bei Verletzungen an und hört bei Tumoren auf. Ich habe richtig Angst vor dem November, weil ich nicht mehr weiß, wie wir das alles bezahlen sollen.“
„Die Hälfte der Hundesteuereinnahmen zur Unterstützung der Tierheime“
Er plädiert dafür, die Hälfte der Hundesteuereinnahmen zur Unterstützung der Tierheime zu verwenden – „anstatt für neue Autos für Stadtpolitiker“, so Kaczmarsch, der sich in Rage redet. „Aber das wird der Deutsche Städtetag nie zu beschließen, weil er auf die Gelder nicht verzichten will.“
Die Stadt Duisburg hat Mitte Juli mitgeteilt, dass das finanzielle Budget für das Tierschutzzentrum, das das Heim mit aktuell rund 350 Tieren an der Lehmstraße betreibt, auf rund 500.000 Euro pro Jahr aufgestockt werde. „Doch das reicht vorne und hinten nicht“, stellt Kaczmarsch klar. „Wir brauchen hier mehr Unterstützung, zumal das Spendenaufkommen massiv rückläufig ist.“
Duisburg sei am Samstag, 22. Oktober, erstmals Ausrichter der Herbsttagung des Landestierschutzverbands NRW. „Da müssen all diese Themen auf den Tisch.“