Duisburg. Endlich wieder Extraschicht: Was die Nacht der Industriekultur in Duisburg geboten hat, was anders war und was sich besonders gelohnt hat.

Das Ruhrgebiet hat nach langer Corona-Pause wieder eine Extraschicht eingelegt. Bei der Nacht der Industriekultur in Duisburg gab es in diesem Jahr ein paar kleine Änderungen. Die Begeisterung und die gute Stimmung kehrten dafür wie gewohnt zurück.

An vier Standorten – im Landschaftspark, Innenhafen, Binnenschifffahrtsmuseum und am Hauptbahnhof – gab es zur Extraschicht 2022 ein Programmangebot mit Musik, Workshops, Comedy, Essen und Getränken. Besonders groß aufgefahren wurde im Landschaftspark. Die beleuchtete Hochofenkulisse und das vielfältige Programm begeisterte Besucher aus ganz Deutschland, aber auch Einheimische.

Für viele Duisburger ist die Extraschicht ein Highlight

So zum Beispiel Anke (33) aus Neudorf, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern unterwegs ist. „Wegen der Kleinen wollten wir dieses Mal nicht so weit weg, aber ich finde, der Landschaftspark ist sowieso in jedem Jahr ein Programmhighlight.“

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Die große Bühne ist in der alten Gießhalle aufgebaut. Kabarettist und Lokalmatador Wolfgang Trepper und der Wuppertaler Poetry-Slammer Jan Philipp Zymny waren dort zu sehen. „Anja Lerch ist leider krankheitsbedingt ausgefallen“, sagt Landschaftsparksprecherin Lena Sieler. „Dafür haben wir jetzt aber Jupp Götz auf die Bühne geholt.“

Jupp Götz (Mitte) und Band sprangen im Landschaftspark kurzfristig für Anja Lerch ein, die krankheitsbedingt passen musste.
Jupp Götz (Mitte) und Band sprangen im Landschaftspark kurzfristig für Anja Lerch ein, die krankheitsbedingt passen musste. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Mit Klassikern der Rockgeschichte heizte der Buchholzer Musiker die Besucher auf den Stufen der Gießhalle ordentlich ein. Als um 21.30 Uhr schließlich Wolfgang Trepper sein Programm beginnt, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Mit seinen gewohnten Sticheleien gegen Gott und die Welt begeistert er das Publikum.

Ehemalige Hüttenarbeiter gießen Münzen mit Montanmotiven

Rolf Beckmann ist ehemaliger Hüttenarbeiter auf Thyssen und 87 Jahre alt, die man ihm nicht ansieht. „Die Arbeit hält mich jung“, lacht er. „Ich bin seit meiner Rente ehrenamtlich hier im Landschaftspark, mache Führungen und halte die Maschinen sauber.“ An diesem Tag gießt er mit seinen Kollegen Medaillen aus Stahl beziehungsweise Münzen mit Montanmotiven. „Als das Stahlwerk in Hattingen zumachte, musste ich dort die Fenster zumauern, deshalb ist es doppelt so schön, dass hier alles am Leben erhalten wird“, erzählt Rolf Beckmann.

Die Erinnerungen wachhalten: Ehemalige Hüttenmitarbeiter gossen bei der Extraschicht in Duisburg Münzen mit Montanmotiven.
Die Erinnerungen wachhalten: Ehemalige Hüttenmitarbeiter gossen bei der Extraschicht in Duisburg Münzen mit Montanmotiven. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Und das ist ja auch der Sinn der Extraschicht – die Erinnerungen wach zu halten. Das findet auch Jürgen aus Oberhausen. „Alle die immer behaupten, dass es im Ruhrgebiet keine Kultur gibt. Denen beweisen wir hier das Gegenteil.“

Kleine Änderungen im Vergleich zu den Vorjahren

Wo in den vergangenen Jahren alle Türen immer offen standen, benötigt man in diesem Jahr für einige Programmpunkte ein Ticket. Im Landschaftspark sind das etwa die Konzerte in der Gießhalle. „Sonst haben wir hier die Extraschicht immer als Tag der offenen Tür gehandhabt“, erklärt Lena Sieler. „Den Charakter können wir mit Corona jetzt nicht mehr bieten.“

Wunderbare Stimmung – wie im Urlaub – herrschte bei der Extraschicht im Innenhafen.
Wunderbare Stimmung – wie im Urlaub – herrschte bei der Extraschicht im Innenhafen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auch das spektakuläre Feuerwerk zum Abschluss der Extraschicht fand in diesem Jahr anstatt im Landschaftspark im Innenhafen statt. Dort gab es zuvor außerdem auf vier kleineren Bühnen entlang der Promenade durchgehend Livemusik. Bei verschiedenen kulinarischen Angeboten und Getränken kam fast das Gefühl auf, im Urlaub an der Strandpromenade entlang zu spazieren. Das gute Wetter spielte den Veranstaltern dabei in die Karten. Auch Führungen durch die Duisburger Speicherstadt waren möglich.

„Walking Piano“ im Hauptbahnhof

Im Hauptbahnhof wurde das „Walking Piano“ aufgebaut. Ein übergroßes, flaches Klavier, das wie ein Teppich auf dem Boden liegt. Wer wollte, konnte mit Socken darüber laufen und den Zuschauern ein kleines Ständchen halten.

Zeitreise in die 1920er Jahre: Bei so engagierten Schauspielern in extravaganten Kostümen war auch das Extraschicht-Programm im Museum der Binnenschifffahrt in Ruhrort ein Besuch wert.
Zeitreise in die 1920er Jahre: Bei so engagierten Schauspielern in extravaganten Kostümen war auch das Extraschicht-Programm im Museum der Binnenschifffahrt in Ruhrort ein Besuch wert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

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Ein Besuch war auch das Programm im Binnenschifffahrtsmuseum wert. Dort boten sich Museumsführungen im Ambiente der 1920er Jahre an. Mit engagierten Schauspielern in extravaganten Kostümen und einer sich bewegenden Jazz-Band. Alle Mitwirkenden waren an diesem Abend mit Herzblut dabei – ein Muss für alle, die gerne mal eine Zeitreise machen wollten.

>> POLIZEI DUISBURG ZUR EXTRASCHICHT: KEINE BESONDEREN VORKOMMNISSE

  • Die Angebote der Extraschicht wurden in diesem Jahr nach langer Pause sehr gut angenommen.
  • Besonders im Landschaftspark sorgten die vielen Besucher für lange Wartezeiten an den Foodtrucks, allerdings auch für gute Stimmung.
  • Nach Angaben der Polizei Duisburg gab es am Abend der Extraschicht keine besonderen Vorkommnisse.