Duisburg. Der Schlagzeuger Johannes Fischer hat das Programm für die zweite „Eigenzeit“ der Duisburger Philharmoniker gestaltet. Was Musikfreunde erwartet.
Die Duisburger Philharmoniker gehen in die zweite Auflage ihres Festivals „Eigenzeit – Musik von jetzt“ mit Werken zeitgenössischer Kammermusik. Nachdem in der letzten Saison der Duisburger Komponist Hauke Berheide das Programm gestaltet hat, ist diesmal der Schlagzeuger Johannes Fischer der Kurator.
Der 1981 in Leonberg geborene Musiker, der 2009 als Professor an die Musikhochschule Lübeck berufen wurde, bezeichnet sich als „Geräuschesammler“. Unter dem Titel „Verwandlung“ lädt Fischer die Zuhörer und Zuhörerinnen vom 13. bis 22. Mai dazu ein, genau hinzuhören und ihre Sinne für die reiche Klangwelt zu schärfen. „Musikstücke entstehen überall, ob durch Zufall oder geplant; auch ein einfaches Naturereignis kann zum überwältigenden Konzert werden“, sagt Fischer.
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Das Eigenzeit-Festival präsentiert in sechs Konzerten und zwei Installationen ein Programm mit Uraufführungen, traditioneller Musik aus Persien und dem Senegal sowie eigens für das Festival entworfenen Klanginstallationen. „Jedes Konzert ist der Aufbruch zu einer Abenteuerreise“, so Fischer, für den Musik eines nie ist: „ein unbewegliches, anbetungswürdiges, museales Ausstellungsstück, das von Zeit zu Zeit abgestaubt wird, um uns an den einstigen Glanz zu erinnern“.
Die Klanginstallation „nahbar“
Das Programm beginnt am Freitag, 13. Mai, mit Fischers Klanginstallation „nahbar“, die um 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr im Opernfoyer des Theaters zu erleben ist. Sie basiert auf seiner Komposition „What is any ocean but a collection of drops?“. Im Original für vier Schlagzeuger konzipiert, entsteht eine elektroakustische, installative Solofassung, bei der sich das Publikum zwischen einzelnen Instrumenteninseln bewegen kann, um den Instrumenten und Klängen ganz nahe zu kommen.
Eine „pulsierende“ Hommage an die 60er und 70er Jahre
Das Stück „pulsierend“ versteht er als „eine Liebeserklärung an die 60er und 70er Jahre“. Am Samstag, 14. Mai, um 18 Uhr präsentieren im großen Saal im Stadttheater Mitglieder der Duisburger Philharmoniker und Johannes Fischer (Schlagzeug) eine „pulsierende“ Hommage an die Pop- und Rockmusik der 60er und 70er Jahre von Bands wie Pink Floyd, Frank Zappas „Mothers of Invention“ und Gentle Giant.
Tom Waits und Kurt Weill „lasziv“
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Das Trio Belli-Fischer-Rimmer widmet sich im Programm „lasziv“ am Samstag, 14. Mai, um 21 Uhr im Opernfoyer Liedern ohne Worte von zwei der ungewöhnlichsten Songschreiber des 20. Jahrhunderts: dem US-amerikanischen Ausnahmekünstler Tom Waits und dem aus Dessau stammenden Kurt Weill. Für beide Musiker war die populäre Musik ihrer Zeit eine wichtige Inspirationsquelle und zugleich Ausgangspunkt für eigene Kompositionen. Das Milieu ihrer Lieder ist die Straße, sind Nachtclubs und Bordelle.
Morton Feldman „schwerelos“
Unter dem Titel „schwerelos“ wird am Sonntag, 15. Mai, um 19 Uhr im Stadttheater das poetische Stück Crippled Symmetry von Morton Feldman aufgeführt, „ein 90-minütiger Gegenentwurf zum Wüten der Welt“, das so beschrieben wird: „Wie bei einem Mobile treten zarte melodische Floskeln und schwebende Akkorde zwischen Klavier, Flöte und Vibraphon in einen ätherischen Dialog.“
Sechs Schlagzeuger an Holzbalken: „taumelnd“
Ab Mittwoch, 18. Mai, verlässt das Festival das Theater und zieht um 21 Uhr in die Kulturkirche Liebfrauen um. Unter dem Titel „taumelnd“ wird Michael Gordons Stück für sechs Schlagzeuger an jeweils einem Holzbalken aufgeführt, „sicher eines der bemerkenswertesten und radikalsten Stücke für Schlagzeugensemble der jüngsten Zeit“. Das Werk entwickele in knapp 60 Minuten einen hypnotischen Sog. Diese Klanglandschaft wird angereichert durch eine neue Videoprojektion des New Yorker Schlagzeugers und Videokünstlers Ross Karre.
Die „selbstredende“ Trommel
Der Star des Abends „selbstredend“ am Donnerstag, 19. Mai, um 20 Uhr im Lehmbruck-Museum ist die Trommel. Der deutsch-türkische Perkussionist Murat Coşkun schöpft aus einem großen Musikrepertoire zwischen den musikalischen Welten des Orients und Okzidents. Als Multiinstrumentalist und Komponist aus Dakar hat Pape Dieye eine breite Palette an Klangfarben aus dem Senegal im Gepäck.
Uraufführung von Hanna Eimermacher: „kunterbunt“
Die Vielfalt zeitgenössischen Komponierens wird unter dem Titel „kunterbunt“ am Samstag, 21. Mai, um 20 Uhr im Landschaftspark vorgestellt. Im Mittelpunkt steht die Uraufführung von Hanna Eimermachers „Blumen der Zeit“. Die 1981 in Duisburg geborene Komponistin erweitert ihren kreativen, oft spielerischen Umgang mit Geräuschen und Klängen um visuelle Aspekte, die die Wahrnehmung des Gehörten verändern. Auf dem Programm stehen außerdem Kompositionen von Unsuk Chin sowie Ashley Fure.
Klangspielplatz „abenteuerlich“
In einem Semesterprojekt hat Fischers Schlagzeugklasse der Musikhochschule Lübeck einen Klangspielplatz für Kinder, Neugierige, Klangforscher und Geräuschenthusiasten entwickelt. Auf diesen Klangspielplatz sind unter dem Titel „abenteuerlich“ Jung und Alt am Sonntag, 22. Mai, von 11 bis 17 Uhr in die Cubus-Kunsthalle im Kantpark eingeladen.
>> AUSZEICHNUNGEN FÜR JOHANNES FISCHER
- Johannes Fischer erhielt als Schlagzeuger und Komponist zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter Preise beim Deutschen Hochschulwettbewerb, dem Deutschen Musikwettbewerb sowie den 1. Preis und vier weitere Sonderpreise beim 56. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München.
- Karten (für 15 Euro) gibt es über die Theaterkasse am Opernplatz, 0203 283 62 100, sowie per Mail an die Adresse karten@theater-duisburg.de. Ab drei Konzerten gibt es 15 und mit Festivalpass 30 Prozent Rabatt. Studierende der UDE zahlen einen Euro, Anmeldung fürs Kulturticket sind erforderlich unter www.duisburger-philharmoniker.de