Duisburg. Was Gasverbraucher in Duisburg hinsichtlich eines möglichen Lieferstopps aus Russland wissen müssen und die Stadtwerke zu Preiserhöhungen sagen.

Die Bundesregierung bereitet sich auf einen möglichen Stopp der Gaslieferungen aus Russland vor. Aktuell befindet sich Deutschland noch in Stufe eins des Notfallplans. Die Redaktion beantwortet wichtige Fragen zu den aktuellen Entwicklungen sowie zu den Auswirkungen für Gasverbraucher in Duisburg, wenn der Ernstfall eintritt, und zu möglichen Preissteigerungen.

Wie abhängig ist Duisburg von russischem Gas?

Genau so wie Deutschland und das restliche Europa, sagt ein Sprecher der Netze Duisburg. Sie sind demnach als lokaler Netzbetreiber nur ein Teil eines gesamteuropäischen Verbundnetzes zur Gasversorgung und stehen daher in Abhängigkeit der Belieferung durch die überregionalen Ferngasnetzbetreiber. Gas aus Russland, aber auch aus Norwegen, den Niederlanden und aus anderen Ländern beziehungsweise Quellen wird in ein europäisches Verbundnetz eingespeist, das große Ferngasnetzgesellschaften betreiben. Diese Ferngasnetzbetreiber stellen eine Verteilung der Mengen untereinander sicher. An dieses Netz sind wiederum die Netze Duisburg angeschlossen, die dafür sorgen, dass Mengen der Gaslieferanten an deren Kunden verteilt werden.

Wie vorausschauend haben die Stadtwerke Duisburg Gas eingekauft?

Dafür ist nach Angaben des Unternehmens eine eigene Energiehandelsgesellschaft verantwortlich. Sie kauft demnach auf den Großhandelsmärkten in Europa Gas ein – in der Menge, die der Vertrieb der Stadtwerke anhand des (bisherigen) Verbrauchs der Kunden prognostiziert. Gleiches gelte für alle Kunden im Netz der Netze Duisburg – unabhängig vom Versorger. Die Stadtwerke betonen, dass sie die für ihre Kunden benötigten Energiemengen vorausschauend und oft schon Jahre im Voraus beschaffen. Mit Blick „auf den harten Wettbewerb auf dem Markt der Energieversorger“ werden Details zur Beschaffungsstrategie und auch zur Gasmenge aber nicht preisgegeben.

Die Stadtwerke Duisburg haben den Gaspreis zum 1. Januar 2022 erhöht. Sind in diesem Jahr aufgrund der aktuellen Entwicklung weitere Preissteigerungen geplant?

Die Neukunden-Tarife „PartnerErdgas Regional“ mit einer Laufzeit von einem oder zwei Jahren werden nach Angaben eines Sprechers regelmäßig den aktuellen Bedingungen des Marktes mit derzeit massiv schwankenden, aber hohen Erdgaspreisen angepasst. „Nur so können wir allen Interessenten jederzeit das bestmögliche Angebot machen.“ Der Gas-Grundversorgungstarif „PartnerErdgas Basic“ sei zum 1. April 2022 sogar gesenkt worden. Je nach Marktentwicklung könne aber „eine Anpassung dieses Tarifs in den nächsten Monaten erforderlich werden“. In Bezug auf die übrigen Gaspreise der Bestandskunden seien aktuell keine Anpassungen geplant.

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Wie haben die Netze Duisburg auf die von der Bundesregierung ausgerufene ersten Stufe des Gas-Notfallplans reagiert?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat an alle Gasverbraucher appelliert, den Verbrauch so gut wie möglich zu reduzieren.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat an alle Gasverbraucher appelliert, den Verbrauch so gut wie möglich zu reduzieren. © dpa | Tobias Schwarz

Diese erste Frühwarnstufe dient nach Angaben des Netze-Sprechers lediglich dazu, Netzbetreiber aufzufordern, vorsorglich die Mechanismen zu überprüfen, falls es zu einer kritischen Situation in der Gasversorgung kommen sollte. Diese ist aber laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erst einmal weiter gesichert. Er hat gleichzeitig an alle Gasverbraucher – von der Wirtschaft bis zu Privathaushalten – appelliert, den eigenen Verbrauch so gut wie möglich zu reduzieren. Aber: Erst in der dritten, der letzten Stufe des Notfallplans greift der Staat tatsächlich ein und regelt, wer vorrangig mit Gas beliefert wird und wer nicht. So soll sichergestellt werden, dass so genannte „geschützte Kunden“ – Privathaushalte, aber auch Krankenhäuser, Feuerwehr und Polizei – auch dann weiterhin Gas erhalten.

Wer wäre von einem Versorgungsengpass mit Gas betroffen?

Nach Angaben des Netze-Sprechers zählen zu den „ungeschützten Kunden“ Betriebe und Unternehmen. „Mit ihnen stehen wir sowieso seit Jahren im Austausch, aber eben auch aktuell.“ Nach Ausrufen der Frühwarnstufe zähle es zu den Mechanismen, mit ihnen nun Kommunikationswege und Ansprechpartner zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu benennen. Erst im Krisenfall gebe es vom Staat „klare regulatorische Vorgaben“, die dann umzusetzen seien.

Das passiert, wenn Russland kein Gas nach Deutschland liefert

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    Wie kann ich sicher sein, dass ich zu den „geschützten Kunden“ gehöre?

    Alle „ungeschützten Kunden“ sind nach Angaben des Sprechers von Netze Duisburg identifiziert und angeschrieben worden. „Wer also keine entsprechende Post bekommen hat, zählt zu den ,geschützten Kunden’.“

    >> IN DUISBURG 80.000 GASZÄHLER IM NETZ DER NETZE DUISBURG

    • Die Stadtwerke Duisburg machen mit Blick auf den umkämpften Wettbewerb im Energiemarkt keine Angaben zu genauen Kundenzahlen.
    • In Duisburg gibt es im Netz der Netze Duisburg nach Angaben des Sprechers rund 80.000 Gaszähler. Die Kunden, die zu diesen Gaszählern gehören, werden entsprechend ihrer Energielieferverträge von ihren Versorgern versorgt, darunter auch die Stadtwerke Duisburg.