Duisburg. Ausnahmetrompeter Matthias Schriefl und seine Band Shreefpunk bringen zum Auftakt des Festivals „Eigenzeit“ in Duisburg das Publikum zum Toben.
Mit einer furiosen Mischung aus Jazz, Volks- und Weltmusik ist das Festival „Eigenzeit“ der Duisburger Philharmoniker gestartet. Blasmusik-Virtuose Matthias Schriefl bot mit seiner Band Shreefpunk, die Unterstützung von der Streichergruppe „Netnakisum“ und den Duisburger Philharmonikern erhielt, eine rasante Achterbahnfahrt durch Stil- und Klangwelten.
Bei dem Konzert unter dem Motto „My Favorite Things“ reichten sich musikalisches Können und Comedy die Hand. Obwohl das gleichzeitig stattfindende EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft eine harte Konkurrenz darstellt, ist der Saal im Hotel Duisburger Hof fast ausverkauft. Und das Publikum tobte vor Begeisterung.
Fußball-Wunder: Drei Nationalhymnen gleichzeitig
Die Musiker kommen teilweise in Fußballtrikots, und Hauke Berheide darf als Kurator des Festivals „Eigenzeit“ das Konzert anpfeifen: Als absurden Spaß gibt es die deutsche, österreichische und ungarische Nationalhymne gleichzeitig. Danach werden Klarinettist Christoph Schneider und Fagottist László Kerekes wegen „verbotenen Quintenparallelen“ vom Platz gestellt.
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Ausnahmetrompeter und Bandleader Matthias Schriefl ist für die musikalische Leitung und Moderation des Programms zuständig. Wenn Schriefl die Titel der Stücke und die Geschichten erzählt, die sich dahinter angeblich verbergen, fragt man sich oft, ob man das alles glauben soll? So beruhe das Stück „Sparen“ auf einem schwäbischen Volkslied, und es stehe in C-Dur, weil „wir die Vorzeichen einsparen wollten“. Gitarrist Alexander Eckert bringt seine Saiten mit flinken Fingern über einem Streichteppich zum Funkeln.
Absurde Geschichten zu überraschenden Instrumenten
Den Jazzklassiker „Bewitched and Bewildered“ darf Cellistin Deelinde angeblich nur deshalb singen, weil sie den internen Outfit-Wettbewerb gewonnen hat. Mit gefühlvoller Stimme trägt sie das melancholische Stück vor. Die Wechsel mit Bandleader Schriefl, der ein kammermusikalisches Intro auf dem Flügelhorn voranstellt, sind dramaturgisch klug gesetzt. Im Finale steigert er sich in einem großen Solo bis in flirrende Akkorde hinein.
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Auch wenn man im Programmheft vorab gelesen hat, welche Instrumente hier zum Einsatz kommen, ist man von der Vielseitigkeit der Truppe immer wieder überrascht. Die „Favorite Things“ aus dem Motto des Konzertes sind offensichtlich die Instrumente, und jeder Akteur bringt mehrere zum Klingen. Geigerin Claudia Schwab und Bratscherin Marie-Theres Härtel spielen auch Flügelhorn, so dass einige Stücke mit massiven Bläsersätzen angereichert werden.
Tuten und Tröten auf Muscheln
Kontrabassist Alex Morsey legt noch ein waghalsig virtuoses Solo auf der Tuba hin, und bei Matthias Schriefl hat man den Eindruck, dass kein Instrument vor ihm sicher ist. So spielt er auch ein aberwitziges Alphornsolo, das von dezenten Jodeleinlagen der Damen eröffnet wird. Selbst bei diesem Instrument, das als Sinnbild behäbiger Alpenmusik gilt, jagt Schriefl rasant durch die Register, springt zwischen massiver Attacke im Bass und dahinjagenden Melodien im Sopran hin und her.
Im Gedächtnis bleiben auch noch das mehrstimmige Tuten und Tröten auf spiralförmigen Muscheln und das von Cellistin Deelinde lässig gesungene „Warum soll eine Frau denn kein Verhältnis haben?“ Zum Finale des Abends kommt dann noch die brasilianische Sängerin Patricia Cruz auf die Bühne. Mit samtig-rauer Stimme singt sie „Sophisticated Virgin“, wobei Matthias Schriefl den melodischen Faden auf dem Flügelhorn weiterspinnt.
Als Zugabe gibt es nach zwei Stunden ausgelassener Musik für das tobende Publikum noch ein weiteres Crossover aus Latin und Christentum, nämlich „Maria Mambo“, bei dem die ganze Musikerschar noch mit Perkussionsinstrumenten durch den Saal tanzt.
>>NÄCHSTE „EIGENZEIT“ MIT KLANGSKULPTUR
- Das zweite Konzert des Festivals „Eigenzeit“ findet am Sonntag, 27. Juni, um 19.30 Uhr im Opernfoyer des Duisburger Theaters statt.
- Unter dem Motto „Dingfest. Eine Feier“ erklingen Kammermusik, Spieluhren und Klangskulpturen von Violeta Cruz, Jérôme Combier, Lisa Streich und dem Duisburger Komponisten und Festival-Kurator Hauke Berheide.
- Es spielen Musiker der Duisburger Philharmoniker und Gäste.