Duisburg. Der Schulleitermangel in Duisburg ist so groß, dass sich jetzt mehrere Schulen eine Leitung teilen müssen. Betroffen sind vier Grundschulen.

Nach den Sommerferien wird sich die Grundschule Friedenstraße eine Schulleitung mit der Grundschule Hochfelder Markt in Duisburg-Hochfeld teilen. Der Grund: Bisher hat die stellvertretende Rektorin Stephanie Brauckmann-Mai die Grundschule kommissarisch geleitet, doch nun möchte sie sich aus privaten Gründen in eine andere Stadt versetzen lassen. Doch Rektoren sind in Duisburg Mangelware. An den 75 Grundschulen sind, Stand 30. Mai dieses Jahres, neun Leitungsposten unbesetzt – das geht aus einer Statistik der Bezirksregierung Düsseldorf hervor.

Umfrage: DVG-Linien benoten und an Verlosung teilnehmen

Auf Nachfrage teilt eine Sprecherin der Bezirksregierung mit: „Der Umstand, dass eine Schulleitungsstelle unbesetzt ist, bedeutet jedoch nicht, dass diese Schule keine Leitung hat. Entweder gibt es eine ernannte Stellvertretung oder es wurde zumindest eine Lehrkraft oder die Schulleitung einer Nachbarschule kommissarisch beauftragt.“ Aktuell werde die Hundertwasserschule in Obermeiderich von einer benachbarten Schulleitung mitbetreut sowie die KGS Nombericher Straße in Untermeiderich.

Bezirksregierung Düsseldorf: Die Schulen in Duisburg bleiben ein „unabhängiger und eigenständiger Standort“

„Mit der Regelung, dass die Schulleitung einer Nachbarschule die kommissarische Leitung übernimmt, können kurzfristige eintretende Vakanzen oder längerfristige Erkrankungen überbrückt werden. Da das Verfahren für eine Neubesetzung zum Teil mehrere Monate in Anspruch nehmen kann, ist auch in solchen Fällen eine kommissarische Schulleitung in Erwägung zu ziehen“, nennt eine Sprecherin der Bezirksregierung die Vorteile aus ihrer Sicht. In der Regel würden für die kommissarische Mit-Leitung einer Nachbarschule erfahrene Rektoren ausgewählt. „Die Schulen bleiben aber weiterhin ein unabhängiger und eigenständiger Standort. Es ergeben sich weder für die Lehrkräfte noch für die Schülerinnen und Schüler Auswirkungen auf Unterricht oder Betreuungsangebote“, betont die Bezirksregierung.

Die Grundschule Friedenstraße hat im vergangenen Jahr vier erste Klassen gebildet. Für das kommende Schuljahr hatten sich im vergangenen Oktober 66 Kinder angemeldet. Nach Koordinierung durch die Stadt Duisburg steht nun fest, dass 84 Jungen und Mädchen die Bildungseinrichtung besuchen werden.

Die Grundschule befindet sich direkt neben der Alten Feuerwache und nutzt Teile der Räume für ihre schulischen Angebote mit.
Die Grundschule befindet sich direkt neben der Alten Feuerwache und nutzt Teile der Räume für ihre schulischen Angebote mit. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Die Schule wurde erst 2005 an der Friedenstraße eingeweiht, nachdem sie von der Musfeldstraße umgezogen ist, und ist für den heutigen Bedarf schon zu klein. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Familien mit ihrem Nachwuchs in den Stadtteil gezogen – das macht sich bei den Anmeldezahlen bemerkbar. Nebenan liegt die Alte Feuerwache. Im Obergeschoss befindet sich einige Räume, die von den Klassen mitgenutzt werden.

Die Jungen, Mädchen und deren Eltern werden auf der Schulhomepage in zahlreichen Sprachen begrüßt. Der Nachwuchs stammt aus Dutzenden verschiedenen Ländern. „Die Herausforderungen unterscheiden sich nicht großartig von denen bei uns an der Schule“, weiß Jennifer Poschen, Rektorin der Grundschule Hochfelder Markt. Auch wenn jedes Kollegium für sich weiter arbeitet, will sie in der nächsten Zeit einen Austausch in einzelnen Bereichen organisieren. In Hochfeld gibt es insgesamt drei Grundschulen – mit dem Bau des neuen Quartiers Rheinort am Rande des Rheinparks ist auch dort noch eine Grundschule geplant.

Schulleiterin Jennifer Poschen arbeitet seit zwölf Jahren an der Grundschule Hochfelder Markt und möchte nirgendwo anders arbeiten.
Schulleiterin Jennifer Poschen arbeitet seit zwölf Jahren an der Grundschule Hochfelder Markt und möchte nirgendwo anders arbeiten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Hochfelder holen zweiten Platz beim Deutschen Kita PreisIn der Vergangenheit gab es zwischen den Einrichtungen nur punktuellen Austausch. Jennifer Poschen sieht in der gemeinsamen Leitung deshalb auch einen Vorteil, um auf Probleme und Förderbedarfe aufmerksam zu machen. Vor Ort merken sie und ihr Team die Krisen in der Stadt und der Welt in der Regel unmittelbar. Zum Beispiel die Corona-Krise, die bei vielen Kindern Lernlücken gerissen hat. Zwar konnten sich die Hochfelder Familien iPads ausleihen, doch viele machten keinen Gebrauch von dem Angebot, weil sie Angst hatten, dass diese vielleicht kaputt gehen. Internet oder WLAN gibt es aber auch nicht in allen Haushalten.

Jennifer Poschen: „Wir stellen uns der Herausforderung, brauchen aber auch Unterstützung von außen“

Und wenn, wie jüngst an der Karl-Jarres-Straße, mal wieder Häuser geräumt werden, sind neben Erwachsenen in der Regel auch Kinder betroffen, die eine der Grundschulen in Hochfeld besuchen. „Gemeinsam kann man hoffentlich mehr für den Stadtteil bewegen und entsprechende Aufmerksamkeit erreichen.“ Jennifer Poschen arbeitet seit zwölf Jahren in Hochfeld und hat sich bewusst für den Stadtteil entschieden. „Ich möchte nirgendwo anders hin.“

Sie schaut positiv in die Zukunft, ist sich aber auch bewusst, dass eine Mammut-Aufgabe auf sie wartet, schließlich ist sie mit ihren Kolleginnen und Kollgen künftig für rund 800 Kinder verantwortlich: „Wir werden uns der Herausforderung stellen, so wie wir es immer tun. Allerdings benötigen wir neben unserer Erfahrung und Power auch Ressourcen und Unterstützung von außen. Nur so kann so eine Herausforderung gelingen.“