Duisburg. Im Mai wurde zwei Grachten am Duisburger Innenhafen das Wasser abgelassen, um sie zu sanieren. Nun steht ein Startpunkt für die Bauarbeiten fest.

Die Speichergracht und die Hansegracht liegen derzeit auf dem Trockenen. Weil zwei der drei Grachten am Duisburger Innenhafen undicht sind und Wasser verlieren, sollten diese bereits im Juni saniert werden. „Ende August sollte das Wasser wieder fließen“, schildert ein Anwohner die Situation vor Ort. „Die Begehung war im Mai und Juni, danach passierte: Nichts.“ In der Nachbarschaft gebe es sogar das Gerücht, die beauftragte Firma sei pleite, berichtet er und kritisiert: „Der Innenhafen wird immer noch gerne und zahlreich von Auswärtigen besucht und gilt als Vorzeigeprojekt, aber der augenblickliche Zustand der Grachten macht gar keinen guten Eindruck für die Stadt.“

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Auf Nachfrage unserer Zeitung, bestätigt Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe, dass die Bauarbeiten tatsächlich noch nicht begonnen haben. „Im Oktober soll es so weit sein. Voraussichtlich im Februar ist alles fertig, abhängig von der Witterung.“ In einer ersten Ausschreibung habe keine Firma ein Angebot für die Arbeiten am Innenhafen abgegeben, deshalb sei der ursprüngliche Zeitplan nicht zu halten gewesen.

Spezielle Flüssigfolie soll die Grachtenbecken am Duisburger Innenhafen abdichten

Im Mai war die Hansegracht noch gefüllt. Die Fischer Stefan Staas und Jules Wallinger siedelten die Fische, die dort lebten, um.
Im Mai war die Hansegracht noch gefüllt. Die Fischer Stefan Staas und Jules Wallinger siedelten die Fische, die dort lebten, um. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

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Bereits im Mai wurde bei der Speicher- und der Hansegracht das Wasser abgelassen. Zuvor wurden von einem Fischer noch die Koikarpfen und Stichlinge gefangen und in einen Teich umgesiedelt – die Fische waren ursprünglich gar keine Grachtenbewohner. Vermutlich hatte eine Privatperson, die am Innenhafen wohnte, diese dort ausgesetzt.

Ab Oktober sollen nun das Sohlsubstrat und die Tonabdichtung ausgehoben und Fugen in den Betonstützwänden mit einer speziellen Flüssigfolie abgedichtet werden. Auch die drei Kaskadenbecken am Kopf der Grachten erhalten eine Abdichtung aus einer aufzutragenden Flüssigfolie. In die Sohle wird eine neue spezielle Tonabdichtung eingebracht und zum Schutz dieser wird darauf eine neue Schotterschicht ausgelegt. „Bevor es losgehen kann, müssen noch die Pflanzen entfernt werden“, erklärt Volker Lange.

Grachten wurden in den 1990er Jahren angelegt – und sammeln das Regenwasser

Die Grachten stammen aus den 1990er Jahren. Die für das Wohnquartier künstlich angelegten Gewässer nehmen das Regenwasser von Dächern und Grundstücken auf. Von dort fließt das Wasser in das Becken des Innenhafens.

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Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes Innenstadt ist vorgesehen, auch die Holzgracht an der Küppersmühle über den Philosophenweg hinaus zu verlängern. Sie konnte „aus eigentumsrechtlichen Gründen“ bisher nicht vollständig ausgebaut werden.

Außerdem soll eine Verbindung für Fußgänger und Radler ins Wasserviertel entstehen. „Ein Ziel ist die Verzahnung des Innenhafens mit dem Wasserviertel und der angrenzenden Innenstadt. Die Grachten stellen eine attraktive öffentliche Wegeverbindung dar“, heißt es von den Stadtplanern. Mit einer Million Euro ist das Projekt aufgeführt und soll in Abstimmung mit den Wirtschaftsbetrieben realisiert werden.

Einen Zeitplan, so Volker Lange, gibt es dafür allerdings noch nicht.

>> Die Geschichte des Innenhafens

Die Extraschicht setzt den Innenhafen regelmäßig in Szene. Auch das große Becken ist ein künstliches Gewässer.
Die Extraschicht setzt den Innenhafen regelmäßig in Szene. Auch das große Becken ist ein künstliches Gewässer. © WAZ FotoPool | Ilja Höpping
  • Bevor der Innenhafen zum Anziehungspunkt für Touristen und Büroarbeiter wurde, war der Bereich Jahrzehnte ein Areal, in das sich niemand verirrte, der dort nicht arbeitete. Der Innenhafen mit seinen markanten Mühlen- und Speichergebäuden war einst größter europäischer Getreideumschlagsplatz und wurde entsprechend „Kornkammer des Ruhrgebiets“.
  • Nachdem der Hafen seine wirtschaftliche Funktion verloren hatte, wurde er 1989 Teil der Internationalen Bauausstellung, IBA Emscherpark.
  • Im Jahr 1995 erfolgte der sogenannte Sanierungsbeschluss. Danach konnte das 90 Hektar große Areal entwickelt werden.
  • Das hintere Innenhafenbecken ist mit dem Portsmouthdamm Ende 1999 vom eigentlichen Hafen abgeschnitten worden. Aufwendig wurde zunächst der Damm errichtet, dann das Wasser abgelassen, der Boden des Beckens um fünf Meter erhöht und dann der Bereich wieder geflutet. Ziel war es, in diesem innerstädtischen Stadtviertel das Regenwasser naturnah verdunsten oder versickern zu lassen. Doch auch das große Innenhafenbecken war immer wieder mal undicht, Lecks mussten geflickt werden.