Duisburg. . Marcus Strümpe begeisterte mit seinem Silvester-Orgelkonzert in der Duisburger Salvatorkirche. Warum sogar Schlagerfans auf ihre Kosten kamen.

Wenn Marcus Strümpe zum Silvester-Orgelkonzert in der Salvatorkirche einlädt, ist man immer wieder erstaunt, wie viele Zuhörer zu diesem musikalischen Jahreswechsel strömen. Diesmal stand das Konzert, das sogar besser besucht war als die letzte Aufführung des Weihnachtsoratoriums, unter dem Motto „Toccatissimo“

Mit der berühmtesten aller Toccaten eröffnet Marcus Strümpe den seriösen Konzertteil: Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in d-Moll tanzt virtuos durch den Kirchenraum. Klanglich wirkt das Stück hier gar nicht so wuchtig, wie man es von anderen Organisten kennt, denn Strümpe wählt eine schlankere Registrierung.

Dafür trumpft dann Johann Kuhnaus Toccata in A mächtig auf: Unter den wuchtigen Akkorden brodeln die Klangkaskaden nur so dahin. Mit der Macht einer Dampfwalze beginnt Max Regers Toccata und Fuge in d-Moll. Durch die beständigen Wechsel der Register bekommt diese Musik einen exzentrischen Anstrich. Schließlich klingt die Musik sogar so, als habe jemand eine Glasglocke über die Orgel gestülpt, so gedämpft und nebulös tönt die Orgel.

Skurriles Werk

Ein skurriles Werk der Orgelliteratur ist auch die Toccata settima von Michelangelo Rossi, die in einem chromatischen Schleiervorhang mündet. Unbeschwert wie ein Volkslied ist die Melodie in Pietro Yons Toccata for flutes, während die Begleitung aus einem wilden Flirren besteht. Fulminanter Abschluss des Toccata-Teils ist das Finale aus Charles-Marie Widors 5. Orgelsinfonie. Da staunt man, wie Strümpe diese wilde Kirmesmusik mit zehn Fingern und zwei Füßen spielen kann.

Mit seinen Organ-Fireworks startet Strümpe in das neue Jahr. Dabei gab es bekannte Stücke, die auch in den vergangenen Jahren erklungen waren wie das als Eurovisions-Fanfare bekannt gewordene Te Deum von Charpentier und „Kalinka“. Das in den Kirchenbänken und Gängen stehenden Publikum stimmt eine Klatsch-Marsch an.

Radetzky-Marsch und die Petersburger Schlittenfahrt

Strümpes Spezialität ist es aber, dass er immer ein paar Überraschungen parat hat: Diesmal sind es der Radetzky-Marsch und die Petersburger Schlittenfahrt. Bei „Happy Days are here again“ entscheidet sich das Publikum für die deutsche Version mit „Wochenend und Sonnenschein“. Eine schöne Idee von Strümpe ist es, dass er zum Ende des Steinkohlebergbaus das Steigerlied spielt. Bei der ersten Strophe singt die gesamte Kirche lautstark mit, bei den folgenden beiden Strophen sind nur die echten Kenner textsicher.

Auch die Schlagerfans kommen auf ihre Kosten: Von Tony Holiday gibt es ein ausgelassenes „Tanze Samba mit mir“, und sogar an „Felicita“ von Al Bano und Romina Power wagt sich Strümpe. Rasant vibrieren da die Begleitakkorde.

Nachdem der Organist die Orgelempore verlassen hat, schallen noch „Strümpe“- und „Zugabe“-Sprechchöre durch die Kirche, worauf der Organist noch nachliefert: Zum Abschied gibt es ein fröhliches „Eine Muh, eine Mäh“. Dann geht es für das Publikum hinaus in die Silvesternacht.

>>GLOCKENGELÄUT ZUM JAHRESWECHSEL

Zum Jahreswechsel richtete Pfarrer Stephan Blank einige Worte an die Konzertbesucher und dachte über die unterschiedliche Wahrnehmung von Zeit nach.

Dann läutet die Glocke der Salvatorkirche und dank vieler fleißiger Helfer konnten die Besucher mit Sekt oder Orangensaft auf 2019 anstoßen.