Duisburg. In der Saison 2022/23 wollen die Duisburger Philharmoniker wieder Publikum hinzugewinnen. Das Programm führt auch in ganz neue Konzertgefilde.
Nach den von Corona getrübten Saisons wollen Nils Szczepanski, Intendant der Duisburger Philharmoniker, und Generalmusikdirektor Axel Kober in der kommenden Spielzeit verloren gegangenes Publikum zurück und neues hinzugewinnen. Wie das gelingen soll, stellten sie am Dienstag in der Philharmonie Mercatorhalle vor.
„Mehr Orchester wagen“, will Szczepanski in der ersten Duisburger Saison, die nach dem Abschied von Alfred Wendel seine Handschrift trägt. Der erste Eindruck beim Blick ins Programm für 2022/23, das gedruckt im Jahresmagazin „play!“ vorliegt: Die Spielzeit wird noch internationaler, noch weiblicher, noch offener für neue Formate und Kooperationen.
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„Wir müssen darum kämpfen, dass ein Konzertbesuch wieder alltäglich wird“, sagt GMD Axel Kober, der gleich nach dem Saisonstart am 2. September mit dem Haniel Klassik Open Air mit Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ im 1. Philharmonischen Konzert groß aufspielt – mit Mezzosopranistin Christa Mayer und Klaus Florian Vogt, die Weltruf genießen. Mahlers „imaginiertes Bild von China“, so Szczepanski, wird mit Zwischenstücken aufgeführt, in denen die Komponistin Yijie Wang mit einem Ensemble, das traditionelle chinesische Instrumente spielt, Mahlers Musiksprache spiegelt.
Flamenco-Sängerin Marina Heredia ist „Artist in Residence“
Nach einem Wiedersehen mit dem ehemaligen GMD Giordano Bellincampi, der im Oktober ein Programm unter anderem mit Wolfgang Korngolds Violinkonzert und der 3. Sinfonie von Brahms leitet, geht es in ganz neue Konzertgefilde. Dafür steht die Flamenco-Sängerin Marina Heredia, die als Residenzkünstlerin im November-Konzert ihr Duisburg-Debüt gibt. Manuel de Fallas „Liebeszauber“ wird sie ganz anders als sonst für Klassik-Ohren deuten. Und dann bis zum Ausklang der Saison für weitere neue Hörerlebnisse sorgen.
Der junge amerikanische Dirigent Roderick Cox leitet das 4. Philharmonische Konzert, dessen Programm aktueller kaum sein könnte: mit einer Komposition von Adolphus Hailstork, die ein Nachruf auf den amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King ist, und Schostakowitschs 10. Sinfonie, die als Porträt des grausamen russischen Diktators Josef Stalin gedeutet wird.
Bei Beethovens „Neunter“ dürfte das Konzert kurz vor Weihnachten für ein ausverkauftes Haus sorgen. Die Leitung hat Eun Sun Kim, Musikdirektorin der San Francisco Opera, Marcus Strümpe studiert die „Ode an die Freude“ mit dem Philharmonischen Chor ein.
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Im Januar bringt die estnische Dirigentin Anu Tali, die 2012 einen flammenden Appell für den bedrohten Opernstandort Duisburg hielt, Kompositionen ihres Landsmanns Erkki-Sven Tüür mit, dazu kommen Werke von Brahms und Elgar. Im Februar debütiert in Duisburg die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra mit einem französischen Programm.
Die Duisburger Philharmoniker erwecken eine Rarität
Und im März erfüllt sich Axel Kober mit der Aufführung von Robert Schumanns „Faust“ einen langgehegten Wunsch. Keine Oper, kein Oratorium, auch wegen vieler kleiner Rollen schwierig zu besetzen, wie Kober sagt, wird Michael Sturminger, der 2017 den „Jedermann“ in Salzburg inszeniert hat, das Werk szenisch einrichten.
Die Barock-Spezialistin und Blockflötistin Dorothee Oberlinger leitet das 9. Konzert. Anschließend steht im April unter anderem eine Sinfonie des sächsischen Komponisten Christian Gottlieb Müller auf dem Programm, die nach ihrer Uraufführung im Leipziger Gewandhaus im Archiv landete und als vergessenes Werk in der Mercatorhalle wiedererweckt wird.
>> Volles Programm auf 200 Seiten
- Auf 200 Seiten entfaltet die Saisonbroschüre „play!“ ein prallvolles Saisonprogramm mit neun Kammerkonzerten, darunter ein iranisches Ensemble, das „The Female Voice of Iran“ auf die Bühne bringt, oder eine Zusammenarbeit von Concerto Köln mit Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker im Zeichen Italiens.
- Gefeiert wird auch das 20-Jährige des Education-Programms „klasse.klassik“ der Philharmoniker, das die Freundesgesellschaft aus der Taufe gehoben hat. Es wird in der kommenden Spielzeit um „klasse.klassik goes green“ und „klasse.klassik 4teens“ erweitert. Im Seniorenbereich kommen zur „Herzmusik“ weitere Reihen wie „Hör’ mal Kunst“. Info: www.duisburger-philharmoniker.de