Duisburg. Marla Glen ist vor zwei Jahren nach Wanheimerort gezogen. Der Clip entstand quasi in der Nachbarschaft. So war der Dreh mit den Schülern.
In Wanheimerort ist ein Star zu Hause: Vor zwei Jahren ist die Soul-Sängerin Marla Glen, bekannt wegen ihrer tiefen, markanten Stimme, still und leise nach Duisburg gezogen – und fühlt sich in dem Stadtteil „wie zu Hause“. Der letzte Auftritt in Duisburg liegt zwar schon ein etliche Jahre zurück – Fans schwärmen noch immer von einem legendären Konzert Ende der 1990er Jahre am Innenhafen – doch dafür hat sie vor kurzem einige Szenen für das Video zu einem neuen Lied aufgenommen. Mit Jugendlichen der Karl-Lehr-Realschule drehte die Musikerin für ihren „German Song“.
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„Das war eine spontane Idee von Marla und dann haben wir eine E-Mail an die Schule geschrieben“, erinnert sich Bruno Seletkovic, Bandleader und Musikarrangeur von Marla Glen. Und Schulleiter Stan Orlovic hat zugestimmt, dass das Team zwei Tage in den Räumen drehen darf. Und kamen ja auch noch einige Schüler zum Einsatz...
Duisburger Schüler googleten vor dem Dreh die größten Hits aus den 1990er Jahren
Um sich auf diese besondere Unterrichtsstunde vorzubereiten, haben die Jugendlichen aber erst einmal gegoogelt – und ein paar alte Hits gehört. Als „Believer“ 1993 herauskam, waren sie schließlich noch gar nicht auf der Welt. „Ich war überrascht, wie tief die Stimme ist. Gar nicht so piepsig wie andere Mädchenstimmen“, staunt Matteo (11). Tobias (12) ergänzt: „Ich hab erst gedacht, dass ist ein Mann.“ In den 1990er Jahren wurde die heute 62-Jährige denn auch für ihr androgynes Auftreten gefeiert. „Geschlecht interessiert mich nicht“, betont sie im Gespräch – und nennt sich deshalb „The Glen“.
Aber noch etwas überraschte die Fünftklässler: Marla Glen spazierte in Tracht in die Klasse. „Sowas tragen doch nur Opas in Bayern“, sagen die Jungs und kichern. „Ich habe früher wirklich geglaubt, dass die Deutschen so rumlaufen“, erklärt die gebürtige Amerikanerin aus Chicago lächelnd. Auf der Bühne gehört indes ein Hut zu ihrem Markenzeichen. Mia-Sofie (11) findet die Tracht nicht schlimm: „Woher soll man auch wissen, was die Leute hier anziehen, wenn man nicht von hier stammt.“
„German Song“ ist eine Hommage an ihre jetzige Heimat
In dem Lied „German Song“ hat Marla Glen mit Bruno Seletkovic ein paar Wörter aufgegriffen, die sie als erstes in Deutschland aufschnappte: „Ich weiß es nicht, keine Ahnung.“ Einen Sprachkurs hat sie nie besucht. Ihr Wortschatz reicht, um einzukaufen oder sich ein Bier zu bestellen. Ein paar Worte mit den Nachbarn kann sie auch wechseln – aber hauptsächlich unterhält sie sich auf Englisch. Dennoch ist sie fasziniert von deutscher Musik, vornehmlich von Schlager. Für sie ist das Lied ihre Art, ihrem neuen Wohnort die Ehre zu erweisen: „In der Schweiz habe ich das gleiche Lied auf Schweizerdeutsch aufgenommen“, erklärt sie. Als sie in Frankreich lebte, coverte sie einen Chanson von Charles Aznavour.
In dem Video zum „German Song“ wird auch eine Unterrichtsstunde gezeigt, in der Marla Glen mit den Realschülern in der Klasse sitzt. „Aber die Lehrer waren fake, die unterrichten hier eigentlich gar nicht“, verrät Matteo. Sie wurden gespielt von der Freundin von Marla Glen und ihrer Zwillingsschwester. Beide arbeiten, wenn sie nicht gerade ein Video drehen, an einer Grundschule.
„Es sollte aussehen wie normaler Unterricht“, beschreibt Miley (11). „Und irgendwann sollten wir dann tanzen. Erst einzeln und dann Polonaise.“ Marla Glen springt in einer Szene sogar auf eine Schulbank. Wenn’s um Musik geht, ist sie stets in ihrem Element und liebt Späße dieser Art. Zweimal wurden die unterschiedlichen Einstellungen gedreht, dann war alles im Kasten.
Als Zugabe gab’s für Mia-Sofie, Miley, Matteo, Tobias und die Klassenkameraden noch zahlreiche Selfies und Autogramme. „Bei mir hat sie sogar auf den Arm unterschrieben“, zeigt Mia-Sofie auf die Stelle. Mittlerweile ist die Signatur aber längst abgewaschen. Stan Orlovic bekam zum Dank die Platte „Unexpected“ mit Widmung überreicht. „Ich hab reingehört, einige Songs gefallen mir ziemlich gut.“ Als er die Anfrage kam, ob bei ihm an der Schule in einem Klassenraum gedreht werden könnte, hatte er sich nichts weiter dabei gedacht. „Den Schülern hat’s Spaß gemacht und Marla Glen hat sich wirklich viel Zeit genommen.“
Der Song soll im Herbst zum Oktoberfest erscheinen
Der „German Song“ soll übrigens im Herbst, pünktlich zum Oktoberfest, erscheinen. Die Schüler haben sich bei ihrer Recherche auf Youtube jedenfalls genau angeschaut, wie viel Fans Marla Glen im Netz hat. Je nach Songs sind es mehrere hundert Likes. „Das ist ganz okay. Und wer weiß, vielleicht werden wir ja fame“, hofft Mia-Sofie selbst auf ein bisschen Berühmtheit.