Duisburg. Alle 70.000 Fernwärmekunden in Duisburg müssen ab Oktober viel mehr zahlen. Wie teuer es werden kann, zeigt eine Beispielrechnung eindrucksvoll.

Die Stadtwerke Duisburg haben ihren Strom- und vor allem ihren Gaskunden schon drastische Preiserhöhungen zum 1. November angekündigt (wir berichteten). Nun müssen auch alle rund 70.000 Fernwärme-Kunden in Duisburg mehr zahlen – und zwar schon ab 1. Oktober 2022.

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Wie die Fernwärme Duisburg GmbH mitteilt, begründet sie diesen Schritt mit den in Folge des Ukraine-Kriegs von der Bundesregierung eingeführten Gasumlagen zur Stabilität des Energiemarktes sowie mit den gestiegenen Beschaffungskosten. In der Ampel-Koalition im Bund mehren sich allerdings die Stimmen gegen eine Gasumlage. Eine Entscheidung steht noch aus. So will die Fernwärme Duisburg GmbH ihre Kunden nun über die Kostensteigerungen informieren.

Fernwärme Duisburg: Erhebliche Preissteigerung für Kunden

Der Arbeitspreis liegt ab 1. Oktober 2022 demnach in den Versorgungsgebieten Mitte-Süd-West und Hamborn bei 13,35 Cent pro Kilowattstunde brutto. Nach Unternehmensangaben betragen die monatlichen Gesamtkosten hier dann dadurch für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahreswärmeverbrauch von 22.500 Kilowattstunden rund 299 Euro. Dies entspricht demnach einer Steigerung von rund 32 Prozent.

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Die Fernwärme-Kunden in diesem Versorgungsgebiet hatten im Rahmen einer vertragsgemäßen Anpassung bereits zum 1. Juli 2022 erhebliche Preiserhöhungen hinnehmen müssen. Nach einer Beispielrechnung musste ein Kunde mit einem Wärmeanschlusswert von 15 kW und einem Jahreswärmeverbrauch von 22.500 Kilowattstunden für ein beispielhaftes Objekt eines Einfamilienhauses seitdem rund 237 Euro im Monat bezahlen. Mit dem Preisstand zum 1. Januar 2022 waren es für diesen Beispielhaushalt noch rund 186 Euro.

Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde stieg dabei von 6,87 auf 9,53 Cent, der Grundpreis zwar nur minimal um rund 1,2 Prozent, in Summe führte dies aber damals schon zu einer Gesamtpreissteigerung von 27,2 Prozent.

Mehrkosten auch für Haushalte in Walsum und Homberg

Für die Haushalte in den Bezirken Walsum und Homberg, die an das Netz der Fernwärmeschiene Niederrhein angeschlossen sind, liegt der Arbeitspreis ab 1. Oktober 2022 bei 13,01 Cent pro Kilowattstunde. Hier hatte es zum 1. April 2022 die letzte vertragsgemäße Anpassung gegeben und der Netto-Arbeitspreis sich von 5,550 Cent pro Kilowattstunde auf 7,133 Cent erhöht. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch – immer abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa der Dämmung – zwischen 12.000 und 20.000 Kilowattstunden pro Jahr waren das schon Mehrkosten zwischen 192 und 320 Euro netto im Jahr.

Die Fernwärme Duisburg GmbH will ihre Kunden schriftlich über alle Details und die genauen Preisbestandteile in den unterschiedlichen Versorgungsgebieten informieren. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers werden mit den Anschreiben auch entsprechende Abschlagsanpassungen verschickt.

Hoher Gasanteil bei Fernwärmeerzeugung

Die tatsächlichen Mehrkosten sollen dann aber am Ende dieses Jahres anhand des Verbrauchs spitz abgerechnet werden – je nachdem, wie viel Erdgas zur Fernwärmeerzeugung eingesetzt werden musste. Entscheidend dafür ist in Duisburg das Erdgas- und Dampf-Kraftwerk in Wanheim. Außerdem wird industrielle Abwärme und Wärme aus Biomasse genutzt. Der Gasanteil ist aber vor allem in den Versorgungsgebieten Mitte-Süd-West und Hamborn mit über 90 Prozent besonders hoch.

Die Fernwärme Duisburg GmbH verweist darauf, dass auch andere Versorger wie Rheinenergie die Mehrkosten nun an ihre Fernwärmekunden weitergeben. Das Unternehmen mit Sitz in Köln hat ebenfalls zum 1. Oktober 2022 Preiserhöhungen angekündigt.

Klausel in den Verträgen

Die Verbraucherzentrale in Duisburg hatte zuletzt zwar noch betont, dass Fernwärmekunden laut Bundesministerium die Gasumlage nicht zahlen müssen (Stand 15. August 2022), aber gleichzeitig erklärt, dass sich dies ändern könnte. Die Fernwärme Duisburg GmbH beruft sich nach eigenen Angaben aktuell auf eine Klausel in den Verträgen mit ihren Kunden, die Preisanpassungen „bei besonderen Verhältnissen“ ermögliche.

>> NEUES BLOCKHEIZKRAFTWERK IN DUISBURG-HOCHFELD IST GASBETRIEBEN

  • Neben dem Erdgas- und Dampf-Heizkraftwerk in Wanheim, ein Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung soll künftig auch das neue Blockheizkraftwerk in Hochfeld an der Bungertstraße mit geplantem Betriebsbeginn in diesem Herbst Fernwärme liefern.
  • Allerdings ist es auch gasbetrieben, was aktuell ein Problem ist. „Wenn wir es nicht benötigen, werden wir es wegen der aktuell hohen Gaspreise nicht einsetzen“, erklärte DVV-Konzernsprecher Ingo Blazejewski. (mit pw)