Duisburg. . Das Cello-Konzert von Hauke Jasper wurde beim Philharmonischen Konzert uraufgeführt. Solist Maximilian Hornung meistert die großen Anforderungen.
Eine gute Mischung aus zwei der beliebtesten Kompositionen der Romantik und einer Uraufführung bot das letzte Philharmonische Konzert der Saison: Das Cello-Konzert „Icaro“, jüngstes Werk des Duisburger Komponisten Hauke Jasper Berheide, wurde mit Werken von Richard Wagner und Antonin Dvorak umrahmt. Am Pult der Philharmoniker stand der designierte Generalmusikdirektor Axel Kober.
Bei Richard Wagners Vorspiel und Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ sowie Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“ kann man nicht viel falsch machen, und Kober weiß natürlich, wie man Wagner und Dvorak optimal präsentiert. Im Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ lässt er die Streicher sehnsuchtsvoll schwelgen und mischt sie sorgfältig mit den Bläsern. Der Liebestod leuchtet geradezu optimistisch. Angesichts solch einer Darbietung und dem sensationellen Erfolg, den die Philharmoniker mit Wagners Oper bei der Ruhrtriennale im Jahr 2011 feierten, wundert man sich, dass die Rheinoper dieses Stück schon seit 2004 nicht mehr in Duisburg spielt.
Klassik-Superhit „Aus der Neuen Welt“
In Dvoraks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, diesem Urbild aller Wild-West-Filmmusiken, setzt Axel Kober auf zügige Tempi und einen opulenten Klang. Tänzerische und galoppierende Rhythmen, prachtvolle Blechfanfaren und großformatige Landschaftsbilder prägen diesen Klassik-Superhit.
Das besondere Augenmerk liegt an diesem Abend natürlich auf der Uraufführung von Hauke Jasper Berheides Cello-Konzert „Icaro“, die durch die Kunststiftung NRW gefördert wurde. Der Beginn mit seiner Mischung aus gestimmten Weingläsern und nervös-bedrohlichen Streicherfiguren ist spektakulär. Solist Maximilian Hornung am Cello spielt mit einem vollen bebenden Ton und kostet in seiner großen Solo-Kadenz die Feinheiten der Musik genüsslich aus. Dabei wählt er immer wieder einen sehnsuchtsvollen Tonfall, der an Wagners „Tristan“ erinnert.
Schlagwerk „prügelt“ Cello
Die Jagd durch das minoische Labyrinth, die im zweiten Satz thematisiert wird, musiziert Hornung mit einem atemberaubenden Tempo. Trotz der komplizierten Rhythmik, die mit wechselnden Zählzeiten arbeitet, verleihen Hornung und die Philharmoniker, die unter Axel Kober mit einer ausgewogenen Mischung aus Präzision und Leidenschaft spielen, dieser Musik eine unmittelbare körperliche Kraft. Jedoch wird die dabei entstehende Sogwirkung durch die Harfenläufe, die den Satz strukturieren, ausgebremst. Stark ist das Ende dieses Gangs durch das Labyrinth: Das Cello scheint sich totzulaufen und wird dann von brutalen Schlagwerkattacken niedergeprügelt. Das erschreckt doch einige Zuhörer.
Schön abgerundet wird das Konzert, wenn der Komponist im Finale noch einmal die Mischung aus Weingläsern und Streichern aufgreift. Hier beschreibt Berheide den Flug des Ikarus: Das Cello gleitet in den höchsten Tönen im schwerelosen Flug dahin. Dieser Ikarus stürzt nicht ab, sondern er wird seine Kreise ewig am Himmel ziehen.
Für den Komponisten Hauke Jasper Berheide, die Duisburger Philharmoniker unter Axel Kober und Maximilian Hornung gibt es viel Beifall. Der Cellist bedankt sich mit Bach als Zugabe: dem Präludium der 1. Cello-Suite.
Gastspiel im Amsterdamer Concertgebouw
Am 19. Juli gastieren die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Axel Kober im Amsterdamer Concertgebouw.
Aus dem aktuellen Programm erklingen Richard Wagners Vorspiel und Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ sowie Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“. Als weiteres Werk stehen die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss auf dem Programm. Solistin ist die niederländische Sopranistin Annemarie Kremer.