Duisburg. Plastiktüten sollen schon bald von Duisburger Wochenmärkten verschwinden. Die Verkäufer fürchten jedoch um ihre Kundschaft. Das ist geplant.
Wer auf den DuisburgerWochenmärkten einkauft, muss bald damit rechnen, keine Einwegplastiktüten mehr zu erhalten. Denn der Rat der Stadt hat ein Verbot dieser Tüten erlassen. Die Stadtverwaltung muss nun gemeinsam mit Duisburg Kontor, dem Ausrichter der Märkte, Alternativen erarbeiten – die Tüten könnten also schon bald vollständig verschwinden.
Bei den Händlern haben sich die Pläne bereits herumgesprochen – die Meinungen gehen indes auseinander. Der Antrag der Fraktion Junges Duisburg (JuDu) wurde Anfang des Monats im Umweltausschuss beschlossen, mit Enthaltung der CDU und den Gegenstimmen der SPD. Oliver Beltermann, JuDu-Ratsherr, äußert sich zu dem Vorstoß seiner Fraktion: „Nicht jeder Wochenmarkt hat frische Waren und einen Bedarf an Plastiktüten. An gewissen Ständen kann man eine Alternative mit Tüten aus Zuckerrohr oder Mais anbieten, oder aber Papiertüten und Netze“, sagt er.
Auch wenn der Antrag nach Verbot klinge, solle er viel mehr ein Anreiz sein, Plastik einzusparen. „Das Gesetz bezieht sich nicht auf die Laufkundschaft und Spontaneinkäufer, es soll niemanden abhalten, zum Markt zu gehen oder gar die Standbetreiber gängeln. Ein smartes Konzept wäre eine Lösung für alle“, erklärt Beltermann.
Duisburger Wochenmärkte: Was sind die Alternativen zu Plastiktüten?
Sollen Plastiktüten also nicht gänzlich verschwinden? Auf den Märkten im Gebrauch sind vor allem dünne Tütchen, wie man sie von der Obst- und Gemüsetheke in Supermärkten kennt. Ohne sie fürchten einige Händler auf den Wochenmärkten wie in Neudorf und Hamborn um ihre Kundschaft. „Das ist nicht praktikabel, denn insbesondere Papiertüten sind schnell aufgeweicht“, sagt Gregor Mölder, der drei Mal in der Woche mit seinem Obst- und Gemüsestand auf dem Hamborner Altmarkt steht. „Ich habe hier frischen Wirsing, der wurde gestern geerntet und ist noch feucht. Im Winter trifft das auf alle Früchte zu. Ich könnte außerdem keine Tüten mehr unter freiem Himmel an den Körben befestigen“, sagt er.
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Zwar brächten einige Kunden durchaus ihre eigenen Behältnisse mit, die Spontankäufer jedoch fragten immer nach Tüten. „Viele Menschen haben nicht dieses Umweltbewusstsein. Den Markttreibern erweist man damit einen Bärendienst“, meint Mölder. Viele Menschen benutzten die Tüte zudem noch als Müllbeutel.
Ähnlich äußern sich die Verkäuferinnen eines Stands mit Fleischwaren wenige Meter weiter. „Ein Verbot der Tüten wäre schwierig, weil wir nicht wüssten, wie wir den Kunden die Ware anbieten sollten. Für Papiertüten oder Netze müssten wir Geld verlangen, weil die Leute nicht mal zehn Cent dafür bezahlen würden“, sagen sie.
Mehr Plastiktüten in Hamborn als in Neudorf
Auch am Obst- und Gemüsestand von Klaus und Sonja Winkelmann hängen dutzende kleiner, transparenter Tüten an den Stangen über der Auslage, zum Abreißen bereit. Sie verteilt allerdings auch welche aus Papier. In Neudorf seien die Kunden jedoch sehr umweltbewusst, viele kämen mit eigenen Körben oder Einkaufstaschen. „Die Umstellung wird anfangs sicher schwierig, aber danach gewöhnt man sich dran“, sagt Sonja Winkelmann. „Ab und zu geht es aber nicht ohne Tüten.“
Die Kunden wiederum begrüßen einen Wochenmarkt ohne Plastiktüten. „Ich finde das eine tolle Idee“, sagt Susanne Ufermann. „Aber zum Beispiel Beeren zu transportieren, wird schwierig, die fliegen ohne Tüte nur herum“, meint sie.
Wie viele Kunden ihre eigenen Taschen mitbringen, hängt offensichtlich stark vom Stadtteil ab: Während auf dem Neudorfer Ludgeriplatz kaum jemand eine Plastiktüte in der Hand hält, sind sie auf dem Hamborner Altmarkt die Regel. Die Händler haben sich der Nachfrage angepasst: Im Norden hängen geschätzt drei Mal so viele Bündel über der Auslage wie in der Stadtmitte.
>>Das plant Duisburg Kontor
- Organisiert werden die Wochenmärkte in der Stadt von Duisburg Kontor. Die Gesellschaft habe schon lange die Reduktion von Plastikmüll im Blick, sagt Pressesprecher Patrick Kötteritzsch. „Wir stellen fest, dass auf den Wochenmärkten in der Regel keine Plastiktüten mehr zum Einsatz kommen“, sagt er. Üblicherweise würden nur noch dünnere Plastiktüten verwendet, wie man sie von Frischetheken und Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte kenne – doch auch diese bestehen aus Plastik. „Die überwiegende Mehrheit der Kundschaft ist sich dieses Themas im Zusammenhang eines nachhaltigen Wochenmarkts bewusst“, bekräftigt Kötteritzsch. Auf welche Beobachtungen er sich dabei stützt, sagt er nicht. Einen höheren Gebrauch von Plastiktüten in bestimmten Stadtteilen könne Duisburg Kontor jedoch nicht feststellen. „Als Veranstalter der Duisburger Wochenmärkte erinnern wir die Marktteilnehmer regelmäßig daran, Plastiktüten und Einwegverpackungen zu reduzieren, zum Beispiel, indem wir Mehrwegtaschen verteilen oder durch persönliche Ansprache.“
- Die recycelten Taschen aus PET-Flaschen verteile die Gesellschaft bereits seit 2008. „In den zurückliegenden 13 Jahren haben wir mehr als 260 000 Taschen verteilt.“ Zusätzlich habe man in den Sommermonaten sogar mehrfach nutzbare Kühltaschen ausgegeben. Seit 2020 kämen zudem Baumwollnetze als Ersatz für die Tüten zum Einsatz. „Dieses Konzept hat sich bewährt“, sagt Kötteritzsch und sieht Duisburg Kontor weiterhin auf einem guten Weg. „Kurz- bis mittelfristig wollen wir dieses Portfolio an Mehrwegbehältnissen erweitern.“ Zu Alternativen aus Mais oder Zuckerrohr, wie JuDu sie vorschlägt, sagt Kötteritzsch dagegen nichts.