Duisburg. Immer wieder werden Radfahrende in Duisburg verletzt, mitunter tödlich. Nach zwei schweren Unfällen gab es eine Rad-Demo. Das fordert der ADFC.

„Blut“ steht neben einer Kreidemarkierung auf der Kreuzung Obere Kaiserswerther/Neuenhofstraße in Wanheim. „Schutzblech, Kurbel“ haben Polizeibeamte auf den Asphalt geschrieben, die Position des 41-jährigen Radfahrers auf der Fahrbahn markiert, der hier am 4. August von einem abbiegenden Lkw erfasst wurde. Wieder wurde ein Radfahrer in Duisburg schwer verletzt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Duisburg (ADFC) und das Bündnis Klimaentscheid hatten deshalb am Mittwochabend zu einer Fahrrad-Demo aufrufen. Rund 30 radelnde Bürger kamen zur Tour von der City bis Huckingen.

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„Wir wollen erinnern und mahnen, damit mehr für die Sicherheit getan wird, um Unfälle zu verhindern“, sagt Wolfgang Dewald vom Fahrradclub zum Start. Seit vielen Jahren weist der ADFC immer wieder auf die Defizite hin, drängt auf Verbesserungen, die viel zu langsam kommen, kritisiert Baustellen, bei denen die Belange der Radfahrenden einfach vergessen werden. „Ich habe Verständnis für die Verwaltung, aber es ist frustrierend“, sagt Klaus Hauschild, sieben Jahre lang einer der Sprecher des ADFC in Duisburg.

Sicherheit: ADFC fordert weitere Verbesserungen im Duisburger Radwegenetz

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Dabei, sagt Dewald, sei auch nicht alles schlecht. Der neue Schutzstreifen an der Heerstraße haben nun auch einen Sicherheitsstreifen zu den parkenden Autos. „So hat man wenigstens eine Chance, wenn plötzlich eine Autotür geöffnet wird.“ Weitere solcher Verbesserungen im Bestand fordert deshalb der ADFC. „Besser wenige Stellen gut ändern, als an vielen Stellen Murks machen.“

Etwa 30 Demonstranten radelten auf ihren Fahrrädern am Mittwochabend zur Unfallstelle in Wanheim.
Etwa 30 Demonstranten radelten auf ihren Fahrrädern am Mittwochabend zur Unfallstelle in Wanheim. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die schwerste Folge dieser „Dooring“-Unfälle (von englisch: Tür) gab es zuletzt im Februar 2019 an der Eschenstraße in Wanheimerort: Ein 62-jähriger Pedelecfahrer starb, als eine Autofahrerin die Tür öffnete, nachdem sie am Fahrbahnrand geparkt hatte. „Der Radfahrer ist nicht übersehen worden. Die Autofahrerin hat definitiv nicht geguckt“, ist Dewald sicher.

Der ADFC wirbt deshalb für den „Dutch Reach“: Dabei gewöhnen sich Autofahrende daran, ihre Tür stets mit der rechten Hand zu öffnen, so geht der Blick automatisch zur Seite und in den Außenspiegel. In niederländischen Fahrschulen wird das seit langem gelehrt. „Es kostet nichts, man muss es nur machen“, betont ADFC-Sprecher Herbert Fürmann.

Neuhofstraße: Zwei schwer verletzte Radler durch Lkw binnen vier Monaten

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Übersehen, nicht drauf geachtet: So war es wohl auch an der Neuenhofstraße. Am 4. August ereignete sich hier schon der zweite Unfall an dieser Stelle binnen weniger Monate. Am 5. Mai wurde ebenfalls ein Radler schwer verletzt, als ihn ein Lkw erfasste, der von der Oberen Kaiserswerther Straße nach rechts abbog.

Um Unfälle wie diese an eigentlich gut einsehbaren Kreuzungen zu verhindern, fordert der ADFC den schnellen und verpflichtenden Einbau von Abbiege-Assistenten in alle Lastwagen über 3,5 Tonnen. Bei neuen Modellen werden die gut 2000 Euro teuren Warner in diesem Jahr EU-weit zur Pflicht, für Neuzulassungen ab 2024.

„Es wird noch lange dauern, bis der letzte Lkw damit ausgestattet ist, kann man sich vorstellen“, sagt Wolfgang Dewald. Es müsse deshalb eine vorsorgliche Entschärfung von gefährlichen Kreuzungen geben: „Wir müssen etwas tun, damit es gar nicht erst zu Unfällen kommt.“

Die Kreuzung Neuenhofstraße zeige, „dass Radwege oft eine trügerische Sicherheit bieten“. Unternehmen wie der Duisburger Getränke-Hersteller Hövelmann (Sinalco, Rheinfels-Quelle), der seine Lkw-Flotte freiwillig mit Abbiege-Assistenten ausrüstete, werden wohl eine rühmliche Ausnahme bleiben, vermutet der Fahrradclub.

„Geisterräder“ erinnern im Stadtgebiet an tödlich verletzte Radfahrende

Deshalb ist es wohl nur eine Frage der Zeit, wann es erneut zu einem Unfall wie vor vier Jahren an der Kreuzung Kaiserswerther/Mündelheimer Straße in Huckingen kommt, wo ein nach rechts abbiegender Betonmischer eine Radlerin erfasste und die 55-Jährige tödlich verletzte.

Ein weißes „Geisterrad“ erinnert, wie auch an anderen Stellen in der Stadt, an Radfahrende, die im Straßenverkehr starben. Am Fahrrad in Huckingen brennen immer wieder Kerzen, Menschen bringen Blumen. Zehn Rosen von den Teilnehmern der Fahrrad-Demo kamen am Mittwochabend hinzu.