Duisburg. Beim ersten Konzert des Philharmonischen Chors spornte die Dirigentin die Musiker zu einer dramatischen Aufführung an. So gefiel’s dem Publikum.

Eigentlich war der Auftritt des Philharmonischen Chores mit „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy schon für den April 2020 geplant gewesen. Doch der Chor, der regelmäßig in den Philharmonischen Konzerten zu hören ist, war durch Corona zwei Jahre lang zum Schweigen verurteilt. Nun wurde der Auftritt nachgeholt. Zu erleben war ein starker Konzertabend, der von Rheinopern-Kapellmeisterin Marie Jacquot geleitet wurde.

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Eröffnet wird der Abend mit dem Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 von Robert Schumann. Solistin ist Mariam Batsashvili, die im Zusammenspiel mit den von Marie Jacquot geleiteten Duisburger Philharmonikern, eine Aufführung wie aus einem Guss musiziert. Trotz der vielen Kontraste und Steigerungen, wirkt die Entwicklung der Musik ganz natürlich und homogen.

Duisburger Orchestermusiker haben viele kleine solistische Auftritte

Mariam Batsashvili ist hier fast pausenlos beschäftigt, denn Schumann hat kein Konzert geschrieben, in dem das Klavier und das Orchester sich abwechselnd die Bälle zuspielen, sondern Solistin und Tutti sind eng miteinander verwoben. So haben viele Musiker aus dem Orchester kleine solistische Auftritte, bei denen die Pianistin dezent mit Akkordaufschwüngen begleitet. Wenn das Klavier im Zentrum steht, weiß Batsashvili aber auch aufzutrumpfen und spielt mit kraftvoll-metallischem Anschlag.

Die melodischen Passagen musiziert sie mit viel Gefühl. So ist dann auch das Intermezzo des zweiten Satzes trotz großer Besetzung eine intime Kammermusik. Nach dem Finale, das von einem untergründigen Jubel durchzogen ist, der sich zum Schluss offen Bahn bricht, gibt es großen Beifall für Solistin, Dirigentin und Orchester. Mariam Batsashvili bedankt sich mit einer Caprice von Gioachino Rossini, in der dieser Jacques Offenbachs Musik imitiert und parodiert. Die Pianistin zeigt bei dieser schalkhaften Musik virtuosen Tastenhumor.

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Auf der Bühne ist an diesem Abend so viel los, dass man oft gar nicht mitbekommt, wie sorgfältig Marie Jacquot dieses Konzert leitet. In Schumanns Klavierkonzert sorgt sie für die genaue Koordination zwischen Solistin und Orchester, dirigiert kluge Tempi, die weder gehetzt noch verschleppt wirken, sondern ganz aus dem Geist der Musik gestaltet sind. In Felix Mendelssohn-Bartholdys „Die erste Walpurgisnacht“ wirkt ihre Schlagtechnik drängend und gleichzeitig motivierend.

Chor singt textverständlich – Lob auch für das sehr gute Solistenquartett

Das Konzert mit dem Philharmonischen Chor ist wegen der Corona-Beschränkungen immer wieder verschoben worden.
Das Konzert mit dem Philharmonischen Chor ist wegen der Corona-Beschränkungen immer wieder verschoben worden. © RR | Foto: André Symann

Weder Schumann noch Mendelssohn-Bartholdy waren erfolgreiche Opernschreiber, aber in der „Walpurgisnacht“ hört man das große dramatische Gespür, dass der Komponist auch in seinen Oratorien entfaltet hat. Marie Jacquot spornt sowohl die Philharmoniker als auch den Chor zu einer dramatisch packenden Aufführung an.

Chorleiter Marcus Strümpe hat den Chor sorgfältig vorbereitet. Die Damen und Herren sind bestens bei Stimme, konzentriert bei der Sache und singen dazu sehr textverständlich. Während der Aufführung wird Goethes Text, in dem die im germanischen Wald lebenden Druiden die Christen überlisten und vertreiben, so plastisch umgesetzt, dass man sich auch gut eine choreographierte oder inszenierte Version dieses Stückes vorstellen kann.

Sehr gut ist auch das Solistenquartett: Anna Harvey singt die Partie einer alten Frau mit markantem Mezzo, und Patrick Grahl gefällt mit markantem Tenor als Druide. Mit gut gerundetem Bariton gestaltet Johannes Kammler den Priester, und Rheinopern-Bassist Thorsten Grümbel kann als Wächter mit dunkel-sonorer Stimme beeindrucken.

Das Publikum feiert am Ende alle Beteiligten mit viel Applaus. Schön, dass sich der Philharmonischen Chor in alter Frische zurückmelden kann.

>> Gastspiele an der Dresdner Semperoper und in Berlin

Marie Jacquot ist seit Herbst 2019 Kapellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein und hat hier Gounods „Romeo et Juliette“, Humperdincks „Hänsel und Gretel“, Tschaikowskys „Der Nussknacker“ und eine DRK-Operngala geleitet.

Die Dirigentin ist in der laufenden Saison auch an der Deutschen Oper Berlin, der Oper Stuttgart und der Dresdner Semperoper zu Gast. Ab der Spielzeit 2024/25 wird Marie Jacquot Chefdirigentin den Königlichen Opernhauses Kopenhagen.