Duisburg. Nach einem Jahr des Protests an der KGS Grabenstraße, wechselt die Schulleiterin in den Duisburger Westen. In den Eltern-Chats rumort es bereits.
Nach einem Jahr Protest an der Katholischen Grundschule Grabenstraße in Duisburg-Neudorf soll es nach den Sommerferien einen personellen Neustart geben. Die Leitung soll kommissarisch die Schulleiterin der benachbarten Hebbelschule übernehmen.
Pikant: Die Vorgängerin, an der die Eltern massive Kritik geäußert hatten, wird an die Van-Gogh-Grundschule im Duisburger Westen wechseln, wie nun die Bezirksregierung Düsseldorf unserer Redaktion bestätigte. Kaum, dass dies an der Schule dort bekannt wurde, rumorte es bereits in zahlreichen Eltern-Chats.
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Vor gut einem Jahr hatte eine Demonstration vor der KGS Grabenstraße für Aufsehen gesorgt. Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln verliehen die Mütter, Väter und Kinder ihren Forderungen Nachdruck: „Wir sind laut, damit ihr uns nicht unsere Lehrer klaut“, riefen die Jungen und Mädchen seinerzeit. Die Klassenlehrer wechselten, so schilderten es die Eltern, jährlich. Eine Mutter beschrieb die Situation so: „Die Lehrer fühlen sich mit der Schulleitung nicht wohl. Hier ist viel vorgefallen und wir haben uns schon an die Schulaufsicht und sogar an die Ministerin Yvonne Gebauer gewandt.“
Bezirksregierung: Duisburger Schulleiterin wechselt „auf eigenen Wunsch“
Insgesamt fünf Lehrerinnen hätten innerhalb des Schuljahres 2020/2021 einen freiwilligen Versetzungsantrag gestellt. Auch vor diesen Sommerferien wurde bekannt, dass wieder drei Lehrerinnen die Schule verlassen wollen. Um auf die Misere aufmerksam zu machen, gab es rege Briefwechsel und Petitionen von Seiten der Eltern. Der Protest blieb im Stadtteil insofern nicht unerhört, als dass die Anmeldezahlen für die Katholische Grundschule rapide zurückgingen. Nur 25 Jungen und Mädchen wollten im Schuljahr 2022/2023 zur Grabenstraße.
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Im Juni diesen Jahres gab es dann eine Wende. Die Bezirksregierung Düsseldorf teilte mit, dass die Schulleitung „auf eigenen Wunsch“ nach den Sommerferien mit der Leitung einer anderen Schule betraut werde.
Abschiedsbrief am letzten Schultag vor den Ferien: Es werde Zeit „Ade“ zu sagen
Tatsächlich verfasste sie am letzten Schultag einen Brief an die „lieben Eltern, lieben Kinder, lieben Lehrerinnen“. In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es etwa: „Aus acht Jahren an der KGS Grabenstraße nehme ich ein volles Herz mit vielen wunderbaren Erfahrungen mit auf meinen weiteren Lebensweg (...). Wenn ich an unsere vielen Feste, das gemeinschaftliche Miteinander und das Lachen der Kinder auf dem Schulhof denke, wird mir ganz warm ums Herz.“
Sie geht ein auf die Corona-Krise und den Kriegsausbruch in der Ukraine und dass selbst Frieden nicht mehr selbstverständlich sei. „Frieden wird definiert als heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe. Als die Abwesenheit von Störung und Beunruhigung“. In den vergangenen Jahren sei es ihr stets ein Anliegen gewesen, die Herzen der Kinder mit Freude, Lachen und Interesse für die Phänomene des Lebens zu füllen. Doch sie müsse auf ihr Herz hören und es werde Zeit „Ade“ zu sagen.
Die Bezirksregierung Düsseldorf begründet diesen Schritt wie folgt: „Die bisherige Schulleitung möchte der KGS Grabenstraße damit einen konstruktiven Neustart ermöglichen. Ziel aller Maßnahmen der Schulaufsicht war und ist eine transparente Kommunikation mit allen Beteiligten, die auf intensivem Austausch, Beratung und Information fußt. Dieser Prozess soll unter einer neuen Schulleitung durch die schulischen Gremien, durch die Bildung von Arbeitsgruppen und andere Begegnungsformen entwickelt und ausgebaut werden.“
Nachbarschulen bleiben weiter eigenständig – Schulleiter-Stelle wird neu ausgeschrieben
Die Eltern von der Grundschule Grabenstraße treten der kommissarischen Schulleiterin offen gegenüber. Mit der Hebbelschule teile man sich ohnehin das Gelände. Engagement der Lehrer und Pädagogik wurden von den Eltern stets gelobt. „Für eine kommissarische Leitung einer Nachbarschule werden erfahrene Schulleitungen ausgewählt, die selbst eine Stellvertretung vor Ort haben und einer solchen Regelung zustimmen“, betont eine Sprecherin der Bezirksregierung. An der KGS Grabenstraße sei zudem eine erfahrene Lehrerin benannt worden, die seit rund zwei Schuljahren als dienstälteste Lehrerin Vertretungssituationen übernommen und die bisherige Schulleitung im Rahmen der Verwaltungs- und Schulleitungsaufgaben unterstützt habe.
Die beiden Schulen bleiben weiterhin unabhängige und eigenständige Schulstandorte. „Es ergeben sich weder für die Lehrer noch für die Schülerinnen und Schüler Auswirkungen auf Unterricht oder Betreuungsangebote“, so die Bezirksregierung. Mit der kommissarischen Leitung lasse sich die Vakanz überbrücken. Die Stelle soll schnell ausgeschrieben werden, doch „das Verfahren für eine Neubesetzung einer kann zum Teil mehrere Monate in Anspruch nehmen.“
Nachdem nun klar ist, dass die Schulleiterin an die Van-Gogh-Schule im Westen wechselt, sind die Eltern auf beiden Rheinseiten konsterniert. „Eigentlich haben wir nichts erreicht“, sagt ein Vater von der Grabenstraße. Er glaubt nicht daran, dass sich an der neuen Schule etwas bessere.
Transparenzhinweis: Dieser Artikel ist nach einer Beschwerde vom Presserat beanstandet worden. Wir sind aber weiterhin von der Richtigkeit der Angaben überzeugt.
>> Bezirksregierung: Für jede Klasse gibt es im kommenden Schuljahr eine Leitung
- „Die KGS Grabenstraße ist zum neuen Schuljahr sehr gut mit Lehrkräften versorgt. Für jede Klassenleitung steht eine grundständig ausgebildete Lehrkraft zur Verfügung“, teilt eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf mit. Die Stundentafel sei komplett abgedeckt und es gebe ein ergänzendes Stundenkontingent für zusätzliche Unterrichtsangebote.
- Aktuell, so die Bezirksregierung, sind neben der kommissarischen Schulleitung zwölf Lehrerinnen und eine Lehramtsanwärterin an der KGS Grabenstraße tätig.
- Die Eltern berichten, dass eine Lehrerin ihren Versetzungsantrag wieder zurück gezogen habe, als sie vom Wechsel der Schulleiterin erfuhr.