Duisburg-Neudorf. Die Kunden der Metzgerei Becker in Neudorf schätzen die Arbeit des traditionellen Handwerksbetriebs. Doch die Zukunft des Geschäfts ist ungewiss.

Immer mehr Metzgereien schließen. Doch es gibt sie noch: Traditionsbetriebe wie die Metzgerei Becker. Klaus Becker und seine Mitarbeiter stellen das meiste, das im Laden verkauft wird, selbst her. Stammkunden wissen das zu schätzen. Dennoch ist es ungewiss, wie es mit der Metzgerei weitergeht.

Die kleine Metzgerei an der Ecke, so beschreibt Metzger Klaus Becker seinen Betrieb an der Gneisenaustraße in Neudorf.
Die kleine Metzgerei an der Ecke, so beschreibt Metzger Klaus Becker seinen Betrieb an der Gneisenaustraße in Neudorf. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Klaus Becker beschreibt seinen Betrieb als „kleine Metzgerei an der Ecke“. Seit 1902 ist die Metzgerei Becker in Neudorf vertreten. Ein echter Familienbetrieb – früher führten sein Opa und dann seine Eltern die Metzgerei, die sich damals noch an der Neudorfer Straße befand. Im Jahr 2000 übernahm Klaus Becker den Betrieb von seinem Vater Ernst, von dem er auch das Metzgereihandwerk lernte. Er selbst ist nun seit 42 Jahren Fleischer.

Zur Grillsaison bietet Metzger Becker brasilianische Würstchen

Die Filiale an der Gneisenaustraße 225 wurde zum Hauptbetrieb. Zum Sortiment zählen vor allem Fleisch- und Wurstwaren, aber auch Tagesgerichte, Eier und Käse. 85 Prozent seiner Ware stellt Becker selbst her, zum Beispiel Leberwurst, Blutwurst oder verschiedene Aufschnitte. Schwarzwälder Schinken oder Parmaschinken kauft er dazu.

Ein Handwerk stirbt aus- Duisburg verliert seine MetzgerFür die Hauptgrillsaison denkt sich der Metzger immer wieder spezielle Kreationen aus: etwa thailändische, griechische oder auch brasilianische Grillwürstchen. Seine Kundschaft schätzt ganz besonders sein Fleisch. Sogar Kunden, die unter Gicht leiden, erzählen, dass sie das Schweinefleisch aus der Metzgerei ohne Probleme essen können.

Seit 2013 achtet der Chef auf artgerechte Tierhaltung

2013 war für ihn ein Wendepunkt. In diesem Jahr lief es nicht gut. Daraufhin entschied Becker, die Richtung zu ändern: weg von konventioneller, hin zu artgerechter Tierhaltung. „Wenn ich die Umstellung nicht gemacht hätte, wäre ich nicht mehr hier“, sagt Klaus Becker.

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Diese Umstellung sei kostspielig gewesen, habe sich aber gelohnt. Durch den Verkauf von Fleisch aus artgerechter Tierhaltung habe sich seine Kundschaft grundlegend verändert. Heute zählen 70 Prozent von ihnen zu seiner Stammkundschaft.

Schweinefleisch aus dem Sauerland, Rind aus der Eifel: Becker weiß genau, woher seine Ware stammt

Klaus Becker weiß ganz genau, woher seine Ware stammt. Seine Schweine kommen von Bauer Korte aus Menden, sein Rindfleisch von Bauern aus Prüm in der Eifel. Seine Bio-Maishähnchen bezieht der Neudorfer Metzger von der Firma Borgmeier in Delmenhorst, die Phina Pute von Bartels und das Kalbfleisch aus Galizien. Zwischenhändler sind der Meidericher Schlachthof oder auch die Gilde Frisch-Markt Rhein-Ruhr.

Harte handwerkliche Arbeit: Metzger Klaus Becker zerlegt in seinem Betrieb in Neudorf eine Schweinehälfte.
Harte handwerkliche Arbeit: Metzger Klaus Becker zerlegt in seinem Betrieb in Neudorf eine Schweinehälfte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zu seiner Kundschaft zählt neben den Privatkunden, die aus Duisburg und den umliegenden Städten wie Mülheim, Düsseldorf, Meerbusch und Oberhausen zu ihm ins Geschäft kommen, auch die Gastronomie, etwa der Finkenkrug in Neudorf. Diesen beliefert er vier- bis fünfmal die Woche mit Burgern, Bratwürsten oder Grillwürstchen.

Zukunft der Metzgerei Becker ist ungewiss

Wie es mit dem fünfköpfigen Team der Metzgerei Becker zukünftig weitergeht, sei noch ungewiss. Er gehe davon aus, dass sich die Ära Metzgerei Becker „erledigt“ hat, wenn er in Rente geht. Aber auch andere Szenarien für seinen Betrieb kann er sich vorstellen: Die Geschäftsübernahme durch seinen Gesellen oder einen Kollegen. Wichtig sei ihm aber, nicht jetzt schon die Pferde scheu zu machen. Alles werde sich mit der Zeit zeigen. Ein Problem, das dabei nicht zu übersehen ist, bleibt der Fachkräftemangel in der Branche.

>> Billigfleisch vom Discounter

● Immer mehr Metzgereien verschwinden aus den Stadtteilen. Die Aufgabe der Betriebe hat viele Gründe. Zwei davon spielen immer eine Rolle: Die Mehrheit der Kunden kauft billiges Fleisch beim Discounter. In den Handwerksbetrieben mangelt es an Nachwuchs.

In lockerer Folge stellen wir einige der verbliebenen Metzgereien in Duisburg vor, die ihre Waren noch selbst produzieren. Den Anfang macht: Metzgereifachbetrieb und Partyservice Becker, Gneisenaustraße 225 in Neudorf.