Duisburg-Meiderich. Innerhalb von fünf Jahren soll am alten Schlachthof in Meiderich ein neues Gewerbegebiet entwickelt werden. Den Mietern wurde bereits gekündigt.
Der Weg ist noch weit: Allein acht Gutachten sind nötig, bevor das Gelände am „Fleischzentrum Duisburg“ neu entwickelt werden kann. Am ehemaligen Schlachthof in Meiderich soll mittelfristig ein neues Gewerbegebiet entstehen. Doch zunächst müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das soll jetzt mithilfe einer spezialisierten Agentur und einer Landesförderung gelingen.
Seit Ende der Schlachtung im Jahr 2011 führt das Fleischzentrum an der Gelderblomstraße ein tristes Dasein. Mehr als ein Drittel der Fläche blieb jahrelang ungenutzt. Die Hoffnung, den Leerstand zu beseitigen, hat die Stadt Duisburg – ihr gehört das Grundstück gemeinsam mit der Stadttochter Duisburg Kontor – längst aufgegeben; die Gebäude sind zu alt und außerdem stark an die Betriebsabläufe der Schlachtung angepasst. „Die Bauten haben einen morbiden Charme“, drückt Dirk Wlocka es aus, der als Vertreter des Amtes für Stadtentwicklung kürzlich die Bezirksvertretung auf den aktuellen Stand gebracht hat.
Fleischzentrum Duisburg: Mietern wurde bereits gekündigt
Weil eine Modernisierung einige Millionen Euro kosten würde – für die Stadt kaum zu finanzieren –, hat sich der Rat bereits Anfang 2020 für den Neustart ausgesprochen. Nun soll laut einer Vorlage der Verwaltung ein Rahmenplan erarbeitet werden, „der alle relevanten Einflussfaktoren berücksichtigt und die Perspektive einer künftigen Nutzung aufzeigt“. Dabei soll die Agentur NRW Urban helfen, die auf die Reaktivierung alter Industrie- und Gewerbeflächen spezialisiert ist. Auf Grundlage dieses Rahmenplans will die Stadt dann Entsiegelung, Rückbau und Neuentwicklung auf dem Gelände innerhalb der nächsten fünf Jahre realisieren.
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Gewerbe und Handwerk sollen sich dann ansiedeln, erklärt Dirk Wlocka, betont aber auch, dass die Nutzungsmöglichkeiten im Detail vom Ausgang der noch benötigten Gutachten abhängen. Dabei handelt es sich um Gutachten unter anderem zu Lärmschutz, Verkehrsbelastung, Artenschutz und Altlasten.
Auf die verbliebenen Mieter muss die Stadt scheinbar keine Rücksicht nehmen; ihr Interesse an einem langfristigen Verbleib wird als gering eingestuft. Den Unternehmen sollte bereits zum Ende des Jahres 2020 gekündigt werden. Die Kündigungen seien zwar bereits ausgesprochen worden, erklärt Marc Engel von Duisburg Kontor auf Nachfrage der Redaktion, aber: „Der Auszug einiger Unternehmen verzögert sich aufgrund der Tatsache, dass der Umzug an neue Betriebsstätten mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich angenommen.“
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Stadt Duisburg will Vorkaufsrecht rund um Meidericher Schlachthof
Die bestehenden Mietverträge würden deshalb vorerst fortgeführt, so Engel. „Mit dem ersten Auszug eines Unternehmens am Fleischzentrum wird für Anfang 2022 gerechnet. Weitere Unternehmen werden sukzessive im Anschluss ausziehen, ohne dass genaue Auszugstermine genannt werden können.“
Um bei der Planung nicht eingeschränkt zu sein, strebt die Stadt auch ein Vorkaufsrecht an für Flächen, die sich in direkter Nachbarschaft zum Fleischzentrum befinden und nicht der Stadt beziehungsweise Duisburg Kontor gehören. Das Vorkaufsrecht soll im gesamten Bereich zwischen Eickenstraße im Westen, Bronkhorststraße im Norden, Emmericher Straße im Osten sowie der Bahntrasse im Süden gelten.
Die Stadt wolle dieses Vorkaufsrecht nutzen, sofern „der Kaufpreis kein Mondpreis“ ist, erklärt Dirk Wlocka. Dieser müsse noch durch ein Wertgutachten ermittelt werden. Auf das Vorkaufsrecht würde die Stadt aber auch verzichten, wenn sich Grundstücksbesitzer in das Konzept der Stadt einbrächten.
Der Rahmenplan samt nötiger Gutachten wird fast in Gänze (90 Prozent) durch das Land finanziert. Möglich macht es das Programm „Bau.Land.Partner+“ (BLP+), das Kommunen bei der Aktivierung von Flächenpotenzialen unterstützen soll. (mit olk)
>>FLEISCHZENTRUM DUISBURG: UMGEBUNG SOLL PROFITIEREN
• Eine reine Wohnbebauung am früheren Fleischzentrum schließt die Stadt Duisburg aus, schon aufgrund der Nähe zu den Rütgerswerken als Störfallbetrieb.
• Von der Neuentwicklung eines Gewerbegebiets verspricht sich die Stadt auch eine Verbesserung für die angrenzenden Wohnlagen. „Die Containerwand [zur Bronkhorststraße, d. Red.] verschwindet und es gibt keine Kühl-Lkw mehr morgens um 4 Uhr“, sagt Dirk Wlocka vom Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement.