Duisburg. Wie sich die Zahl der Haus- sowie Fachärzte entwickelt, wie hoch der Versorgungsgrad ist und von welchen Fachärzten Duisburg mehr als genug hat.

Die Zahl der Hausärzte ist im Gegensatz zu der der Fachärzte in Duisburg in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dies teilt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) auf Nachfrage der Redaktion mit. Die KVNo nennt Gründe für die Entwicklung sowie konkrete Zahlen und beantwortet weitere Fragen zur medizinischen Versorgung in Duisburg.

Wie ist die Zahl der Hausärzte in Duisburg gestiegen?

Laut Kassenärztlicher Vereinigung hat es 2018 in Duisburg 263,5 Hausärzte gegeben, 2020 waren es 267,05 und aktuell sind es 278,55. Selbstverständlich wird hier nicht in Köpfen gezählt: Die Zahl 0,5 zum Beispiel entspricht einem Arzt mit einer halben Stelle. Pro 100.000 Einwohner sind in Duisburg etwa 56,5 Hausärzte tätig. Der Versorgungsgrad liegt laut KVNo-Rechnung bei 105,3 Prozent und damit über der optimalen Versorgungsquote von 100 Prozent – über dem Sollplan also, der nach Verhandlungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit dem Spitzenverband gesetzlicher Krankenkassen im gemeinsamen Bundesausschuss beschlossen wurde.

KV Nordrhein: Stadt Duisburg unterliegt einer Sonderregelung

Wie ist der Anstieg bei den Hausärzten in Duisburg zu erklären?

Nach Angaben der KVNo waren für das Ruhrgebiet ursprünglich in der bundesweit geltenden Bedarfsplanungs-Richtlinie (BPL-RL) wegen der guten Erreichbarkeit von Ärzten in Nachbarkommunen höhere Verhältniszahlen (Arzt-/Einwohnerverhältnis) als im Rest des Landes vorgesehen. Man ist für diesen sogenannten Polyzentrischen Verflechtungsraum also davon ausgegangen, dass weniger Ärzte mehr Einwohner versorgen können, weil Duisburger zum Beispiel leicht zum Arzt nach Essen fahren könnten. Laut KV sah man hier dennoch Handlungsbedarf. So werde die allgemeine Verhältniszahl nun alle zwei Jahre bis 2028 nach und nach angeglichen – bis zum bundeseinheitlichen Niveau.

Als Teil des Regionalverbands Ruhr unterliege die Stadt Duisburg dieser Sonderregelung. So sei bereits jetzt ein Anstieg der Arztsitze zu verzeichnen, aber eben auch in den nächsten Jahren mit zusätzlichen hausärztlichen Niederlassungsmöglichkeiten in Duisburg zu rechnen. Diese „perspektivische Planung“ ist laut KV ein Grund, warum es hier trotz des hohen Versorgungsgrades von 105,3 Prozent noch 12,5 offene Sitze gibt. Fakt ist aber auch, dass es in keiner anderen Stadt im Bereich Nordrhein so viele offene Sitze bei den Hausärzten gibt.

Wie ist die Lage bei den Hausärzten in Nachbarstädten?

Essen und Oberhausen zum Beispiel unterliegen als Teil des Ruhrgebiets und Polyzentrischen Verflechtungsraums ebenfalls der Sonderregelung und können hier in den kommenden Jahren ebenfalls mit zusätzlichen Niederlassungsmöglichkeiten rechnen. In beiden Städten kommen aktuell aber schon jetzt mehr Hausärzte auf 100.000 Einwohner als in Duisburg (56,5). In Oberhausen sind es 58,4 bei insgesamt 118 Hausärzten (Versorgungsgrad: 102,9 Prozent; 8,5 offene Sitze), in Essen sogar 60 bei einer Gesamtzahl von 345,3 Ärzten (Versorgungsgrad: 108,6 Prozent; fünf offene Sitze).

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Wie ist die Situation bei den Fachärzten in Duisburg?

Eine vergleichbare Aussage zur Facharztdichte je 100.000 Einwohner ist laut KV demgegenüber schwierig zu treffen, da die Stadt Duisburg hier teilweise lediglich ein Teil des Planungsbereichs sei. Außerdem werden einige Arztgruppen auf Basis unterschiedlicher Einwohnerdaten geplant. Bei Frauenärzten zum Beispiel ist die weibliche Bevölkerung die Grundlage, bei Kinder- und Jugendärzten sind es die unter 18-Jährigen. Die aktuelle Anzahl der allgemeinen Fachärzte (Augenärzte, Chirurgen und Orthopäden, Frauenärzte, Kinder- und Jugendärzte, HNO-Ärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten und Urologen), die im Planungsbereich der Stadt Duisburg gezählt werden, liegt insgesamt bei 368,45.

Warum gibt es bei der Zahl der allgemeinen Fachärzte keinen kontinuierlichen Anstieg wie bei den Hausärzten?

Dies liegt nach Angaben der KV unter anderem an den bestehenden Zulassungsbeschränkungen. Bei einem Versorgungsgrad von über 110 Prozent ist ein Planungsbereich grundsätzlich für weitere Arztniederlassungen gesperrt. Unter dieser Grenze liegen in Duisburg nur die Kinder- und Jugendärzte (109,45 Prozent). Hier sei ein hälftiger offener Sitz ausgeschrieben. Ansonsten gelte die Stadt Duisburg für die Arztgruppen der allgemeinen fachärztlichen Versorgungsebene aktuell als rechnerisch überversorgt.

Versorgungsgrad bei HNO-Ärzten und Urologen besonders hoch

Bei welchen allgemeinen Fachärzten ist der Versorgungsgrad besonders hoch?

Bei bei den insgesamt 25,75 HNO-Ärzten (130,04 Prozent) und vor allem bei den 19 Urologen (135,96 Prozent). Die KV betont, dass ab einem Versorgungsgrad von 140 Prozent – von Ausnahmen abgesehen – auch kein Sitz mehr weitergegeben werden kann, wenn ein Arzt aufhört. Der betroffene Mediziner würde in einem solchen Fall dann finanziell von der KV entschädigt.

Wie hoch ist die Zahl der restlichen Fachärzte in Duisburg?

89,75 – wobei Anästhesisten, Fachinternisten, Kinder- und Jugendpsychiater und Radiologen sowie Humangenetiker, Laborärzte, Neurochirurgen, Nuklearmediziner, Pathologen, Physikalische und Rehabilitations-Mediziner, Strahlentherapeuten und Transfusionsmediziner nach Angaben der KVNo für den gesamten Bereich Nordrhein geplant werden. Die Stadt Duisburg bildet auch hier lediglich einen Teil des Planungsbereichs ab.

Unterversorgung bei keiner Arztgruppe

Gibt es bei einzelnen Arztgruppen eine Unterversorgung in Duisburg?

Nein. Dies gilt laut KV für jeden Planungsbereich im gesamten Gebiet Nordrhein. Von einer Unterversorgung spreche man bei den Hausärzten bei einem Versorgungsgrad von 75 Prozent und weniger, bei den Fachärzten bei einem Grad von 50 Prozent und weniger. Davon ist Duisburg bei den Hausärzten (105,3 Prozent) und vor allem bei den allgemeinen Fachärzten mit Versorgungsgraden teilweise über 130 Prozent (HNO-Ärzte und Urologen) weit entfernt.

Wie sind die Haus- und Fachärzte in Duisburg verteilt? Gibt es ein Nord-Süd-Gefälle?

Laut KV gibt es Haus- und Facharztpraxen im gesamten Stadtgebiet. Nach Bezirken aufgeschlüsselte Versorgungspläne gibt es nicht. Ein signifikantes Nord-Süd-Gefälle, so die KVNo, sei aber nicht zu erkennen. Wie in anderen Großstädten auch lasse sich aber eine leichte Konzentration von Praxisstandorten in der City beobachten.

>> KASSENZULASSUNGEN / HAUSARZTDICHTE IM VERGLEICH

• Es ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen, die vertragsärztliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten und durch Zulassungen und Beschränkungen der örtlichen Arztregister die Niederlassungen von Ärzten zu steuern.

• Der Vergleich der Hausarztdichte von Duisburg mit der in ganz anderen Regionen Deutschlands hinkt laut KVNo, da Duisburg bei der Bedarfsplanung als Teil eines Ballungsraumes betrachtet wird, in dem Patienten kurze Wege auch zu Ärzten in anderen Städten haben (siehe oben). Den reinen Zahlen nach zählte Duisburg Ende 2018 mit 55 Hausärzten pro 100.00 Einwohner zu den bundesweit zehn Kommunen mit der niedrigsten Hausarztdichte. Mit mehr als 90 Hausärzten je 100.000 Einwohner hatten dagegen Städte außerhalb von Ballungszentren wie Kaufbeuren, Würzburg, Garmisch-Partenkirchen, Freiburg und Weimar die höchste Hausarztdichte.

>> ÄRZTE IN MEDIZINISCHEN VERSORGUNGSZENTREN (MVZ) IN DUISBURG

  • Ärzte und Psychotherapeuten, die in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) arbeiten, werden nach Angaben der KV Nordrhein wie auch jene etwa in Einzelpraxen oder Berufsausübungsgemeinschaften anhand ihres Tätigkeitsumfanges statistisch mitgezählt.
  • In Duisburg seien aktuell knapp sechs Prozent der Hausärzte und knapp acht Prozent der allgemeinen Fachärzte in solchen Zentren tätig.
  • Der Anteil sei je nach Arztgruppe stark abweichend. So arbeiten laut KV beispielsweise in Duisburg 20 Prozent der Augenärzte in MVZ, HNO-Ärzte dagegen derzeit gar nicht.