Duisburg. Die bisher größte Einzelinvestition der Grillo-Werke fließt die Schwefeldioxid-Produktion. Das ist auf dem Areal in Duisburg-Marxlohn geplant.

Die Grillo-Werke planen die größte Einzelinvestition ihrer 180-jährigen Firmengeschichte. Auf dem Werksgelände in Marxloh will der Spezialist für Zinkmetallurgie und Schwefelchemie bis Mitte 2024 nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung seiner Produktionsanlage für Schwefeldioxid investieren. Der öffentliche Erörterungstermin für das Projekt beginnt am kommenden Dienstag, 28. Juni, um 10 Uhr in der benachbarten Clauberghalle an der Kampstraße 23.

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Vorbereitungen für das Projekt „Opal“ laufen seit zweieinhalb Jahren

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„Wir arbeiten seit zweieinhalb Jahren daran“, berichtet Dr. Tilo Horstmann, Geschäftsbereichsleiter über das Projekt, das bei Grillo unter dem Arbeitstitel „Opal“ geplant wird. Es geht um den Bau eines neuen Spaltofens auf einer 300 Quadratmeter großen Fläche und die Erweiterung des Tanklagers nebenan. Auf die Baugenehmigung hofft Grillo bis Jahresende. Ab Mitte 2024 soll die neue Anlage dann bis zu 73.000 Tonnen Schwefeldioxid produzieren, das vor allem in der Lebensmittelindustrie (Zuckerproduktion, Weinherstellung) und in der Papierindustrie (Bleiche) Verwendung findet. Grillo ist der größte Produzent der Chemikalie im deutschsprachigen Raum.

Neuer Spaltofen ersetzt das Aggregat aus der Mitte der 1970er Jahre

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Genehmigt war diese Menge bereits. Produziert wurden an der Bruchstraße bislang rund 64.000 Tonnen, die in werkseigenen Kesselwagen auf der Schiene (Anteil: ein Drittel) oder in Tanklastern (Anteil: zwei Drittel) an die Abnehmer ausgeliefert werden. Der neue, etwa 25 Meter hohe Spaltofen ersetzt das alte, 1976 gebaute Aggregat. „Wir kommen damit auf den Stand der Technik“, erklärt Horstmann.

Die Investition bleibe zum überwiegenden Anteil in der Region, berichtet Projektleiterin Irina Pfeifer. Der Ofen entsteht beim Kesselbau-Unternehmen Wessel in Xanten, das Staub-Austragungssystem beim Schermbecker Fördertechnik-Spezialisten „Martin Busch & Sohn“. Auch beim technischen Entwurf der Anlage bleibt der Auftraggeber im Lande: Beteiligt sind Büros aus Leverkusen und Fürth.

Der Spaltofen in der Schwefeldioxid-Produktion (Bild) stammt aus der Mitte der 1970er Jahre, andere Aggregate wie die Gaswäsche wurden bereits Ende der 1990er Jahre modernisiert. Mitte 2024 soll an der Bruchstraße inDuisburg-Marxloh auch ein neuer Ofen in Betrieb gehen.
Der Spaltofen in der Schwefeldioxid-Produktion (Bild) stammt aus der Mitte der 1970er Jahre, andere Aggregate wie die Gaswäsche wurden bereits Ende der 1990er Jahre modernisiert. Mitte 2024 soll an der Bruchstraße inDuisburg-Marxloh auch ein neuer Ofen in Betrieb gehen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Grillo: Emissionsgrenzwerte werden trotz höherer Produktion eingehalten

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Bei den Emissionen werde auch die neue Anlage unterhalb der bereits genehmigten Grenzwerte bleiben, künftig auch Dampf und Strom für das Werk produzieren. Außerdem sinke der Verbrauch von teurem Sauerstoffs deutlich. Befeuert wird auch der moderne Ofen zunächst weiterhin mit Öl, die Umrüstung auf Wasserstoff ist aber vorgesehen.

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„Die Wasserstoff-Leitung, die vom Chemiepark Marl zu Thyssenkrupp gebaut wird, bekommt einen Abzweig zu uns“, erläutert der Geschäftsbereichsleiter. Den eigenen Wasserstoff könnte Grillo künftig auch aus Schwefeldioxid produzieren – die Effizienz des Verfahrens erproben die Duisburger gerade in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich. Tilo Horstmann: „Bis zum Abschluss dauert es noch mindestens fünf Jahre.“

Schwefeldioxid wird vor allem bei der Lebensmittel-Produktion eingesetzt

„Die Schwefeldioxid-Produktion ist Teil einer Kreislaufwirtschaft“, erklärt Projektleiterin Irina Pfeifer. Verarbeitet wird dabei Schwefelsäure, die als weltweit meistverbreitete Chemikalie gilt. Auch Grillo selbst produziert sie in seiner vor 25 Jahren von Hoechst in Frankfurt erworbenen Anlage. Gebrauchte Säure fällt in großen Mengen etwa bei der Benzinproduktion an. Diese „Dünnsäure“ verseuchte lange in der Nordsee. Seit dem Verbot der Verklappung werden pro Jahr 120.000 Tonnen bei Grillo weiterverarbeitet zu Schwefeldioxid, das etwa Rübenzucker weiß und haltbar macht.

STICHWORT: DER GRILLO-KONZERN

  • Grillo ist ein bedeutender Zinkverarbeiter und Hersteller von Schwefel-Chemikalien. Das 1842 in Duisburg von Wilhelm Grillo gegründete Unternehmen zählt heute 1400 Mitarbeitende an sechs Produktionsstandorten in Deutschland und Westeuropa. Vertriebsgesellschaften gibt es in 25 Ländern auf fünf Kontinenten.
  • Der Konzern befindet sich zu 100 Prozent in Familienbesitz, er wird seit 2004 in fünfter Generation geführt von Ulrich Grillo. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde der 62-Jährige Kaufmann durch sein Amt als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), dass er von 2013 bis 2016 bekleidete.