Duisburg. Eine Jugendbande verbreitet in der Duisburger Innenstadt Angst. Anwohner sind verunsichert. Was über drei festgenommene Jugendliche bekannt ist.
Die Duisburger Polizei hat drei jugendliche Intensivtäter erwischt und festgenommen. Die drei 15-Jährigen sitzen aktuell in Jugendhaftanstalten in Untersuchungshaft und sollen für Sachbeschädigungen, Taschen- und Ladendiebstähle, gefährliche Eingriffe in den Bahnverkehr, gefährliche Körperverletzungen und Raubüberfälle verantwortlich sein. Zusammen summieren sich die Vorwürfe auf rund 60 Straftaten, die sie zwischen Mai und September 2022 begangen haben sollen.
Die Tatverdächtigen waren dabei immer in unterschiedlichen Konstellationen mit anderen Jugendlichen unterwegs – insbesondere auf der Königstraße, in U-Bahnen und in benachbarten Stadtteilen. Nachbarn und Händler, die an der Hohe Straße wohnen, haben deshalb einen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg geschrieben, in dem sie ihn auffordern, sich endlich um die Situation zu kümmern. „Wir haben schon so oft die Polizei gerufen, aber es tut sich einfach nichts“, schildert ein Anlieger die Situation.
Polizei Duisburg betont: „Es lohnt sich immer, die Polizei zu verständigen“
Polizeisprecher Jonas Tepe betont allerdings: „Es lohnt sich immer, die Polizei zu verständigen. Wir sind nicht nur mit Streifenwagen unterwegs, sondern auch in zivil.“ Erst wenn die Vorfälle aktenkundig würden, könne auch gehandelt werden.
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Bereits Ende Juli gingen die bereits polizeibekannten C. und E. Einsatzkräften ins Netz. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg erließ ein Richter nach der Palette von Straftaten Haftbefehle gegen die beiden Intensivtäter. Bis in den September hinein soll der Dritte, O., zahlreiche Straftaten begangen haben. Ihn nahmen Beamte Ende September fest. „Das sind keine lieben Jungs, die haben keine Manieren“, betont Pressesprecher Jonas Tepe gegenüber unserer Zeitung. Ein Anlieger sagt erbost: „Wenn wir uns früher so verhalten hätten, da hätte es Laschen gesetzt.“ Er sei in der Duisburger Innenstadt aufgewachsen und wohne schon seit Jahren in einer Seitenstraße der Fußgängerzone – so schlimm wie in den vergangenen Monaten war es noch nie.
Nachbarn der Hohe Straße schreiben an den Oberbürgermeister
Die folgenden Beispiele der Straftaten zeigen, wie skrupellos die Jugendlichen zu Werke gegangen sind: In einer Nacht Ende Mai haben C. und E. mit einem weiteren Jugendlichen in einer U-Bahn während der Fahrt von Hochfeld in Richtung Innenstadt gewaltsam an einer Türe gerissen. Als sie damit keinen Erfolg hatten, zogen sie die Notbremsen. Die Bahnfahrerin (58) stellte sie zur Rede. Daraufhin spuckten die Angreifer sie an – einer traf sie sogar im Gesicht.
Rund eineinhalb Monate später war C. mit einem zwölf Jahre alten Komplizen auf der Königsstraße unterwegs. Gemeinsam sollen sie einen 16-Jährigen getreten haben, als dieser bereits am Boden lag. Dem 15 Jahre alten Begleiter des 16-Jährigen soll ein Angreifer dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Eine Streife stellte die Tatverdächtigen auf der Landfermannstraße.
Jugendliche sollen Molotow-Cocktail auf Zeitungsboten geworfen haben – Videoaufnahmen zeigten Täter
Ende Juli haben es C., E. und ein weiterer Jugendlicher auf einen Zeitungsboten (64) auf der Kremerstraße abgesehen. Mitten in der Nacht sollen sie einen Molotow-Cocktail auf den Duisburger geworfen, und ihn dabei nur knapp verfehlt haben. Auf Videoaufnahmen waren die Tatverdächtigen zu sehen. Der 64-Jährige erkannte sie zudem auf Fotos wieder. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg erließ das Amtsgericht Duisburg gegen beide Intensivtäter Untersuchungshaftbefehle. Ermittler der Kriminalpolizei nahmen einen von ihnen in seiner Wohnung fest. Die andere Festnahme erfolgte durch eine Streifenwagenbesatzung nach einer Sachbeschädigung auf frischer Tat.
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Ende August überfielen fünf Jugendliche – einer von ihnen O. – einen 13-Jährigen in einem Fast-Food-Restaurant an der Königsstraße. Sie hielten ihr Opfer fest und stahlen sein Portemonnaie aus der Bauchtasche. Dann schlugen und traten die Angreifer den Jungen und seinen 15 Jahre alten Freund. Kriminalbeamte kamen dem Intensivtäter auf die Spur und identifizierten ihn anhand von Zeugenaussagen und Fotos – ebenso einen weiteren Tatverdächtigen im Alter von 15 Jahren. Die Ermittlungen sind derzeit noch nicht abgeschlossen.
Staatsanwaltschaft erließ Haftbefehl gegen die drei Jugendlichen
Rund einen Monat später haben Jugendliche zwei Sicherheitsmitarbeiter der DVG an der Haltestelle Steinschen Gasse attackiert. Sie sollen die beiden Männer beleidigt, bespuckt und mit einem Messer bedroht haben. Nach derzeitigen Erkenntnissen war der 15-jährige O. an der Aktion beteiligt. Auch in diesem Strafverfahren laufen die Ermittlungen noch.
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Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg erließ das Amtsgericht Duisburg auch gegen O. einen Untersuchungshaftbefehl. Kripo-Beamte nahmen ihn Ende September in der elterlichen Wohnung fest.
Für jugendliche Intensivtäter gibt es spezielle Ansprechpartner bei der Polizei Duisburg. Bei ihnen laufen alle Straftaten zusammen, die auf das Konto dieser Teenager gehen. Dies soll dazu führen, dass die Polizei schon früh solche „kriminellen Karrieren“ erkannt werden. „Das Kommissariat hält auch den Kontakt zu den Erziehungsberechtigten und zum Beispiel zum Jugendamt“, sagt Polizeisprecher Tepe. Diese Jugendlichen schon vor ihrer Strafmündigkeit mit 14 Jahren im Auge zu haben und eng zu betreuen sei dabei besonders wichtig. Der Streifendienst, der Bezirksdienst und zivile Beamte wollen die Innenstadt verstärkt im Blick behalten und dort weiterhin präsent sein. Ihre Erkenntnisse haben bereits bei den Ermittlungen gegen die drei Intensivtäter geholfen.
Ob es nun an der Hohe Straße ruhig wird, kann die Polizei noch nicht prognostizieren. „Aber es spricht sich herum, dass drei der Jugendlichen in Untersuchungshaft sitzen“, ist sich der Polizeisprecher sicher. Ein Anwohner ist da skeptischer: „Am schlimmsten ist es, dass die es geschafft haben, dass ich mir abends meine Gedanken mache.“
>> So reagiert die Stadt Duisburg auf die Schilderungen
- „Bei den Beschwerden handelt es sich überwiegend um Eigentumsdelikte oder Körperverletzungen, für die die Polizei zuständig ist“, erklärt ein Stadtsprecher. Die Polizei führe gemeinsam mit dem Städtischen Außendienst (SAD) Kontrollen durch. „Das Umfeld rund um die Königstraße wird grundsätzlich täglich und zu unterschiedlichen Zeiten, so auch im Nachmittagsbereich, intensiv durch den SAD kontrolliert.“
- Mit den Gewerbetreibenden seien bereits Gespräche über die Probleme geführt worden. „Außerdem befindet sich das Bürger- und Ordnungsamt hier auch im engen Austausch mit der Polizei, dem Jugendamt, dem Kommunalen Integrationszentrum und dem Citymanagement.“
- Sofern Sachbeschädigungen, Körperverletzungen oder sonstige Delikte beobachtet werden, sollte umgehend die Polizei verständigt werden. Außerdem sei der städtische Außendienst montags bis freitags von 8 bis 23 Uhr sowie samstags von 10 bis 24 Uhr telefonisch unter der Rufnummer 0203 283 3900 erreichbar, wenn Verstöße wie etwa Lärmbelästigungen oder Verschmutzungen durch Müll festgestellt werden.