Duisburg. Die Freude über den Bau der Bahnhofswelle täuscht nicht über das Staatsversagen hinweg, das in Duisburg weiter sichtbar ist. Ein Kommentar.

Es liegt in der Natur solcher Anlässe, dass bei symbolischen Spatenstichen keine Kritik an den Bauherrn und Investoren geübt wird – zumindest auf der Bühne nicht. Beim Festakt im Duisburger Hauptbahnhof etwa hätten ja Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Land und Bahn, auch Politikerinnen und Politiker, das Versagen des Staates in der Vergangenheit kritisieren müssen – statt die 260-Millionen-Euro-Investition und das schicke neue Bahnhofsdach zu feiern.

Der Ort des Festaktes aber sprach für sich. Die marode Gleishalle wird auch während der jahrelangen Modernisierung noch Symbolkraft haben: Sie steht für die Schwerfälligkeit des Staatskonzerns, aber in erster Linie dafür, dass Bundespolitik und öffentliche Hand das Ruhrgebiet und den Schienenverkehr über Jahrzehnte vernachlässigt haben. Der „Wiederaufbau West“ (Bahn-Manager Werner J. Lübberink) erreicht Duisburg mit einer kaum einholbaren Verspätung.

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Die Rechnung zahlen: Duisburg, das jahrelang Hohn und Spott für seine „Visitenkarte“ kassierte; die Steuerzahler, weil dieses halbherzig angegangene Großprojekt im dritten Anlauf viel, viel teurer wird; die Pendler und Reisenden, die jahrelang im Regen stehen gelassen wurden. Die Bahnkunden übrigens kommen durch die Duisburger Welle keine Minute schneller oder pünktlicher ans Ziel, für die vielversprochene Verkehrswende wären ganz andere Investitionen nötig.

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Sie dürfen sich dennoch über den Durchbruch freuen, die Einheimischen auch: Die einzigartige Welle hat tatsächlich Wahrzeichen-Potenzial. Duisburg verändert sein Gesicht im Bahnhofsviertel und auf dem angrenzenden Güterbahnhofsgelände weiter zum Besseren. Und zwar so, dass es Durchreisende und Besucher nicht übersehen können.

Artikel zur Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofs (chronologisch sortiert):