Duisburg. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg haben 2022 mehr Blumenampeln und -säulen denn je bestückt. Warum es an dieser Dekoration auch Kritik gibt.

Unsere Stadt soll schöner werden: In diesem Sinne wollte die Ratsmehrheit aus SPD und CDU Blumen sprechen lassen, deswegen haben die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) in diesem Jahr mehr Blumenampeln und Blumensäulen bestückt als je zuvor. Die meisten Duisburger sehen’s gern, aber es gibt auch kritische Stimmen.

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„Ein toller Blickfang, die Leute freuen sich“, sagt WBD-Sprecherin Silke Kersken über „viel positive Resonanz“ von Bürgerinnen und Bürgern. Auch Oberbürgermeister Sören Link schreibt auf Facebook, dass die Blumensäulen auf dem verkehrsberuhigten Teil des Hamborner Altmarkts „richtig gut“ aussehen – und nebenbei noch Falschparker abhalten, über die sich viele Bürger bei ihm beschwert hätten.

Bunter, schöner, einladender – aber: „Nur was fürs Auge“, sagt Kerstin Ciesla, Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Duisburg. Weder Insekten noch das Stadtklima insgesamt profitierten von Geranien und Petunien. Die beliebten Balkonpflanzen blühen einjährig nur von Mai bis Oktober und wandern dann auf den Kompost. Und Insekten locken sie zwar an, zu bieten haben sie ihnen aber nur wenige Pollen.

Je Ampel 40 Liter Wasser wöchentlich

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Als Kerstin Ciesla dann auch noch beobachtet hat, dass morgens auf der Königstraße ein Pritschenwagen mit niederländischem Kennzeichen und 1000-Liter-Wassertank unterwegs war, hat sie den Fahrer angesprochen, der gesagt hat, er gieße die Blumenampeln wöchentlich mit jeweils 40 Litern. Ciesla fragte bei den Wirtschaftsbetrieben nach.

Wie Silke Kersken bestätigt, wurden in diesem Jahr 694 Blumenampeln und 222 Blumensäulen von den WBD für rund 100.000 Euro im Stadtgebiet bestückt, auch im nächsten Jahr wird diese Summe noch einmal für den Blumenschmuck ausgegeben. Allerdings seien nicht nur Geranien und Petunien, sondern auch die bienenfreundlicheren Goldmarie und Eisenkraut gepflanzt worden.

Fürs Gießen sei eine Fremdfirma beauftragt worden, die zwar ihren Sitz in den Niederlanden habe, im Einsatz sei aber eine Zweigstelle vom Niederrhein, die aufs Gießen spezialisiert ist. Die WBD-Mitarbeiter seien schon damit ausgelastet, Jungbäume zu bewässern. Sich zusätzlich um die Blumenampeln zu kümmern „ist definitiv nicht möglich“.

BUND-Vorsitzende: Unökologisch und nicht zeitgemäß

Bienenfreundlich und mehrjährig sind die Blumenampeln, die Anfang Juni am Neumarkt in Ruhrort angebracht wurden.
Bienenfreundlich und mehrjährig sind die Blumenampeln, die Anfang Juni am Neumarkt in Ruhrort angebracht wurden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dass hier wöchentlich knapp 50.000 Liter Wasser für den Blumenschmuck fließen, findet Ciesla „unökologisch und nicht zeitgemäß“. Gleichzeitig würden die Bürger aufgefordert, die fürs Klima wertvollen Straßenbäume zu gießen. „Das ist für mich eine verkehrte Welt.“ Duisburg mache das Gegenteil von dem, was das Umweltbundesamt empfehle. Statt „ökologisch unsinniger“ Blumenampeln benötige Duisburg Bäume und mehrjährige Stauden, „die auch hübsch anzusehen sind“.

Das wurde Anfang Juni in Ruhrort demonstriert. Die Idee zu bienenfreundlichen Blumenampeln hatte Astrid Szibbat, die das Hut-Atelier Rita Gomez am Neumarkt betreibt und Hobby-Imkerin ist. Kreativquartier-Sprecher Heiner Heseding machte sich auf Sponsorensuche.

Für sieben solcher Ampeln auf dem Neumarkt haben Ruhrorter Geschäftsleute gespendet. Mit Manuela Joormann vom Blumengeschäft „Liebe Blume“ wurden Glockenblumen, Sonnenhut, Leinkraut, Knöterich und Katzenminze für die Bepflanzung ausgewählt, weil sie mehrjährig blühen und sowohl Wärme vertragen als auch winterhart sind. Die Pflanzschalen sind nicht wie sonst im Stadtgebiet aus Plastik, sondern aus Metall und wurden individuell noch von Tattookünstler David Alsen mit Motiven versehen, darunter das Ruhrorter Ankerherz oder eine Biene mit Zylinder. Und Heiner Heseding ist ab und zu mit einer Leiter unterwegs und wässert.

>> Umweltbundesamt wirbt für Kampagne „Schattenspender“

  • Das Umweltbundesamt hat angesichts der Klimakrise die Kommunen aufgerufen, sich an der Kampagne „Schattenspender“ gegen die Hitze in den Innenstädten zu beteiligen.
  • Es gibt einen „Hitzeknigge“ heraus, der besonders vulnerable Gruppen wie alten Menschen, Schwangere oder Obdachlose darüber informiert, wie man sich in heißen Zeiten schützt. Die Broschüre haben Städte wie Dortmund, wo es auch 31 Trinkbrunnen gibt, Köln oder Ratingen um lokale Verhaltenstipps ergänzt.
  • Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg planen, ab Herbst pro Stadtbezirk je eine Streuobstwiese anzulegen, die erste Wildblumenwiese wurde im April im Karl-Harzig-Platz in Ungelsheim eingesetzt.