Duisburg. Ab September erhöhen die Stadtwerke Duisburg ihren Strompreis. Welche Kunden betroffen sind und warum es weitere Anpassungen geben wird.
Die Stadtwerke Duisburg erhöhen ab September die Strompreise für Neukunden in der Grund- und Ersatzversorgung. Es ist bereits die zweite Preissteigerung seit Dezember 2021.
Für 94 Prozent der Strombezieher bei den Stadtwerken bleiben die Preise – zunächst – stabil, doch ein Sprecher des kommunalen Unternehmens hat bereits für November eine Anpassung der Tarifstruktur angekündigt, die auch Bestandskunden betreffen wird.
75,26 Cent pro Kilowattstunde (kWh) müssen Neukunden in der Grund- und Ersatzversorgung ab September bezahlen. Zuletzt hatten die Stadtwerke für diese Klientel einen Preis von 53,04 Cent pro kWh aufgerufen. Alleine dieser Schritt bedeutet eine Steigerung von knapp 42 Prozent. Im Vergleich zum Preis vor der ersten Erhöhung liegt der Aufschlag sogar bei 143 Prozent.
Stadtwerke Duisburg erhöhen die Strompreise im September
Die Tochter der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) begründet diesen Schritt mit „Anpassungen an die Marktlage“, schließlich werde für die neuen und zusätzlichen Kundinnen und Kunden kurzfristig Energie beschafft – zu tagesaktuellen Preisen. Dabei erreichte der Strompreis zuletzt an der Börse laut dem Vergleichsportal Check24 mit durchschnittlich 391 Euro pro Megawattstunde einen neuen Rekord. Zum Vergleich: Zur selben Zeit im Jahr 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 70 Euro – das macht ein Plus von 459 Prozent.
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Damit eine Preiserhöhung nicht alle betrifft, hatten die Stadtwerke zum Ende des vergangenen Jahres für Neukunden einen zweiten Grundversorgungstarif eingeführt. Ein notwendiger Schritt, so die Begründung der Stadtwerke damals, „um die Preise für Bestandskunden, die seit vielen Jahren dem Unternehmen die Treue halten, stabil halten zu können“.
Viele Grundversorger haben ihre Preise gesplittet
Kunden, die etwa aber aufgrund eines Umzugs in die Stadt an Rhein und Ruhr zunächst in den Grund- und Ersatzversorgungstarif rutschen oder deren Stromanbieter die Versorgung kündigt, werden durch dieses Prozedere zu Kundinnen und Kunden „zweiter Klasse“, kritisiert die Verbraucherzentrale. Es entstehe eine Ungleichbehandlung gegenüber Bestandskunden, die aus Sicht der Verbraucherschützer fragwürdig ist. Mehrere Landgerichte, wenngleich nicht alle, haben entschieden, dass eine Preisspaltung in der Strom-Grundversorgung unzulässig ist (etwa Köln, Frankfurt oder Hannover).
Die Stadtwerke sind also keine Ausnahme: Viele Grundversorger haben ihre Preise gesplittet sowie Preisanpassungen vorgenommen. Alleine für August, September und Oktober haben laut dem Vergleichsportal Check24 Grundversorger in 124 Fällen Erhöhungen angekündigt. Betroffen sind davon rund zwei Millionen Haushalte, die Erhöhung beträgt im Schnitt 47,5 Prozent. Blickt man noch weiter zurück, wurden seit dem 1. März gar in 853 weiteren Fällen die Preise erhöht.
Neuregelung der Ersatzversorgung führt zu Preissteigerungen bei den Stadtwerken
Mittlerweile hat auch der Bund reagiert: Eine Anpassung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) untersagt Preisspaltungen in der Grundversorgung. Zugleich wird die Ersatzversorgung neu geregelt, was letztlich einen Preissplit per Hintertür ermöglicht: Denn Stromanbieter dürfen in der Notversorgung einen höheren Preis verlangen, der sich an den aktuellen Börsenpreisen orientiert. Eine Aufnahme in die Grundversorgung ist dann erst nach drei Monaten möglich, es sei denn, der Kunde oder die Kundin findet zuvor einen anderen Vertragspartner und schließt einen Tarif mit Preisbindung ab.
Angesichts der Anpassungen des EnWG werden auch die Stadtwerke Duisburg die Tarifstruktur zum November hin verändern, so ein Sprecher der Stadtwerke, was durch die Zusammenführung der doppelten Tarifstruktur letztlich auch Preisänderungen für Bestandskunden zur Folge haben wird. In welchem Maße, das sei derzeit noch nicht absehbar und hänge auch von der Entwicklung des Energiemarktes ab. „Bevor wir einen Tarif ändern, schreiben wir aber jeden Kunden an“, erklärt ein Sprecher der Stadtwerke.