Duisburg. Dresden reaktiviert in der Not Straßenbahnen aus DDR-Zeiten. Ist dies in Duisburg bei prekärer Fahrzeugsituation auch möglich? Das sagt die DVG.

Dresden hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ alte Tatra-Straßenbahnen aus DDR-Zeiten vorübergehend reaktiviert. Vier Züge, die noch bis 2010 im Dienst waren und danach aufs Museumsgleis rollten, sind nach Angaben der dortigen Verkehrsbetriebe seit Anfang Juli tagsüber auf den Linien 3 und 9 unterwegs. Als Gründe werden ein etwas höherer Fahrzeugbedarf aufgrund vieler Baustellen und die derzeit problematische Ersatzteillage genannt. Schwierig ist die Situation derzeit auch bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG).

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    Schließlich ist die hiesige Niederflurflotte für die Linien 901 und 903 in einem sehr schlechten Zustand, die Fahrzeugreserve gering. Ausfälle sind an der Tagesordnung. Und wann die ersten der bereits 2017 bestellten neuen Bahnen regulär in Betrieb gehen, ist laut DVG weiter unklar.

    DVG: Alte Straßenbahnen können in Duisburg nicht eingesetzt werden

    Wäre es da in Duisburg angesichts der prekären Lage auch möglich, alte Fahrzeuge zu reaktivieren? Leider nein, sagt die DVG.

    Zunächst einmal sind nicht wie in Dresden (Museums-) Bahnen aufgehoben, sondern entweder verschrottet oder verkauft worden. Zuletzt hatte die DVG im Frühjahr 2016 die Harkort-Bahn, in Duisburg als Oldtimer-Tram im Einsatz, aufgrund zu hoher Reparatur- und Restaurierungskosten an eine norwegische Firma veräußert.

    Fahrzeuge nach Dessau, Graz und Norköpping verkauft

    Noch viel früher sind mehrere Bahnen nach Dessau (Sachsen-Anhalt), Graz (Österreich) und Norköpping (Schweden) verkauft worden. „Wir wissen nicht, was mit den Bahnen dort passiert ist“, so DVG-Sprecherin Kathrin Naß. Sie stellt aber klar: „In Duisburg können nur die derzeitigen zwei Fahrzeugtypen Straßenbahn GT10NC auf den Linien 901 und 903 und Stadtbahn B 80 auf der U 79 fahren. Alte Bahnen oder Fahrzeuge von anderen Verkehrsunternehmen können nicht eingesetzt werden, weil diese keine Zulassung für das Duisburger Schienennetz haben.“

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    Laut Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn kommt eine Leihe von anderen Verkehrsbetrieben schon allein deshalb nicht in Frage, weil es 2,20 Meter breite Bahnen wie in Duisburg, die durch den Tunnel fahren, so nicht noch einmal gebe. Und die alten DVG-Fahrzeuge seien gar nicht tunneltauglich, „weil sie keine Türen links und rechts und keine zwei vollen Fahrerstände haben“, so Ebbers.

    Alte Gelenkzüge wurden mit Eröffnung des Innenstadttunnels technisch entbehrlich

    So sind etwa die Gelenkzüge der Baujahre der 1964 und 1966 mit Eröffnung des Innenstadttunnels in Duisburg technisch entbehrlich geworden und 14 im Jahr 1992 nach Dessau verkauft worden. Die Stadt in Sachsen-Anhalt nahm sie damals gerne, wie Dirk Edelmann vom Verein Nahverkehrsfreunde Dessau erklärt, um sie gegen zweiachsige Bahnen auszutauschen.

    25 Jahre lang, bis 2017, waren die DVG-Fahrzeuge in Dessau unterwegs. Edelmann hat Fotos davon. „Einige Wagen behielten anfangs sogar die Duisburger Werbung“, sagt er. Auf einem Bild von 1994 ist unter anderem das Hamborner Rathaus und die Salvatorkirche auf einer Bahn abgebildet.

    Vorhaben abgelehnt: Verein plante Sonderfahrten mit alter Düwag GT8

    Eines dieser Fahrzeuge, ein alter Düwag GT8, hat vor rund zweieinhalb Jahren die IG Großraumwagen e.V. für einen symbolischen Betrag von der Dessauer Verkehrs GmbH gekauft und sollte für Sonderfahrten wieder in Duisburg zum Einsatz kommen. Das Vorhaben wurde aber abgelehnt.

    „Wir haben keine vandalismussicheren Flächen und können deshalb einen Museumsbetrieb nicht unterstützen. Außerdem wollen wir uns auf die Modernisierung der aktuellen Straßenbahnflotte konzentrieren“, sagte DVG-Sprecher Thomas Kehler damals.

    >> DVG: HÄNGEPARTIE UM NEUE BAHNEN FÜR DUISBURG GEHT WEITER

    • Viele ÖPNV-Nutzer in Duisburg warten sehnsüchtig auf den Einsatz der neuen Serienfahrzeuge. Nur zwei neue Bahnen von insgesamt 49 hat Hersteller Alstom, ehemals Bombardier, bisher geliefert. Das dritte Serienfahrzeug konnte nach Angaben der DVG-Sprecherin Kathrin Naß immer noch nicht abgenommen werden.
    • Wann weitere Bahnen kommen, sei dementsprechend auch abhängig von einem neuen Zeit- und Lieferplan, der weiterhin nicht vorliege, sowie dem Zulassungsverfahren, das immer noch nicht abgeschlossen ist.
    • Alstom hat die drastischen Verzögerungen unter anderem mit Lieferengpässen bei bestimmten Materialien angesichts der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Kriegs begründet.