Duisburg. Aus den drei Duisburger Landtagswahlkreisen werden vier Direktkandidatinnen und -kandidaten Abgeordnete werden – mindestens. Wer Chancen hat.

Bei der Landtagswahl dürfen am Sonntag etwa 317.200 Duisburgerinnen und Duisburger mitentscheiden, wer künftig NRW regiert und welche drei Politiker aus ihrer Stadt sie bis 2027 in Düsseldorf vertreten. Nur viermal seit 1947 konnten CDU-Kandidaten bei Landtagswahlen im roten Duisburg die Mehrheit der Erststimmen in einem Wahlkreis gewinnen. Zuletzt gelang dies im Wirtschaftswunderdeutschland 1958 Friedrich Heinen. Vor der Wahl am Sonntag erhöhen der Neuzuschnitt der Duisburger Wahlkreise, das Aufeinandertreffen vergleichsweise unbekannter Bewerber und auch lokale Aufreger im Wahlkampf die Spannung in Duisburg zumindest etwas.

Dennoch gehen in den drei Landtagswahlkreisen die SPD-Kandidatin und die SPD-Kandidaten als Favoriten ins Rennen, die seit Wochen mit vielen Genossinnen und Genossen im Dauerwahlkampf auf der Straße waren. 2017 erreichten alle (damals noch vier) Duisburger Bewerber der Sozialdemokraten – trotz teils erheblicher Verluste im Vergleich zum 2012er-Abschneiden – einen Erststimmenanteil von mehr als 40 Prozent.

Für Vogt und Schaary wird’s eng

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Den geringsten Vorsprung hatte noch Sarah Philipp (SPD, 40,12 %) im alten Süd-Wahlkreis vor CDU-Kandidatin Petra Vogt (29,55 %). Nun treten die beiden Landtagsabgeordneten zum dritten Mal gegeneinander an. Philipp stand als parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion zuletzt wegen der Ausspähaktion im Fokus der Mallorca-Gate-Schlammschlacht um Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) (wir berichteten). Philipp würde dem Parlament wohl auch wieder angehören, sollte sie wider Erwarten nicht gewinnen: Die NRW-SPD wählte sie auf Platz zwei der Reserveliste, direkt hinter Spitzenkandidat Kutschaty. Petra Vogt, stellvertretende Vorsitzende ihrer Landtagsfraktion und frisch gewählte Duisburger Parteichefin, hat es immerhin auf Platz elf der CDU-Liste geschafft: Je weniger der landesweit 128 Wahlkreise die Union direkt gewinnt, desto besser ihre Chancen auf den Einzug.

Den größten Einfluss könnte der Wahlkreis-Neuzuschnitt im links- und rechtsrheinischen Wahlkreis 62 Duisburg II haben, wo für die Sozialdemokraten mit Benedikt Falszewski ein Walsumer Ratsherr antritt, der kein etablierter Landespolitiker ist. Der Ratsherr arbeitet im Wahlkreisbüro von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, sein größter Konkurrent Stefan Dase (CDU) ist Polizist und ebenfalls nicht stadtweit bekannt.

In einem Duisburger Landtagswahlkreis nördlich der Ruhr holte zuletzt Arnold Dehnen (CDU) mehr Erststimmen als ein SPD-Kandidat – 1947 im Wahlkreis „72 Duisburg-Meiderich“. Im aktuellen Wahlkreis Duisburg III war der Wahlkampf geprägt vom konfrontativen Law-and-Order-Auftreten des CDU-Kandidaten Deniz Güner („Deutsche Gesetze auf Duisburger Straßen“), dem Kritiker Stimmungsmache gegen südosteuropäische Zuwanderer vorwerfen, und von der Debatte nach der Schießerei in Hamborn. Der seit dem Jahr 2012 im Landtag vertretene Frank Börner (SPD) gilt trotz herber Verluste 2017 in seinem alten, nun aufgelösten Wahlkreis als Favorit.

Grüne Jule Wenzel hat Landtagsmandat so gut wie sicher

Über die drei Wahlkreissieger hinaus wird sehr sicher eine weitere Duisburgerin Mitglied des Landtags (MdL): Die Kreisvorsitzende der Grünen, Jule Wenzel, sicherte sich bei den NRW-Grünen Reservelistenplatz 15. Da der Partei deutlich mehr Sitze im Landtag zustehen werden, als sie Direktmandate gewinnen wird, darf Wenzel für Düsseldorf planen. Vor fünf Jahren schafften es nach einem NRW-Ergebnis von 6,4 Prozent 14 Grüne in den Landtag, und die Partei wird ihr Ergebnis mindestens verdoppeln.

Ein weiterer Duisburger, der einen aussichtsreichen Platz auf der Reserveliste seiner Partei hat, ist Alexander Schaary, AfD-Kandidat im West- und Walsum-Wahlkreis II. Die NRW-AfD wählte ihn auf Rang 17. Da die AfD keinen NRW-Wahlkreis direkt gewinnen wird, ziehen all ihre künftigen MdL indirekt ein. Bei der Wahl im Jahr 2017 erhielt die Partei bei einem Zweitstimmenergebnis von 7,4 Prozent noch 16 Sitze. Für Schaary wird es also ein spannender Wahlabend – den Rechten prognostizierten die Wahlforscher zuletzt sechs bis acht Prozent.