Duisburg. Die Stadtwerke Duisburg investieren in die Produktion von Strom und Wärme. Alle Daten und Fakten zum neuen Gas-BHKW in Hochfeld.

Acht Jahre nach der Entscheidung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung und vier Jahre nach der Stilllegung des Kraftwerks an der Bungertstraße stehen die Stadtwerke in Duisburg vor dem Wiedereinstieg in die Produktion von Strom und Wärme in Hochfeld. In der ehemaligen Rauchgas-Reinigung des Kohlekraftwerks entstehen sieben gasbetriebene Blockheizkraftwerke (BHKW). Im September sollen die Anlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von 31,5 Megawatt in Betrieb gehen.

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Weg vom Gas- Stadtwerke Duisburg sagen, was zu beachten istMitte 2020 hat die Umsetzung des Projekts begonnen, in das der Versorger rund 40 Millionen Euro investiert. In dieser Woche werden die Herzstücke der Anlage eingebaut – sieben 16-Zylinder-Motoren mit jeweils 271 Litern Hubraum. Etwa drei Meter hoch, sechs Meter lang und 1,5 Meter breit sind die blaulackierten Aggregate, gefertigt bei der Mannheimer Caterpillar-Tochter MWM.

Um die jeweils 52 Tonnen schweren Motoren an ihre Position schieben zu können, schweben sie auf Luftkissen, die ein Monteur auf diesem Bild abringt. So wir der Versiegelung des Bodens durch den Transport der Aggregate vor Beschädigungen geschützt.
Um die jeweils 52 Tonnen schweren Motoren an ihre Position schieben zu können, schweben sie auf Luftkissen, die ein Monteur auf diesem Bild abringt. So wir der Versiegelung des Bodens durch den Transport der Aggregate vor Beschädigungen geschützt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Spezialfirmen für Bewegung und Installation der Gasmotoren in Duisburg

Für die Installation ist die ETW Energietechnik aus Moers engagiert, ein Team des hessischen Industriemontage-Spezialisten Scholpp ist angerückt, um die 58 Tonnen schweren Motoren zunächst über eine Rampe in die Halle und anschließend in schallgedämmten Kabinen zu bugsieren. Auf Rollen würde das funktionieren, doch es geschieht auf Luftkissen. „Die Boden-Beschichtung ist sehr empfindlich, sie könnte durch das hohe Gewicht beschädigt werden“, erklärt Projektleiter Manfred Lehmann.

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Also wird der jeder Motor zunächst mit Hydraulik-Pressen hochgebockt, sechs Platten untergeschoben, an der deren Unterseite mit 3,5 bar Druck in ein kreisrundes Luftkissen eingeblasen wird. Nur etwa einen Millimeter schwebt die Last dann über dem Boden. Genug, um den Motor zunächst mit der Muskelkraft von vier Männern zu drehen und dann per Gabelstapler an seinen finalen Standort zu bugsieren.

Aggregate können bis zu 30.000 Duisburger Haushalte mit Strom versorgen

Mit 1000 Umdrehungen pro Minute werden die Gasaggregate über Generatoren Strom produzieren, die 450 Grad heißen Abgase werden in Wärmetauscher im Obergeschoss der Halle geführt und zur Fernwärme-Produktion genutzt. „So kommt die Anlage auf einen Nutzungsgrad von etwa 90 Prozent. Sie kann bis zu 20.000 Haushalte mit Wärme, bis zu 30.000 mit Strom versorgen“, erläutert Projektleiter Lehmann.

Der Energieträger Gas ist deutlich klimafreundlicher als Kohle: Unter 100 Gramm CO2 entstehen pro Kilowattstunde produzierten Stroms, etwa 240 Gramm waren es im Kohlekraftwerk. Nicht nur aktuelle, sondern auch künftig geplante Umweltstandards werden damit eingehalten, betonen die Stadtwerke. Noch klimafreundlicher wäre der Betrieb mit grünem Wasserstoff – auch er ist mit den Motoren möglich.

Schwebt der Motor einmal auf den Luftkissen, kann er mit dem Gabelstapler an seine Position in den schallgedämmten Kabinen geschoben werden.
Schwebt der Motor einmal auf den Luftkissen, kann er mit dem Gabelstapler an seine Position in den schallgedämmten Kabinen geschoben werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gas-BHKW ist deutlich flexibler zu betreiben als Kohlekraftwerk

Weitere Vorteile: Das Gas-BHKW lässt sich deutlich flexibler betreiben als ein Kohle-Block – Strom und Wärme können vor allem dann produziert werden, wenn es erforderlich und lukrativ für Unternehmen und Kundschaft ist. „Im Zusammenspiel mit dem Wärmespeicher und der Verbindungsleitung zur Fernwärmeversorgung Niederrhein können wir den Betrieb des Heizkraftwerks III in Wanheim von der Wärmebereitstellung entkoppeln und flexibilisieren“, erklärt Andreas Gutschek, Technik-Vorstand der Stadtwerke.

Projektleiter Manfred Lehmann und seiner Mannschaft gibt der Einbau der neuen Technik auch ein lang vermisstes Gefühl: „Erstmals seit 2005 legen wir nicht nur still und bauen ab, sondern investieren wieder in eine Erzeugungseinheit. Neue Arbeitsplätze werden die BHKW nicht erfordern. Während im Kohlekraftwerk noch rund 100 Mitarbeitende beschäftigt waren, laufen die neuen Anlagen, von Fernsteuerung und gelegentlicher Wartung abgesehen, komplett ohne Personal.

>> FÖRDERUNG FÜR INVESTITION IN EFFIZIENTE KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG

  • Zum Bau der sieben Blockheizkraftwerke haben sich die Stadtwerke Duisburg im Juni 2019 erfolgreich an der jährlichen Ausschreibung der Bundesnetzagentur für die KWK-Erzeugungskapazitäten beteiligt und eine Förderzusage erhalten.
  • Die Investition beläuft sich nach Angaben der Stadtwerke auf rund 40 Millionen Euro. Die Förderung erfolgt allerdings nicht auf diese Summe, sondern auf die Betriebszeit, maximal auf 3500 Betriebsstunden pro Jahr.