Duisburg-Ruhrort. Hinterhof-Trödel und Flohmarkt auf der Mühlenweide finden zum ersten Mal in Duisburg-Ruhrort gleichzeitig statt. Am Sonntag geht’s weiter.

Munter startete am Samstag in Duisburg-Ruhrort der diesjährige Hinterhoftrödel, der erstmals parallel zum Saisonstart des traditionellen Hafentrödels lief. Bei strahlend blauem Himmel und kräftigen Böen tummelten sich schon früh die Besucher, um zwischen Häkeldeckchen, Likörgläsern und Kinderfahrrädern nach Schnäppchen Ausschau zu halten. Alle, die am Samstag keine Zeit hatten, können übrigens am Sonntag noch eine Runde über die Mühlenweide drehen.

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„Für uns kommen die Trödelschätze erst in zweiter Linie, vorher wollen wir möglichst viele von den schönen Locations anschauen“, sagt Besucherin Gloria Thiemeier-Schmidt, die mit ihrer Familie extra aus Essen angereist ist. „Wir haben schon sensationelle Höfe gesehen, mit Kois im Teich, plätscherndem Wasserfall und allem Drum und Dran.“ Für zwei Trödelereignisse an einem Tag lohnt sich die Anfahrt doppelt und bei 32 geöffneten Höfen ist die Vielfalt beim Hinterhoftrödel groß.

Duisburger interessieren sich auch für die schönen Hinterhöfe in Ruhrort

Blick in einen Hinterhof an der Fabrikstraße.
Blick in einen Hinterhof an der Fabrikstraße. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Vom zugigen Durchgang bis zur großartigen Außenanlage ist alles dabei. Ein echtes Hof-Juwel hält die Karlstraße 45 bereit. Die efeubewachsenen Hinterfronten und blumengeschmückten Balkone des Karrees verbinden unerwartet viele Häuser miteinander und machen einen sehr einladenden Eindruck. Auf einer der gemütlichen Bänke hält Rosemarie Pütz ein Schwätzchen mit Nachbarin Marianne Bröggerbusch-Schmitjes neben einem kleinen, aber feinen Angebot von Porzellan und Glasvasen. „Wir machen immer bei allem mit, egal ob Advent mit Feuerschale und Glühwein oder Hoftrödel. Das ist nämlich eine ganz tolle Nachbarschaft hier, da sind wir echt gesegnet“, schmunzeln die Damen, die gern Komplimente für den schönen Hof entgegennehmen. Sie finden Ruhrort ausgesprochen liebenswert und wollen zu der besonderen Atmosphäre des Hafenstadtteils gerne aktiv beitragen, wann immer sich die Gelegenheit bietet.

Weniger hübsch, dafür aber einmalig ist die abgedunkelte „Trödelhöhle“ in der ehemaligen Pizzeria auf der Harmoniestraße. Dort wird gerade zwischen Spiegelkacheln an schwarz gestrichenen Wänden und alten Udo Lindenberg Platten um eine Playstation ohne das nötige Kabel gefeilscht. Der Käufer hatte sie doch gerne ausprobiert, aber er muss wohl der Versicherung des Bewohners glauben, das Gerät sei aus souveräner Hand. Für 20 Euro soll sie den Besitzer wechseln, oder kann man sich doch auf kabellose 15 Euro einigen? Auch tadellose Osterlamm-Backformen sind in diesem höchst alternativen Wohnzimmer mit Theke im Angebot.

Nachbarn freuen sich: „Wir sind echt dankbar, dass hier kulturell so viel organisiert wird“

In der Dr.-Hammacher-Straße trödeln Stephanie Liebich und Martin Opfer mit Vorliebe vor der eigenen Hintertüre. „Auf der Mühlenweide waren wir früher auch, aber da habe ich den ganzen Tag unseren Kleiderständer festgehalten,“ erinnert sich Liebich an vergangene Trödelaktionen. „Wir dachten damals eigentlich, dass ein Platz direkt an der Rheinbrücke optimal wäre, aber da kann es richtig schön zugig werden“, erklärt Opfer lachend. Im windgeschützten Hinterhof trödele es sich deutlich entspannter und man müsse die Second-Hand-Kleider und die selbstgegossenen Kerzen auch nicht so weit transportieren.

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Der Hafenkiez in Duisburg, hier haben Kreative ihr Zuhause – und Astrid Szibbat ihr Hutgeschäft. Foto: Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Von Denis de Haas (Text) und Ralf Rottmann (Fotos)

„Wir sind echt dankbar, dass hier kulturell so viel organisiert wird und es Leute wie Natascha Babic, Peter Jacques und Heiner Heseding vom Kreativquartier gibt, die sowas auf die Beine stellen“, sagen die beiden Hinterhoftrödler aus Überzeugung.

Auf der Mühlenweide sind am Samstag nur die Überzeugungstäter

Am Samstag haben nur einige Händler auf der Mühlenweide ihre Stände aufgebaut.
Am Samstag haben nur einige Händler auf der Mühlenweide ihre Stände aufgebaut. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Auf der Mühlenweide sind am frühen Samstagmorgen nur die Überzeugungströdler erschienen und gehen ans Werk. Zwischen den Ständen gibt es noch große Lücken, die gewerblichen Händler mit Autoscheibenwischern, Hula-Hoop Reifen und Glühlampensortimenten sind fast unter sich. „Ich schätze, dass der Wetterbericht heute einige private Leute abgehalten hat“, sind Daniela und Marco Belahouane überzeugt. Das professionelle Lego-Händler-Paar hat unverdrossen ihren bestens organisierten Anhänger ausgeräumt und Hunderte von kleinen Figuren übersichtlich aufgebaut.

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Bei den Trödlern am Kleiderstand gegenüber geht gerade der frisch aufgebaute Pavillon fliegen. Die Belahouanes fühlen mit. Solche Pavillons hatten sie anfangs auch. „Ein Windstoß und tausend Figuren könnten durch die Gegend fliegen“, sagt er und sie klopft zufrieden an das massive, windfest vertäute Eisenrohrgestell unter der dicken Dachplane. „Morgen ist bestimmt viel mehr los, weil die Leute merken, dass das Wetter immer besser wird“, ist Daniela Belahouane sicher. Diese Überzeugung teilt sie mit den wenigen Hobbytrödlern vor Ort.

„Heute sind nur die echten Süchtigen so wie wir hier, die anderen kommen morgen“, schmunzelt ein Händlerpaar, das seinen Wohnwagen im Rücken stehen hat. An ihrem Stand scannen gerade ein paar weibliche Trödelprofis mit konzentriertem Adlerblick und XL-Einkaufstrolley auf den Fersen das Angebot an Bilderrahmen, Sammeltassen und Porzellanpuppen.

>> Die nächsten Termine auf der Mühlenweide

Die nächsten Trödeltermine auf der Mühlenweide stehen schon fest. Am 7. und 8. Mai sowie von Samstag, 4. bis Montag, 6. Juni geht’s weiter.

Samstags haben Flohmarktliebhaber von 8 bis 18 Uhr die Gelegenheit nach Schnäppchen Ausschau zu halten, an Sonn- und Feiertagen geht’s von 11 bis 18 Uhr.