Duisburg. Zwei Vorfälle gab es bislang in den Flüchtlingsunterkünften in Duisburg. So steht es um den Kinderschutz und die Sicherheit ukrainischer Frauen.
Mit einer Übererfüllungsquote von 107 Prozent sind in Duisburg derzeit rund 500 Flüchtlinge mehr da als die Stadt aufnehmen müsste. Dies wurde im Gleichstellungsausschuss der Stadt Duisburg berichtet, der sich vor allem der Sicherheit ukrainischer Frauen und Kinder widmete.
Täglich kommen weitere Geflüchtete hinzu, berichtete Thomas Schürkes vom Amt für Soziales und Wohnen: „Eine Rückkehrtendenz ist derzeit nicht auszumachen.“ 2800 Geflüchtete seien kommunal untergebracht worden, die Hälfte davon in Wohnungen. Über 2000 weitere seien privat untergekommen. Das Team Nachsorge fahre die Familien regelmäßig an. Zehn Stellen seien für die Sozialbetreuung geschaffen worden.
Frauen- und Kinderschutz in der Duisburger Flüchtlingsunterkunft
Der Kinderschutz habe im Zeltdorf Priorität. Für das Personal gebe es spezielle Fortbildungen. Nach Ortsbegehungen wurden weitere Verbesserungen unternommen, etwa mehr nächtliche Beleuchtung, um dunkle Ecken auf dem Weg zu den Toiletten zu vermeiden, berichtet Schürkes. In allen Einrichtungen zusammen habe es seit Februar zwei Vorfälle gegeben.
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In einem Fall ging es nach Angaben der Pressestelle der Stadt um den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung in der Geflüchtetenunterkunft. Aus Datenschutzgründen könne man nicht mehr sagen. Der andere Fall hatte Schlagzeilen gemacht: Ein Mitarbeiter wird beschuldigt, eine Bewohnerin sexuell missbraucht zu haben. Das soll in seiner Mülheimer Wohnung geschehen sein. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft gibt es hierzu noch keine weiteren Erkenntnisse. Die Ermittlungen laufen noch, sagte eine Sprecherin.
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Ukrainische Frauen werden vor Zuhältern gewarnt
Hauptthemen der in Duisburg angekommenen Menschen sei es, Deutsch zu lernen und schnell arbeiten zu können. Manche würden nach der Flucht in ein Loch fallen, weil sie nach aller Anspannung ihre Situation realisieren, etwa als Alleinerziehende in einem fremden Land zu sein. Hier werde durch Angebote bewusst gegengesteuert, insgesamt sei es extrem ruhig in den Unterkünften, so die Verwaltung.
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Mit Verweis auf Berichte über mutmaßliche Zuhälter, die sich in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften herumtreiben sollen, fragte Ingrid Fitzek als sachkundige Bürgerin, ob die Bewohnerinnen davor gewarnt werden. Melanie Klaus vom Gesundheitsamt erklärte, dass es viele Ansprechpartner gebe, etwa die Prostitutionsberatung im Gesundheitsamt, niederschwelliger auch die Beratung der Aidshilfe oder des Vereins Frauen helfen Frauen. Thomas Schürkes betont, dass alle ankommenden Frauen begleitet werden und es Informationen, etwa zum Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen „in allen möglichen Sprachen“ gebe.
Bislang sei keine ukrainische Frau in die Beratung gekommen, weil sie in der Prostitution tätig werden möchte, ergänzte Melanie Klaus.
Lehren aus der Flüchtlingskrise 2015 gezogen
Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn lobt, dass man in der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2015 und dem Umgang mit syrischen Flüchtlingen viel gelernt habe. Mitarbeiter des Jugendamtes berichten, dass sich die seinerzeit gegründete Außenstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auch jetzt als sinnvoll erweise. Hier kümmere man sich inzwischen um 74 Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren, der Jüngste sei fünf Jahre alt, im Schnitt seien die sogenannten „Uma“ im Teenager-Alter und überwiegend im Rahmen von Fluchtgemeinschaften nach Duisburg gekommen.
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Um Kinder von ihrer Belastung durch die Fluchterfahrung abzulenken, gebe es von verschiedenen Trägern Angebote, berichtet Katrin Bode vom Jugendamt. Von vielen Vereinen habe es außerdem Angebote für kostenlose Trainings gegeben. Schwierig sei aber, dass manche das auf Ukrainer beschränken wollten. „Das wollen wir nicht offiziell fördern, wir haben solche Angebote nur angenommen, wenn sie für Menschen aller Nationalitäten gilt.“ Eine Haltung, die die Zustimmung des Gleichstellungsausschusses fand.