Duisburg. Der „Birth Trolley“ erleichtert an den Sana-Kliniken Duisburg die Geburt von Frühchen. So läuft die Erstversorgung des Babys vor dem Abnabeln.
Babys, die zu früh auf die Welt kommen, sind besonders gefährdet. Durch den „Birth Trolley“ ist ihr Start ins Leben ein bisschen sicherer geworden. Der Neonatologe Francisco Brevis Nuñez ist nach den ersten acht Geburten an den Sana-Kliniken in Duisburg restlos begeistert.
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Durch den Birth Trolley oder auch Geburtstisch ist es nun möglich, ein Neugeborenes noch maximal zehn Minuten durch die Nabelschnur versorgen zu lassen. Es schwebt auf einer Plattform über dem Bauch der Mutter, wird über eine Wärmelampe vor dem Auskühlen geschützt, eine sterile Folie schützt das fragile Wesen zusätzlich vor Wärmeverlust.
Der „Birth Trolley“ ermöglicht eine entspannte Versorgung des Frühchens
Bisher wurden Frühchen nach einem Kaiserschnitt sofort abgenabelt, in warme Tücher gewickelt und zur Erstversorgung in einen Nebenraum gebracht, erzählt Brevis Nuñez. Jetzt ist Zeit gewonnen, „in der wir uns total entspannt um das Kind kümmern können, denn die Mutter macht die komplette Versorgung über die Nabelschnur“.
Selbstständig zu atmen sei insbesondere bei Frühchen eine Herausforderung: „Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ändert sich der ganze Kreislauf“, sagt Prof. Dr. Markus Schmidt, Ärztlicher Direktor der Sana Kliniken.
Mütter können ihr Frühgeborenes auf dem Geburtstisch sehen
Auf einem Video zeigt Brevis Nuñez den Geburtstisch im Einsatz, wo das Baby über der Kaiserschnitt-Öffnung der Mutter schwebt. Der Kinderarzt befestigt bei dem Frühchen eine Kontrolle zur Sättigung des Sauerstoffs im Blut am Ärmchen. Die dicke Nabelschnur pulsiert weiterhin und gibt dem Kind alles Lebensnotwendige. Der Kinderarzt streicht über die Brust des Babys, um es zum Atmen zu animieren, hilft kurz mit einer Sauerstoffmaske nach, um die Lunge zu öffnen. Der kleine Erdenbürger schreit und wenig später kann der Gynäkologe auf der anderen Seite abnabeln.
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Der Birth Trolley hat noch einen Vorteil: Er ist zugleich autonomes Gefährt und es bleibt Zeit, um den OP-Tisch herumzufahren und der Mama ihr Kind zu zeigen, „sie kann es berühren, bevor wir in die Erstversorgung weiterfahren“, erzählt der Kinderarzt. „Für die Mamas ist das ein gutes Gefühl.“
Kürzlich wurden so auch schon Zwillinge auf die Welt gebracht, nacheinander wurden sie auf den Birth Trolley gehoben, ein paar Minuten versorgt und dann erst abgenabelt, berichtet Brevis Nuñez. Für eine Drillings-Geburt müssten es wohl zwei dieser Geburtstische sein, plant er schon in die Zukunft.
Der Birth Trolley wird „zum Standard in der Geburtshilfe“
Es sei prognose-entscheidend, wenn die Kinder nicht an eine Beatmung angeschlossen werden müssen: „Wir wissen, dass die Kinder weniger Hirnblutungen erleiden, weniger Krankheiten bekommen“, sagt der Kinderarzt. Der Birth Trolley, in Leiden in den Niederlanden entwickelt, werde aktuell in immer mehr Neonatologien eingesetzt, „das wird zum Standard“, prophezeit Brevis Nuñez. Das Sana sei nach Bonn das zweite Haus in NRW, dass ihn im Einsatz hat.
35.000 Euro kostet das mannshohe Gerät, an dem zwei Sauerstoffflaschen hängen, die Wärmelampe, Messgeräte und der schmale Geburtstisch. Der beste „Brutkasten“ für ein Baby sei immer noch die Mutter, betont Schmidt, die Forschung sei weit entfernt von einem idealen Brutkasten auf Uterus-Niveau, aber für alle Kinder, die sich vorzeitig auf den Weg machen, sei der Birth Trolley eine große Hilfe.
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>>FRÜHGEBORENE IM SANA-KLINIKUM
- Im Sana-Klinikum werden im Schnitt 100 Frühchen jährlich geboren, die unter 1500 Gramm wiegen, sagt Prof. Dr. Markus Schmidt, Ärztlicher Direktor
- Als Frühchen gelten Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen.