Duisburg. So geht’s los im Hauptbahnhof: Die Arbeiten zur Erneuerung der Gleishalle haben begonnen. Was nun passiert und wie der Zugverkehr betroffen ist.

Seit einem Jahrzehnt (mindestens) wartet Duisburg auf den immer wieder abgesagten Abriss der berüchtigt maroden Gleishalle und auf den Bau der gläsernen Welle. Und jetzt geht’s im Hauptbahnhof beinahe geräuschlos und ohne Brimborium los: Die im März von der Bahn verkündete Modernisierung, die (mindestens) 260 Millionen Euro kosten wird, startet nun auch auf den Bahnsteigen – unter dem durchlässigen Dach und für alle Fahrgäste sichtbar. Der erste Bahnsteig wird nun für ein Jahr gesperrt, und Schwertransporter karren bereits Teile für zwei große Baukräne heran. Die werden auf einem Bahnsteig aufgebaut, an dem weiter Züge halten.

Einen symbolischen Spatenstich mit prominenten Spatenstechern soll es freilich auch noch geben, aber später erst. Nach jahrelangem Stillstand und zweijähriger Ausführungsplanung drückt die Bahn anscheinend aufs Tempo:

Hauptbahnhof Duisburg: Bahnsteig an Gleisen 12 und 13 für ein Jahr gesperrt

Seit Freitag, 5. August, ist der erste Bahnsteig gesperrt: der an den Gleisen 12 und 13. Das ist der östlichste Bahnsteig, direkt am Osteingang gelegen, auf der Neudorfer Seite also. Hier wird bis in den Sommer 2023 niemand mehr ein- oder aussteigen.

In diesem Jahr sollen die Baufirmen den kompletten, mehr als 400 Meter langen Bahnsteig abtragen und neu errichten, und auch die über diesem Bereich liegenden Dächer werden verschwinden: sowohl das Dach der einst denkmalgeschützten Stahlkonstruktion als auch die Überbauten auf dem Weg zum Busbahnhof im Norden (Bahner sprechen von den „Essener Dächern“).

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Die brüchige Fensterwand an Gleis 13, die von hunderten Panzerklebebandstreifen zusammengehalten wird und dank sozialer Medien zu einer Art Duisburger Wahrzeichen avancierte, verschwindet ebenfalls bereits in diesem ersten Jahr der Bauarbeiten. Die Fassade werde in Kürze eingerüstet, erklärt ein Bahnsprecher.

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Abriss und Neubau Bahnsteig für Bahnsteig

Zur Erinnerung: Abriss und Neubau von Bahnsteigen und Dachteilen sollen (wie seit 2018 in Dortmund) während des laufenden Verkehrs etappenweise erfolgen – in Duisburg von Ost nach West, von Bahnsteig 12/13 bis 1/2, von jetzt bis 2028 – sofern die logistisch herausfordernde Sanierung unter dem rollenden Rad wie geplant klappt, versteht sich.

Dass jeweils nur ein Bahnsteig aus dem Verkehr gezogen wird, soll die Auswirkungen auf den Fahrplan reduzieren. „Der Zugverkehr wird nicht eingeschränkt“, sagt ein Bahnsprecher. „Die Züge fahren, werden nur auf andere Gleise umgeleitet.“ Auf den Gleisen 12 und 13 machte in Duisburg vor allem der Fernverkehr Station. Vereinzelt könne es im Laufe der Sperrung bei einigen Fernzügen zu geänderten Abfahrtszeiten kommen, einzelne werden nicht in Duisburg halten können, so der Sprecher. Die Pendler im Regionalverkehr aber sollen nicht betroffen sein.

Am Freitag brachten Schwertransporter mehrere Teile der Baukräne zum Duisburger Hauptbahnhof.
Am Freitag brachten Schwertransporter mehrere Teile der Baukräne zum Duisburger Hauptbahnhof. © WAZ | Philipp Wahl

Zwei Baukräne zwischen den Zügen

Auch nicht auf dem Bahnsteig nebenan, an den Gleisen 10 und 11. Dort gibt es bereits zwei Baustellen, die viel Raum einnehmen und den Fahrgästen auf beiden Seiten der Absperrungen jeweils nur etwas über einen Meter Platz an der Bahnsteigkante lassen. Über diesen Baustellen haben Facharbeiten zwei große Löcher ins Dach gerissen: Durch diese werden in Kürze zwei große Baukräne gen Himmel ragen.

Die Fundamente für die beiden Giganten sind bereits tief im Boden verankert worden. Ihr Aufbau kann beginnen: Am Freitagmorgen brachten Schwertransporter bereits mehrere Kranteile an die Ostseite des Bahnhofsgebäudes. Obwohl die Baukräne also bald über dem Bahnhofsdach, über ICE, RRX-Zügen und den Passagieren rotieren, soll der Bahnsteig darunter nicht gesperrt werden. Bestenfalls haben Fahrgäste also immer was zu gucken, während sie auf die Bahn warten – und Duisburg ganz langsam die Welle macht.

Ein großes Loch im löchrigen Dach: Hier wird bald ein Kran stehen.
Ein großes Loch im löchrigen Dach: Hier wird bald ein Kran stehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

>> KEINE PHOTOVOLTAIKANLAGE AUF DER WELLE

  • Die DB hat im dritten Anlauf seit 2012 Baufirmen gefunden, die den Duisburger Hauptbahnhof erneuern wollen. Im März 2022 meldete der Konzern die Vertragsunterzeichnungen.
  • Mit Bund und Land NRW investiert das Staatsunternehmen nach eigenen Angaben etwa 260 Millionen Euro in die bahnbrechende Modernisierung. Diese wird somit mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Branchenkenner rechnen wegen der Baupreis-Explosion und der mindestens sechsjährigen Bauzeit mit weiteren Kostensteigerungen.
  • Die Sanierung der Bahnsteighalle beinhaltet den Neubau aller Bahnsteige und ein Dach aus gewellten Stahlträgern – die Duisburger Welle. Die neue Gleishalle hat mit 124 mal 150 Metern die gleichen Grundmaße wie die bisherige.
  • Die Grünen im Bundestag kritisieren die Pläne der Bahn, weil das neue Bahnhofsdach keine Photovoltaikanlage bekommt. Solarenergie war 2010, als die „Duisburger Welle“ geplant wurde, kein Thema, erklärte die Bahn unserer Redaktion im Juni: „Vorrangiges Ziel war, das denkmalgeschützte Hallendach mit einer modernen, anspruchsvollen Qualitätsarchitektur zu ersetzen.“
Die Duisburger Welle: So soll die fertige Gleishalle des Duisburger Hauptbahnhofs aussehen.
Die Duisburger Welle: So soll die fertige Gleishalle des Duisburger Hauptbahnhofs aussehen. © Deutsche Bahn