Duisburg. Bei Kunden und Händlern auf Duisburgs Märkten herrscht Unklarheit ob des Verbots von Plastiktüten. Was verboten ist und welche Strafen drohen.
Plastiktüten auf Duisburger Wochenmärkten – war da nicht was? Es ist schon ein Weilchen her, im September 2021, da beschloss der Rat der Stadt Duisburg, dass Plastiktüten auf Wochenmärkten verboten sind. Gemeinsam mit der Stadt musste der Ausrichter der Märkte, Duisburg Kontor, ein Konzept erarbeiten, um die umweltschädlichen Plastiktüten vom Antlitz der Wochenmärkte zu tilgen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Nun aber melden sich Duisburger und berichten, dass auf Märkten in der Stadt Händler noch immer Plastiktüten ausgeben. Die gute Nachricht: Das sind längst nicht alle Händler. Die schlechte: Selbst die Händler, die freiwillig auf Papier- und Baumwolltaschen umgestellt haben, wissen nicht, woher der Wind weht. „Zum Thema Plastiktüten haben wir von Duisburg Kontor seit Herbst 2021 nichts mehr gehört“, berichtet ein Händler auf dem Buchholzer Wochenmarkt, „damals hieß es, dass es in Kürze mehr Informationen gibt.“
Sprecher der Stadt Duisburg: Plastiktüten sind verboten
Licht ins Dunkle bringt ein Stadtsprecher auf Anfrage. „Plastiktüten mit einer Wandstärke bis 15 Mikrometern sind seit dem 1. Januar 2022 verboten“, sagt er kurz und knapp. Genauso verboten sind auch Bioplastiktüten – weil sie sich schlecht recyceln lassen und aus Pflanzen hergestellt werden, deren Aufzucht verstärkten Pestizideinsatz erfordert. Ausgenommen sind die sogenannten „Hemdchenbeutel“ ab 15 Mikrometer abwärts – aber nur, wenn die aus Hygienegründen erforderlich sind oder lose Lebensmittel zusammenhalten. Doch selbst das gilt nicht, wenn es sich um verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder Käse handelt.
Eigentlich also ganz einfach. Aber wieso wissen Kunden und Markthändler dann immer noch nicht bescheid, wo es die Regelung doch nun schon seit über einem halben Jahr gibt? Das könnte an der, bisher, nicht existenten Informationspolitik liegen. Zunächst wurde nämlich das städtische Umweltamt mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt – und gründete dafür einen Arbeitskreis.
Stadt und Duisburg Kontor wollen Aufklärungskampagne starten
„In Kürze“, ergänzt der Stadtsprecher, „wird die Stadt gemeinsam mit Duisburg Kontor eine Aufklärungskampagne über die gesetzlichen Beschränkungen und Alternativen von Plastikverpackungen auf Wochenmärkten etablieren.“ Das soll per Flyer und mehrsprachiger Merkblätter passieren. Dort werden auch Alternativen zu Plastiktüten vorgestellt. Das Plastiktütenverbot gilt im Übrigen für alle Stände auf dem Wochenmarkt – auch für die, die zum Beispiel Textilien verkaufen.
Das die Information der Marktkunden und -Händler bisher verkorkst wurde, heißt allerdings nicht, dass Duisburg Kontor bisher nicht aktiv geworden ist. „Duisburg Kontor als Veranstalter der Duisburger Wochenmärkte verteilt zirka 20.000 Wochenmarkt-Einkaufstaschen pro Jahr auf den Wochenmärkten, um zur Reduzierung von Plastikverpackungen beizutragen“, so der Stadtsprecher. In diesem Jahr sollen außerdem noch zusätzlich 10.000 Baumwollnetze verteilt werden.
Plastikvermeidung funktioniert auch jetzt schon gut
Der Lichtblick in diesem Informationswirrwarr: Auch ohne offizielle Anleitung von Oben funktioniert die Plastikvermeidung schon ganz gut. Ein Gemüsehändler auf dem Buchholzer Wochenmarkt schätzt, dass er pro Tag bloß noch zehn Plastiktüten herausgibt, zum Beispiel für feuchte Salatköpfe – und auch die kommen nur in Hemdchenbeutel. „Das war früher wesentlich mehr“, erinnert er sich, „wir geben die Ware prinzipiell erstmal lose raus. Die meisten Kunden haben sowieso eigene Taschen dabei, und zur Not haben wir noch Stoffbeutel und Papiertüten.“
Auch die Stadt glaubt, dass der Abschied der Plastiktüte von allen Seiten getragen wird. „In ersten Gesprächen haben wir den Eindruck gewonnen, dass Händler und Kunden den Weg nicht nur akzeptieren, sondern mit uns gehen wollen.“ Alles in Butter also in der Welt der Wochenmärkte? Nicht ganz.
Plastiksünder müssen bis zu 100.000 Euro zahlen
Denn auch wenn Kunden und Händler schon mitziehen, wird trotzdem kontrolliert, ob nicht doch noch Plastiksünder unter den Marktbeschickern sind. „Wer jetzt noch Plastiktüten ausgibt“, so der Sprecher, „begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer empfindlichen Geldbuße bis zu 100.000 Euro geahndet werden kann.“
Das eine Plastiktüte unbescholtene Markthändler in den Ruin treibt, ist natürlich aber nicht vorgesehen: Die Bußgeldsumme beginnt bei 100 Euro und kann lediglich bis 100.000 Euro steigen, außerdem setzt das Konzept des Umweltamts auf die „vorlaufende Komponente ‘Aufklärung/Beratung’“. Soll heißen: Bevor zur Kasse gebeten wird, wird erstmal geredet. Dass diese Regeln auch eingehalten werden, soll übrigens die Marktleitung kontrollieren.
Das sagt Verbots-Urheber Junges Duisburg
Dr. Stephan Wedding, Ratsherr von Junges Duisburg (JuDu), hatte das Plastiktütenverbot per Antrag seiner Fraktion auf den Weg gebracht – und ist wenig angetan von der bisherigen Umsetzung. „Mit einem Null-Fortschritt kann man natürlich nicht zufrieden sein“, bewertet Wedding die Lage. Im Arbeitskreis, der sich laut Wedding bisher einmal getroffen hat, ist JuDu auch vertreten. Allerdings sei die Einladung so kurzfristig gekommen, dass Wedding selbst nicht teilnehmen konnte.
„Wir hätten das Verbot ganz anders umgesetzt“, erklärt der Ratsherr. „Marktbeschicker hätten vorweisen müssen, dass sie keine Plastiktüten verwenden. Nur dann hätten sie einen Standplatz bekommen.“ Wie die Stadt und Duisburg Kontor nun vorgehen, fühle sich für Wedding an, als würde „das Pferd von hinten aufgezäumt“. Nach über einem halben Jahr Plastiktütenverbot über mehrsprachige Flyer und Merkblätter nachzudenken, sei der falsche Weg.