Duisburg. Die Tourismuszahlen sind auch in Duisburg coronabedingt eingebrochen. Schwierige Zeiten – auch für den Homberger Hotelier Oliver Bay.
Der Hotel- und Gaststättenverband sieht die Zukunft der Duisburger Hotels eher in dunklen Farben. Dennoch kämpfen die Häuser mit viel Eigeninitiative und Kreativität uns Überleben. Im ersten Halbjahr haben rund 63.700 Gäste Duisburgbesucht – das sind 55 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 49 Prozent auf etwa 140.000. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamte.
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Wichtig für die korrekte Interpretation ist allerdings der Vergleichswert zum Jahr 2018. Dort, und auch in den Jahren zuvor, konnten sich Duisburg über kontinuierlich steigende Übernachtungszahlen freuen. Der Zuwachs vom Jahr 2018 zu 2019 betrug in Duisburg stabile 5,3 Prozent. Vor allem Touristen aus dem Ausland haben die Niederreingegend für sich entdeckt. Viele Häuser investierten in den Aus- oder Umbau. Doch dann kam Corona und damit für viele ein massives Problem. „Unser Haus besticht durch das Jugendstil-Flair. Das bedeutet aber auch, dass ich regelmäßig Reparaturen durchführen muss. Da waren die 9.000 Euro, die wir bekommen haben, recht schnell weg“, sagt beispielsweise Brunhild Langen vom Hotel Garni in Homberg.
Hoffen auf Radtouristen
Klaus Hübenthal, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel und Gaststättenverbands NRW blickt angespannt in die Zukunft: „Dadurch, dass Duisburg seine Übernachtungszahlen zum großen Teil aus Messebesuchern oder Tagungen rekrutiert, wird es auch künftig wenig Bewegung nach oben geben.“
Trotzdem lassen Brunhild Langen oder auch Oliver Bay, Inhaber der Homberger Central-Pension, den Kopf nicht hängen. Nach der langen Durststrecke kommt langsam wieder Bewegung in die hiesige Hotelszene. Gerade Radtouristen nutzen die kleinen, sehr liebevoll und individuell geführten Häuser nun vermehrt auf ihren mehrtägigen Touren.
Alte Apotheke mit viel Detailliebe zur Pension umgebaut
Auf viele Radler hofft auch Oliver Bay, der in Duisburg-Homberg die Central-Pension betreibt. Eine Pension, die eine Zeitreise vor der Haustür möglich macht. Mit viel Liebe und Detailtreue hat der Duisburger die ehemalige Apotheke um- und rückgebaut. Genau so, wie sie vor 100 Jahren war. Na ja zumindest fast, denn es gibt heutzutage auch den einen oder anderen Fernseher auf den Zimmern, moderne Steckdosen und ausreichend elektrisches Licht.
Zimmer gibt es insgesamt sieben. Alle ganz individuell gestaltet und mit alten Fotos gespickt, die die Fantasie der Gäste von ganz allein auf die Reise zurück ins vergangene Jahrhundert schicken. Damals, als der Herr Apotheker die Pülverchen im Hinterzimmer noch selber gemischt hat. „Mir war wichtig, dass das Ambiente des Hauses nicht zerstört wurde. Die Architektur ist wunderschön und das Haus hat mehrere Architekturpreise bekommen“, erzählt Bay.
„Schon als Kind ins Haus verliebt“
Bis 2009 war in dem hellrosa Eckhaus mit den niedlichen Dachgauben in der Tat eine Apotheke angesiedelt. Dann wurde der Bau verkauft, die Zukunft schien ungewiss. „Ich hatte mich schon als Kind in das Haus verliebt und habe dann einfach zugeschlagen und das Objekt gekauft“, erzählt der studierte Sozialwissenschaftler. Sofort hat er angefangen, die Räume wieder in den Ursprungszustand zurückzubauen, die alten Böden wieder zum Vorschein zu bringen und das verbliebene Medizin- und Medikamentenequipment zu sichten und zu bewahren. „Zu Beginn wollte ich das Haus in Büroräume umbauen, dann habe ich zwischendurch selbst drin gewohnt und irgendwann fiel mir auf, dass die Alte Apotheke eine fantastische Lage für eine Pension hat.“
Detailverliebtheit statt Luxus
Und schon war die Idee der Central Pension geboren. Frequentiert wird sie keinesfalls nur von nostalgiehungrigen Pharmareferenten oder pensionierten Medizinern. Die Apotheke liegt an mehreren Fernradwegen und deshalb hat Oliver Bay im Sommer viele Radler zu Gast, die sich über ein sauberes Bett zum günstigen Preis freuen. Auch internationale Gäste bleiben öfter ein paar Tage, um sich die Metropole Ruhr anzuschauen.
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Mit 35 Euro pro Nacht ist das rosa Haus tatsächlich günstiger als so manche Jugendherberge. Darüber freuen sich auch Montagearbeiter und Messebesucher, die in den umliegenden Städten zu tun haben und das Einheitsambiente der Hotelketten nicht mehr sehen können. Schwelgenden Luxus kann der müde Rast-Suchende nicht erwarten, es gibt weder ein eigenes Badezimmer noch ein Restaurant. Dafür jede Menge Individualität und Detailverliebtheit.
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„Verhungert ist uns hier noch niemand, die Fußgängerzone ist nur knappe fünf Minuten entfernt“, sagt der Chef, der früher die Hochschulgastronomie in Schleswig-Holstein betreut hat und die Corona-Zeit nutzt, um einen neuen Seminarraum zu gestalten. Auch, wenn er die Zahl der Gäste in den vergangenen Monaten an einer Hand abzählen kann, bleibt Oliver Bay optimistisch und hofft auf viele Radler, die in Duisburg Halt machen.