Duisburg. In Kants Garten im Duisburger Kantpark retten Ehrenamtliche Insekten. Wie sie das tun – und was Duisburger bei einem Besuch erleben können.
Es summt und brummt, es zirpt und flirrt. Die Duisburger Initiative Kants Garten küsst den Kantpark wach. Auf Flächen, die nicht mehr gemäht wurden, haben wieder jede Menge Insekten ein Zuhause gefunden. Ganz begeistert erzählt Gründerin Susanne Breidenbach, die sich mit Gabriele Siegert und einigen anderen Aktiven intensiv um die Wiederbelebung wertvoller Blühgebiete kümmert, dem Biologen Robin Gottlieb von ihren Entdeckungen. Ein Sommertag im Kantpark, an dem Honigbiene auf Wildbiene trifft, zieht Besucher an. Es gibt jede Menge Informationen, was man im eigenen Garten für die Umwelt tun kann. Ausgesprochen nützliche Tipps.
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Dass zum Beispiel viele Discounter mittlerweile Insektenhotels anbieten, die aber von den kleinen Flügeltieren nicht angenommen werden, weil sie schlicht und einfach falsch gebaut sind. Oft werden auch Materialien verwendet, die gar nicht zu den Bedürfnissen der Tiere passen.
Solch wertvolle Informationen bekommt man bei der Firma Naturbau Niederrhein, die Bautechniken auf natürlicher Basis anbietet, Fachwissen auf Schulungen und Seminaren vermittelt und mit ökologischen und nachhaltigen Produkten arbeitet.
Duisburger Wirtschaftsbetriebe mähen nicht mehr alle Flächen im Kantpark
Genau dort erkundigt sich auch Kirsten Mika vom Vorstand des Kleingartenvereins Waldfrieden in Neudorf. Dieser feiert im nächsten Jahr sein 90-jähriges Bestehen. „Wir möchten ökologisch besser werden, aber uns fehlt im Augenblick noch das Knowhow“, sagt die umweltbewusste Duisburgerin, die gerade dabei ist, sich mit Fachleuten zu vernetzen. Viel Wissen hat bereits Gabriele Siegert mitgebracht, als sie anfing, sich für Kants Garten zu engagieren.
Meistens kommt sie am Samstagnachmittag mit anderen Engagierten in den Park, pflanzt Blumen und ein bisschen Gemüse. Ihre Eltern hatten einen Garten, in dem sie immer mitgeholfen und auf diese Weise auch Wissen erworben hat. An der Seite der Ehrenamtlichen sind viele Mitstreiter aus unterschiedlichen Initiativen. Auch die städtischen Wirtschaftsbetriebe sind dabei. Sie mähen seit einiger Zeit nicht mehr alle Flächen im Park ab, sondern lassen viel Grün stehen und halten nur einige Pfade auf den Wiesen kurz, damit man darüber gehen kann.
Drogenszene ist bekannt, aber kein großes Problem
Die Probleme mit der Drogen- und Obdachlosenszene im Park kennen alle. Auch Übergriffe kommen immer mal wieder vor. „Aber ich finde, dass sich die Schwierigkeiten im Rahmen halten. Ich bin auch öfter mal alleine hier und arbeite im Garten“, sagt die umweltbewusste Naturliebhaberin. Es habe nie Schwierigkeiten gegeben.
Natürlich ist auch Verena Niehuis von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet anzutreffen. Sie begleitet das Projekt wissenschaftlich und untersucht über Jahre, wie sich die Insektenwelt verändert, wenn man den Krabbel- und Flügeltieren Möglichkeiten gibt, vor dem Rasenmäher in ein Versteck zu flüchten. „Das ist enorm wichtig. Denn, wenn das Gras überall kurz gehalten wird, haben die Tiere keine Chance, den scharfen Messern zu entkommen.“
Manchmal muss der Rasen komplett gemäht werden – zum Wohl der Insekten
Zweimal im Jahr müsse der Rasen aber „kurzgeschoren“ werden. „Ich verstehe, dass viele Menschen dann sauer sind. Wenn man das aber nicht macht, wächst nur noch Gras. Blumen, die für die Insekten als Nahrung elementar wichtig sind, haben dann keine Chance mehr, sich zu entwickeln“, sagt Verena Niehuis. Natürlich steht auch das Honigfahrrad wieder zwischen den Gartenbereichen. Eine Imkerin hat ihr eigenes Bienenvolk mitgebracht und erklärt Spannendes zu ihren Honigbienen.
Dass Bienen – anders als es uns die Dame Maja in den Kopf pflanzte – nicht alle schwarz-gelb gestreift sind, weiß Biologe Robin Gottlieb, der seit Jahren von den Sechsbeinern fasziniert ist und sein Wissen an Schulen weitergibt. „Es gibt 700 Bienenarten und nur eine Handvoll trägt diese Farben“, erklärt er. Mit einem Kennerblick in die Stauden, in denen es krabbelt und fleucht, erklärt Gottlieb den Parkbesuchern die neue Insektenvielfalt.
Warum sich Schwebfliegen als Bienen tarnen
„Das hier ist eine Schwebfliege, die so ähnlich aussieht wie eine Biene. Sie ist völlig harmlos, trägt aber schwarz-gelb, damit ihre Feinde meinen, sie könne sich gut wehren“ klärt der Biologe auf. Auch der Bienenwolf, eine Wespe, ist mit den Farben des Dortmunder Bundesligavereines gesegnet.
Sie sucht sich ihre Opfer unter den Honigbienen aus, überfällt sie beim Blütenbesuch und schleppt sie im Flug ins eigene Nest. „Die Beute wird dann als lebende Nahrungsquelle einige Zeit erhalten. Brutal, aber so ist die Natur“, erklärt Gottlieb. Ein Sommertag im Kantpark ist eben nicht nur eine Augenweide, sondern eine Bereicherung für Kopf und Seele.