Duisburg. Den Liederabend in der Duisburger Mercatorhalle gestalteten Sängerin Anna Lucia Richter und Klavierbegleiter Ammiel Bushakevitz. So gelang’s.
Liederabende klassischen Zuschnitts haben im Musikbetrieb unserer Tage keinen leichten Stand. Umso erfreulicher, dass das 7. Kammerkonzert mit einem ausschließlich romantischen Liedprogramm eine quantitativ ansehnliche Hörerschar in die Duisburger Mercatorhalle lockte.
Enttäuscht haben dürften die Mezzosopranistin Anna Lucia Richter und ihr einfühlsamer Partner am Klavier, Ammiel Bushakevitz, wohl niemanden. Sowohl, was die kluge Programmzusammenstellung als auch die exzellente Ausführung betrifft. Ohne Zugaben, darunter Schuberts „Im Abendrot“, ließ das begeisterte Publikum die jungen Künstler jedenfalls nicht von der Bühne.
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Elf Lieder von Johannes Brahms und zehn Gesänge von Franz Schubert, ergänzt durch zwei kleine, aber feine Klavierstücke der beiden Komponisten, verdichteten die Interpreten unter dem Motto „Dämmerstunden“ zu einer beeindruckenden Lehrstunde vorbildlichen Liedgesangs.
Sängerin glänzt in Duisburg mit Phrasierungskünsten
Wobei es nicht durchweg „dämmrig“ zuging, auch wenn gerade in getragenen, von langen melodischen Linien durchzogenen Gesängen wie Brahms‘ „Geheimnis“ oder „Feldeinsamkeit“, Schuberts Romanze aus „Rosamunde“, dem bekannten Wiegenlied oder dem weniger bekannten „Erlafsee“ die glänzenden Phrasierungskünste der Sängerin besonders nachhaltig zur Geltung kommen.
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Zu hören sind ansatz- und bruchlos ausgeführte Gesangslinien, was eine gesunde, in allen Lagen sicher geführte Stimme voraussetzt, mit der sich Anna Lucia Richter in den letzten Jahren zu einer profilierten Liedsängerin entwickelt hat. Wobei die Gestaltung der Liedinhalte nicht zu kurz kommt. Hier wirkt sich auch die intelligente Werkauswahl vorteilhaft aus, wenn sie etwa im Schubert-Block dem abgeklärten „Wanderer an den Mond“ das innerlich zerrissene, aufgewühlte „Gretchen am Spinnrad“ und danach das sanfte Wiegenlied D 498 folgen lässt.
Kultivierter und werkdienlicher Liedgesang
Ein weites Kaleidoskop stilistischer Kontraste in enger Nachbarschaft, das den Ausführenden hohe Flexibilität abverlangt. Wobei sowohl Anna Lucia Richter als auch ihr Klavierpartner konsequent auf Manierismen oder Übertreibungen verzichten. Beide erfüllen die Grundvoraussetzungen kultivierten, werkdienlichen Liedgesangs: geistige Durchdringung der Inhalte, eine lupenreine Tongebung und eine dem Text angepasste Phrasierung, verbunden mit einer klaren, technisch makellos geführten Stimme und einer partnerschaftlichen Unterstützung durch das Klavier.
Damit können Anna Lucia Richter und Ammiel Bushakevitz auch die Qualitäten der schlichten, im Klavierpart durchaus filigran ausgefeilten Volksliedbearbeitungen von Brahms, mit denen der Abend startete, unprätentiös zur Geltung kommen lassen. Ebenso wie sich Bushakevitz ohne effektheischenden Ehrgeiz mit Brahms‘ Intermezzo op. 118,2 und Schuberts „Kupelwieser-Walzer“ dem stimmungsvollen, verhaltenen Kolorit des Abends anpasste.