Duisburg-Ruhrort. Corona macht vieles anders: Statt Hafenfest gab es einen Hinterhoftrödel in Ruhrort. Mit Föhn und Waffeln haben die Verkäufer dem Regen getrotzt.

Die Organisatorin Natascha Babic föhnt sich auf ihrer Terrasse nur rasch die Haare trocken, dann steht sie wieder an ihrem Hinterhofstand und verkauft Puzzles und Backformen an die wetterfesten Besucher. „Wir Ruhrorter aus dem Hafenstadtteil sind doch schon immer mit allen Wassern gewaschen“, sagt sie tapfer.

Etwas trockener hatte sie sich ihr erstes Mal als Organisatorin des Hinterhoftrödels schon vorgestellt. Aber nun macht die gebürtige Wienerin, die in der Hafenstraße ein Nagel- und Fußpflegestudio betreibt, einfach das Beste draus. „Die Leute kommen auch bei Regen, weil sie gerne mal gucken wollen, wie wir hier so leben“, stellt sie fest und leert vorsichtig die nächste Wasserblase auf dem Pavillondach.

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In den Hausflur mit den schönen alten Zementfliesen von Miriam Tluka in der Dammstraße lockt ein köstlicher Duft nach frischgebackenen Waffeln, die man gegen Spende bekommt. Teig hat sie für 100 Waffeln gemacht. Sollte das Wetter weiter den Absatz bremsen, dann verteilt sie die übrigen einfach in der Nachbarschaft, sagt sie gut gelaunt. Aber im trockenen Hausflur etwas Süßes naschen, das gefällt den Besuchern ganz gut. Es kann also sein, dass die Nachbarn leer ausgehen.

Ein kleines Paradies an der Weinhagenstraße

Auch die Kinder machten gute Geschäfte beim Hinterhoftrödel in Duisburg-Ruhrort.
Auch die Kinder machten gute Geschäfte beim Hinterhoftrödel in Duisburg-Ruhrort. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Auf der Weinhagenstraße hat Petra Bergner ein echt uriges Hinterhofparadies mit Kübelpflanzen und grünem Bewuchs in den Mauerritzen. Sie hat für den Hinterhoftrödel alles schön aufgeräumt und nun warten ihre Schätze auf Kundschaft. Leider beginnt das Hochzeitsalbum schon, sich leicht zu wellen. Aber auch Bergner ist hoch motiviert, dem Tag das Beste abzugewinnen. „Wenigstens habe ich nicht alles runtergeschleppt“, sagt sie.

In der Fabrikstraße macht Sylvia Endrikat richtig gute Geschäfte in einem leerstehenden Ladenlokal, dessen Besitzer sie kennt. Einen amtlichen Hordenpott mit 19 Litern Fassungsvermögen verkauft sie für fünf Euro an Michael Hollmann, den Betreiber des Kultkiosks Hafenmund auf dem Neumarkt. „Super, da koche ich demnächst leckere Suppen oder Currys drin“, freut er sich über sein Schnäppchen. Der große Kochtopf stammt noch aus der inzwischen geschlossenen Fleischerei Meinert, verrät Endrikat. „Wie schade wäre das denn, sowas einfach wegzuwerfen,“ da sind sich Verkäuferin und Kundschaft einig.

Nicht alle angekündigten Trödelstellen hatten auch tatsächlich geöffnet

Was allerdings aus der Unterbauleuchte wird, die auch im Angebot ist, das ist nicht klar. Es gibt im leeren Ladenlokal nämlich keinen Strom, um die Lampe auszuprobieren. „Wir haben uns vorgenommen, alle offenen Hinterhöfe anzugucken,“ sagt Reiner Peters, der mit seiner ganzen Familie von Homberg mit dem Fahrrad rübergefahren ist. Nicht alle angekündigten Trödelstellen haben auch tatsächlich geöffnet. „Dreimal standen wir schon vor verschlossener Hoftür“, sagt er und schwenkt das feuchte Blatt mit den eingezeichneten Verkaufsorten. „Aber wir haben auch schon ein paar sehr malerische Höfe gesehen, für die hat es sich gelohnt ein bisschen Regen in Kauf zu nehmen.“

>>> DIE HINTERHOFIDEE SCHEINT IM TREND ZU LIEGEN:

Natascha Babic hat viel Herzblut in die Organisation des Hinterhoftrödels gesteckt, um ihren Stadtteil zu beleben. Sie bekam im Vorfeld sogar etliche Anfragen aus anderen Stadtteilen. Sie überlegt ernsthaft, ob sie im nächsten Jahr Laarer Hinterhöfe mit ins Programm aufnimmt. Aber bei Anfragen aus Duissern musste sie passen. Die Hinterhofidee scheint im Trend zu liegen.